Biener Tropfen und Pölkerwanderung

Dorfkneipen in Altenlingen, Holthausen und Biene

Die Gaststätte Pölker in Altenlingen um 1900

An der Hauptstraße von Lingen nach Norden liegen die Dörfer Altenlingen, Holthausen und Biene, heute allesamt Ortsteile der Großen selbständigen Stadt Lingen. In allen drei …

Die Gaststätte Pölker am Kanal in Altenlingen, um 1910

Orten profitierten die Dorfkneipen vom durchreisenden Verkehr. Davon konnten sich Michael Merscher und Andreas Eiynck vom Emslandmuseum bei ihren Forschungen rasch überzeugen.

In Altenlingen lockten früher beiderseits des Kanals die alten Gasthöfe Thien und Pölker. Beide Lokale sind aus alten Bauernhöfen mit einer Ausschankkonzession entstanden. Thien erhielt diese Konzession 1855, Pölker war vermutlich noch älter und entwickelte sich zuerst zu einem Ausflugslokal für Lingener Spaziergänger und später zu einem ansehnlichen Saalbetrieb.

Bassist Werner Dust beim Beat-Konzert auf der Bühne im Saal Pölker

In den 60er und 70er Jahren zogen sonntagsnachmittags die jungen Leute aus der Stadt zur „Pölkerwanderung“ nach Altenlingen, um dort bei einem flotten Beat das Tanzbein zu schwingen. Mangels Nachfolger musste das Lokal leider schließen und wurde vor einigen Jahren angebrochen.

Die alte Gaststätte Thien in Altenlingen um 1900

Der Gasthof Thien entwickelte sich zu einem Saalbetrieb und Hotel. Eine besondere Attraktion ist dort die Außenterrasse direkt am Kanalufer. In den 60er Jahren kam als weiterer Dorfgasthof der „Tannenkrug“ der Familie Timmer hinzu, bis heute bekannt auch für seinen Saalbetrieb und seine Kegelbahnen.

Die frühere Gaststätte Grove in Holthausen

Am Ortseingang von Holthausen lockte der Gasthof Grove, verbunden mit eigener Landwirtschaft, einheimische wie auswärtige Gäste. Auch die nahegelegene Erdölraffinerie brachte viele Besucher in dieses Lokal. In den 60er Jahren kam in Holthausen die Gaststätte Plagge hinzu, heute ein Hotelbetrieb mit Gästehaus.

In Biene gab es von Alter her die beiden Schankwirtschaften Keuterjans und Brümmer. Beide gingen aus Bauernhöfen mit Schankkonzession hervor. Brümmer erhielt die „obrigkeitliche Genehmigung zum Betrieb einer Schenkwirthschaft“ bereits im Jahre 1876.

Die alte Gaststätte Brümmer in Biene

Das Lokal war verbunden mit einer Dorfschmiede. Während dort die Pferde beschlagen wurden, konnten die Bauern an der Theke eben einen nehmen. Der Schmied und Wirt Brümmer war aber auch als „Zahnbrecher“ bekannt und hat so manchen Biener von seinen Zahnschmerzen befreit. Später wurde die Schmiede geschlossen und dafür 1927 ein Saal angebaut. Nebenbei betrieben Brümmer auch noch Landwirtschaft.

Die neue Gaststätte Brümmer in den 70er-Jahren

1975 übernahm Paul Brümmer den von seinem Großvater gegründeten Betrieb, der heute als beliebter Dorfgasthof von seiner Tochter fortgeführt wird.

Nach dem Bau der Kirche in Biene entstand direkt gegenüber der „Hubertuskrug“ der Familie Roth, bis vor einigen Jahren ein beliebter Treffpunkt mit viel Stammkundschaft an der Theke und eigenem Saal. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam noch die Gaststätte Pieper hinzu.

Das Forsthaus im Biener Busch, später Gaststätte Kahle-Wessing

Eine besondere Geschichte hatte die Gaststätte Kahle-Wessing am Biener Busch. Anfangs war dort die Revierförsterei untergebracht, in der sich die Waldarbeiter stärken konnten, während die Ausflügler zum Biener Busch sich gerne auf der Terrasse niederließen. Als in den 1930er-Jahren der DJK-Sportverein Biene den Sportplatz am Biener Busch anlegte, diente die Wirtschaft Kahle nicht nur als Stadionwirtschaft, sondern auch als Umkleideraum.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Maria Wessing über 30 Jahre lang bis 1996 die kleine, aber sehr beliebte Gastwirtschaft.

Neben dem obligatorischen Rolinck-Bier stand in allen Biener Gaststätten der „Biener Tropfen“ hoch im Kurs, ein hochprozentiges Produkt regionaler Herkunft aus der 1788 gegründeten „Dampfkornbranntwein Brennerei und Likörfabrik“ Roth in Biene, erhältlich als Korn wie als Wacholder. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Wehrmacht hier noch größere Mengen Alkohol für den Endsieg bevorratet, die dann beim Herannahmen der Front vernichtet werden sollten. Spontan zeigten sich alle umliegenden Bauerschaften bereit, dabei mit einem gewissen Kontingent behilflich zu sein. So gelangte der Schnaps jedenfalls nicht mehr in Feindeshände bzw. in Feindeskehlen.