Päckchen von anno dazumal

3. Dezember 2020

Spanschachteln waren die Päckchen im Zeitalter der Postkutsche

Jeden Tag fahren sie ein paar Mal durch unsere Straße, die Auslieferungsfahrzeuge von DHL, Hermes, UPS und wie sie alles heißen. In der Vorweihnachtszeit

Rest einer Adressaufschrift und eines Siegels

kommen sie noch öfter als sonst und in den Tagen unmittelbar vor Weihnachten brechen alle Dämme und selbst die ausgefeilteste Logistik kann die Mengen der Pakete dann nicht mehr bewältigen.

Ein Paket, das ist heutzutage meisten eine Schachtel aus Pappe. Die ist leicht, preiswert und umweltfreundlich, weil recyclebar. Früher waren handgeschöpftes Papier und Pappe ein teurer Material und zum Verpacken von Päckchen viel zu schade. Als Transportbehälter dienten vielmehr Spanschachteln, die damals im Bayrischen Wald oder in Thüringen von armen Familien in Heimarbeit für kleines Geld angefertigt wurden. Stabil, leicht und haltbar waren sie die Transport- und Verwahrbehälter für alles, was trocken und luftig gelagert oder transportiert werden musste, etwa Textilien oder Kurzwaren.

Bemalte Schachteln dienten meist zur Aufbewahrung wertvoller Textilien, die man nicht in die Truhe oder den Kleiderschrank stopfen wollte, etwa Trachtenhauben mit wertvollen Stickereien oder Biedermeiermützen mit Seidenbändern und Spitzen. Auch als Geschenkverpackung waren die hölzernen Schachteln mit den passenden Bildern und Inschriften beliebt: Ein Liebesbar, der Klapperstorch, die liebreizende Dame oder der stolze Reiter waren weit verbreitete Motive. Sie waren seit den 1960er-Jahren ein beliebtes Sammelgebiet bei Liebhabern alter Volkskunst und sind in vielen Museen ausgestellt.

Spanschachteln waren die Kartons von anno dazumal

Unbemalte Schachteln dienten vorzugsweise als Transportbehälter. Adresse und Absender konnte man auf den Deckel schreiben, Platz für Paketaufkleber und Gebührenmarken war dort ebenfalls vorhanden. Im Gegensatz zu den bemalten Schachteln sind die einfachen Behälter aber nur in sehr geringer Zahl überliefert.

Ein seltenes Exemplar aus der Sammlung des Emslandmuseum lässt seine Verwendung als Postpaket bis heute erkennen. Als Absender ist die Firma August in Haselünne angegeben und als Empfänger eine Familie in Lingen. Den Namen des Empfängers haben die Vorbesitzer leider ausradiert.