Es lebe der Sport

frisch, fromm, fröhlich, frei

Turnerriege der DJK Emsbüren zu Beginn der 20er-Jahre

Turnen und Sport als organisierte gesellschaftliche Bewegung entstanden in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. So wurde bereits 1858 der Männer-Turnverein Lingen gegründet. Der Name besagt schon, dass es dabei nicht um Breitensport

oder Fußball ging, sondern um Turnübungen für einen exklusiven Kreis von Herren aus dem Lingener Bürgertum. Gemäß dem Motto „frisch, fromm, fröhlich, frei“ des Turnvaters Jahn wurde dort nicht nur an Sportgeräten trainiert, sondern auch das gesellschaftliche Leben gepflegt.

Der Turnverein „Gut Heil“ in den 30er-Jahren

1882 kam mit dem Turnverein „Gut Heil“ ein zweiter Sportverein in Lingen hinzu. Mannschaftssportarten wie Fußball oder Handball waren um diese Zeit im Bürgertum noch verpönt. Den Siegeszug des Fußballs hielt die jedoch nicht auf: 1910 gründeten 13 Lingener Fußballer den Lingener Sportverein (LSV), der später mit „Gut Heil“ zum TUS Lingen fusionierte. Bald wurde dort neben Fußball auch Leichtathletik angeboten.

In den 1920er-Jahren schossen die Sportvereine im Emsland wie Pilze aus dem Boden. Weit verbreitet waren die DJK-Sportvereine (= Deutsche Jugend-Kraft)., ein katholischer Sportverband. Anfang 1933 gab es im Emsland 76 DJK-Abteilung. Später lösten die Nationalsozialisten den Verband kurzerhand auf. Viele heutige Sportvereine haben in der DJK-Bewegung ihre Wurzeln und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg unter veränderten Namen neu gegründet. Hierzu gehören zum Beispiel der SV Holthausen-Biene, der SV Olympia Laxten von 1919 oder der SV Voran Brögbern von 1922.

Um die gleiche Zeit entstanden in ganz Deutschland auch die Eisenbahner-Sportvereine. In der traditionsreichen Eisenbahnerstadt Lingen wurde 1927 ein ESV als „Reichsbahn-Sportgemeinschaft“ gegründet. Sein Sportbetrieb und seine Sportstätten wurden vom Eisenbahnwerk sehr unterstützt. Der Verein verfügte bald über eine eigene Sporthalle mit Kegelbahn, eine Ruderabteilung mit eigenem Bootshaus am Kanal und eine Badeanstalt an der Ems in Schepsdorf.

Als weithin bekannter Spielort entstand nach dem Ersten Weltkrieg der legendäre Sportplatz an der Wilhelmshöhe, wo neben Fußball und Feldhandball auch Leichtathletikwettkämpfe stattfanden. Als Umkleideraum dienten lange Zeit die Nebenräume des Festlokals.

Im 19. Jahrhundert waren Sport und Turnen noch weitgehend Männersache. Erst nach der Jahrhundertwände kam auch der weibliche Sport in Schwung, zum Beispiel durch athletische Übungen mit Keulen oder Ringen.

Auch früher schon entstanden neue Trendsportarten. So wurde in Turnerkreisen in den 20er-Jahren das Rhönrad als Sportgerät populär. Auch das Tennis entwickelte sich erst allmählich zu einem Breitensport. Manche andere früher weit verbreitete Sportarten wie Feldhandball oder Hockey sind heute fast vergessen.

Spielfeld mit „Runkelkuhlen“ 1947 in Freren