In der Weihnachtsbäckerei

Bäckerhandwerk hat im Advent Hochkonjunktur

In der Backstube der Bäckerei Lüttel in Clusorth-Bramhar, um 1920

Einer der ältesten Berufe ist das Bäckerhandwerk. Bis heute werden viele Backwaren in handwerklicher Produktion hergestellt. Dies gilt besonders in der Advents- und Weihnachtszeit.

Gewölbebackofen in einem Backhaus in Elbergen, um 1990

Professionelle Bäcker gab es früher eigentlich nur in den Städten. Auf dem Lande hatte man auf jedem größeren Bauernhof ein Backhaus mit einem Gewölbebackofen.

Mit Brotschieber und Mehlsack vor dem Backhaus mit Gewölbebackofen (links), um 1920

Dort backten der Bauer und seine Heuerleute selber ihr Schwarzbrot, das aus grobem Roggenschrot hergestellt wurde. Bis das Pumpernickel gar war, dauerte es oft 24 Stunden. Danach war der Ofen immerhin noch so heiß, dass man einen Plattenkuchen oder ein paar Plätzchen darin backen konnte.

Für andere Brotsorten und Feingebäck benötigte man feines Mehl und bessere Öfen. Deshalb entstanden seit dem 19. Jahrhundert in vielen Städten und Dörfern professionelle Bäckereien mit technisch gut ausgerüsteten Backöfen. Hier konnte in mehreren unterschiedlich großen Öfen gleichzeitig gebacken werden, was die Vielfalt der Backwaren wesentlich steigerte. Auch eine Regulierung der Hitze war hier viel einfacher als im Gewölbebackofen. In keiner Backstube fehlten der Backtrog und der lange Ofenschieber, mit dem die Brote aus dem heißen Ofen gezogen wurden.

Häufig waren die Bäckereien kombiniert mit einer Kornmühle, einer Gaststätte oder einem Lebensmittelladen, besonders in den Dörfern und in den Landbäckereien. Dort konnte sich die Landbevölkerung versorgen. In den Städten gab es Bäckereien in jedem Wohnviertel.

Bäckerwagen in Freren, um 1950

Außerdem fuhren Bäckerwagen durch die Straßen und belieferten die Kunden an der Haustür mit Brot und Backwaren. Früh morgens flitzten die Brötchenjungen durch die Straße und legte den Kunden die Brötchentüten vor die Haustür.

Brotverkauf auf der Theke der Gaststätte und Lebensmittelhandlung Klüsener in Elbergen

Die Vielzahl von Backwaren, wie sie in einem heutigen Backshop angeboten werden, war in früheren Zeiten unbekannt. Abwechslung boten Gebäcke zu bestimmten Festtagen, etwa Krapfen zu Neujahr und am Rosenmontag, „Gööse“ in Form einer Gans zum Martinstag oder Stutenkerle zum Nikolausfest. Außerdem wurde zu den Feiertagen Weißbrot und Kuchen angeboten. Rosinenstollen, Pfeffernüsse und Spekulatius waren auch in früheren Zeiten schon beliebte Adventsgebäcke. Die aus Holz geschnitzten Plätzchenformen sind in vielen früheren Bäckerfamilien bis heute erhalten.

Wie die meisten anderen Handwerke waren auch die Bäckerei früher ein reiner Männerberuf. Typische Berufskleidung waren die weißen Oberteile und Bäckerschürzen, auf denen der Mehlstaub nicht so leicht zu sehen war. Dazu trug man die typische Bäckermütze.

Eine Besonderheit bildeten die Konditoreien, in denen Torten und Feingebäck hergestellt wurden. Natürlich alles in Handarbeit. In Lingen gab es mehrere solche Konditorbetriebe, die man früher aus als Zuckerbäckereien bezeichnete.

Schon in den 70er-Jahren begann die große Schließungswelle der kleinen Bäckereien. Immer mehr Backwaren kommen seitdem aus der Backstraße oder der Brotfabrik und werden fertig verpackt in Supermärkten angeboten. Nur wenige Bäckereien haben sich als Filialisten mit einem breiten Angebot von Brot, Brötchen, Kuchen und leckeren Snacks am Markt behaupten können.