Alle Jahre wieder

Weihnachten anno dazumal

Weihnachten in der großen Küche auf Schloss Herzford, um 1930

Weihnachten kommt alle Jahre wieder, aber jedes Jahr ist es doch irgendwie anders. Denn als Hauptfest und Höhepunkt des Jahres ändert es immer wieder …

Weihnachten in einem Bauernhaus in Wietmarschen, um 1930

seinen äußeren Rahmen, von der Kriegsweihnacht über den Konsumrausch bis zum Corona-Christfest anno 2020 und 2021.

Seit fast 2000 Jahren ist Weihnachten das Hauptfest der Christenheit. Geblieben ist die Kernbotschaft: Gottes Sohn ist Mensch geworden. Aber alles andere rund um das Weihnachtsfest hat sich doch immer wieder stark verändert. Denn der Umgang mit Weihnachten ist ein getreuer Spiegel der jeweiligen Zeitverhältnisse: Krieg und Frieden, Armut und Reichtum, Krankheit und Gesundheit.

Im alten Emsland kündigte in der Adventszeit das „Middewinterhornblasen“ das kommende Fest an. Mit einem selbstgebauten Blasinstrument, dem Middewinterhorn, blies man ab dem Nachmittag dumpfe Töne in die Dämmerung. Der erste Nachbar begann, weitere Nachbarn antworteten und so zog die frohe Botschaft von Haus zu Haus durch Bauerschaften und Dörfer über das weite Land. In vielen Dörfern in den Niederlanden, aber auch in manchen Orten in der Grafschaft und im Emsland ist dieser uralte Brauch heute noch lebendig.

Kriegsweihnachtsfeier auf der Lingener Wilhelmshöhe 1943

In den alten Bauernhäusern kannte man noch keinen Weihnachtsbaum und die Geschenke fielen vergleichsweise bescheiden aus. Höhepunkt war die Christmette, denn so feierlich ging es in der Kirche an keinem anderen Tage im Jahr zu. Die Kerzen funkelten und die Orgel brauste wie ein Sturm. Oft führte der Weg zur Kirche früher durch Kälte und Schnee. In den Gasthäusern im Dorf musste man sich dann erst einmal aufwärmen, denn das Gotteshaus war ja ungeheizt.

In den katholischen Kirchen wurden auch die ersten Weihnachtskrippen aufgebaut. Die Jesuiten sollen diesen Brauch im Emsland verbreitet haben, häufig in Verbindung mit Krippenspielen. Diese ersetzten das traditionelle „Hirtenblasen“, bei dem während der Messe zur passenden Stelle im Weihnachtsevangelium mit selbstgebauten Signalhörnern ein Höllenlärm geblasen wurde, um das Christkind standesgemäß zu begrüßen.

Weihnachten in einer Familie in Lingen, um 1940

Das heutige Weihnachtsfest mit Tannenbaum und gekauften Geschenken in hübscher Verpackung ist stark geprägt durch das bürgerliche Christfest im 19. Jahrhundert. Weihnachtsbäume lernten die meisten Emsländer ab er erst als Soldaten im Ersten Weltkrieg bei den Weihnachtsfeiern an der Front kennen. Auch in Hotel und Gaststätten wurden solche Lichterbäume aufgestellt. Dank Weihnachtskugeln, Lametta und Engelshaar waren die Tannenzweige oft kaum noch zu erkennen. Die Wachskerzen mit offener Flamme steckten manchen Weihnachtsbaum in Brand und zu einem richtigen Weihnachtsfest gehörte früher üblicherweise auch ein Einsatz der örtlichen Feuerwehr.

Beliebte Geschenke für die Kinder waren einst Holzspielzeuge, Puppen und Puppenstuben sowie Modelleisenbahnen und Metallbaukästen. Hinzu kamen praktische Geschenke wie Schuhe, Kleidungsstücke oder Schulranzen, die bei den Kindern allerdings weniger beliebt waren. Die Erwachsenen freuten sich über Liköre und Pralinen.

Weihnachten war und ist ein Familienfest. Nur waren die Verwandtschaften früher eben größer und so wurde am ersten und zweiten Weihnachtstag oft im großen Kreis gefeiert. Hierzu gehörte ein Festessen mit einem anständigen Weihnachtsbraten und einem leckeren Nachtisch.

Am Zweiten Weihnachtstag, dem Fest des Heiligen Stephanus, gingen die Männer gerne zum sogenannten „Stephanus steinigen“. Dabei wurde aber nicht mit Steinen geworfen, sondern mit Gläsern gekippt. Dieser Brauch setzt sich in Form der Weihnachtspartys fort und ist heutzutage auch nicht nur nur bei Männern beliebt.