Das als Bauernhaus Berlage in Lengerich

Nachruf auf ein Denkmal bäuerlicher Kultur im Emsland

Das Bauernhaus Beerlage auf einer Ansichtskarte von etwa 1905

Vor einigen Wochen verschwand eines der ältesten und markantesten Bauernhäuser im alten Kirchspiel lengerich aus dem Ortsbild im nördlichen Teil der Gemeinde: das Haus Berlage. Es war von alters her mit einer Wassermühle und einem Ausschank verbunden.

Die Hofstelle Berlage mit der Zugehörigen Wassermühle an der Lonnerbecke wird schon 1550 in einem Höfeverzeichnis der Grafschaft Lingen erwähnt. Die alte Wassermühle mit den Mühlenteichen wurde bei der Flurbereinigung vollständig beseitigt und der Lauf der Lonnerbecke verlegt.

Das Bauernhaus Berlage entstand im 18. Jahrhundert und erhielt einen aufwendig verzimmerten Fachwerkgiebel, der den Bauten im Museumsdorf in Cloppenburg nicht nachstand.

Die Küche mit Herdwand und Rauchfang (1989)

1829 erfolgte eine Verlängerung des Hauses. Damals wurde auch eine Trennwand zwischen Küche und Diele eingezogen. Den Mittelpunkt der geräumigen Küche, die quer durch das Haus ging, bildete ein offenes Herdfeuer unter einem großen Rauchfang.

An der Rückseite des Herdfeuers wurde eine Herdwand mit dekorierten Sandsteintafeln und kunstvoll bemalten niederländischen Wandfliesen eingebaut.

Die mittlere Sandsteintafel zeigte die Jahreszahl 1830. Vor der stand Wand ine einfache Herdbank. Sie bildete früher im Winter den wärmsten und damit den beliebtesten Ort im ganzen Haus.

Die Fliesenwand mit Bildern

Die mit Fliesen verkleidete Herdwand zeigte drei Fliesengemälde: in der Mitte eine Blumenvase sowie links und rechts einen Bauern bei der Feldarbeit in einer holländischen Landschaft. Der Überlieferung nach wurden diese Fliesen von Hollandgängern aus der Nachbarschaft bei ihrer Rückkehr aus den Niederlanden im Rucksack mitgebracht.

Bis 1921 brannte in der Küche bei Beerlage ein offenes Feuer. Dann heiratete eine junge Frau ein und anstelle des Herdfeuers wurde eine eiserne Kochmaschine mit einer großen Herdplatte aufgestellt, die bis in die 1990er-Jahre ihren Dienst tat. Später wurde die große Küche in mehrere Räume aufgeteilt.

Eine Anrichte aus der Zeit um 1830

Ende der 1980er-Jahre erstellte das Emslandmuseum eine Fotodokumentation des Hauses Berlage. Damals befanden sich in dem Haus noch zahlreiche alte Bauernmöbel aus vielen Generationen der Familie. Außerdem ein uralter, aus Bronze gegossener Kochtopf, alte Steinzeugkrüge und vieles andere mehr.

Dreibeintopf aus Bronze aus dem 17. Jahrhundert

In den Steinzeugkrügen wurde früher vorzugsweise selbstgebrautes Bier aufbewahrt. Im Hause Berlage befand sich nämlich von alter her ein Ausschank. Besonders nach der Eröffnung der Kleinbahn Lingen-Berge-Quakenbrück im Jahre 1906, die in der Nähe des Hofes einen Haltepunkt einrichtete, war die alte Küche bei Berlage oft gut mit Gästen frequentiert.