Das Kriegsende in Freren

Aus den Erinnerungen von Elisabeth Hofschulte

Das Bauernhaus Frericks in Thuine ging beim Durchzug der Front im April 1945 in Flammen auf

Elisabeth Hofschulte stammte von dem großen Bauernhof Hofschulte mitten in Freren direkt neben der katholischen Kirche. Sie war Lehrerin und während des Krieges an der Schule in Haselünne tätig. Ihr Bruder Alois befand sich als Soldat im Einsatz. Das Kriegsende erlebte sie in ihrem Elternhaus in Freren und

zeichnete ihre Kriegserlebnisse Ostern 1952 bei einem Besuch in Freren auf und hat diesen Bericht später noch mehrfach ergänzt.

Freren, 14.4.1952 (Ostermontag)

7 Jahre sind jetzt verflossen, seit der Krieg mit seinen Schrecken durch unsere Heimat zog und wir ihn zum ersten, hoffentlich auch zum letzten Male, wirklich erlebten. So hatte man ihn sich nicht vorgestellt! Wer hätte überhaupt je gedacht, daß unsere abgelegene Ecke einmal Kriegsschauplatz werden würde? Ja, daß die Feinde, wenn es je so weit kommen würde, das Rheinland und das Ruhrgebiet besetzen und weiter nach Berlin ziehen würden, das wäre etwas anderes gewesen! Man konnte sich überhaupt gar nicht vorstellen, wie das sein würde, wenn wir „Frontgebiet“ würden. Und doch rückte die Front, langsam, aber sicher, jeden Tag ein Stück näher. Abends sah man im Südwesten zwei riesige Scheinwerferstrahler am Himmel stehen. Diese zeigten das Kampfgebiet an. […]

Wehrmachtssoldaten warten vor der evangelischen Kirche in Freren auf ihren Einsatz

Die Front rückte näher. Immer mehr Soldaten, anfangs einzelne, dann in Gruppen, kamen durch und sprachen bei uns vor, man wollte übernachten, sich etwas erfrischen, ausruhen, etwas zu essen haben. In der Nacht vor Karfreitag kam Angela angelaufen, weckte alle und meldete, „sie“ kämen noch in der Nacht von Rheine her, wir sollten uns nur schon darauf vorbereiten. „Sie“, das waren die Feinde, ob Engländer oder Amerikaner, das wußte man nicht. Die Nachricht ging durch ganz Freren, alle Häuser waren erleuchtet, sämtliche Leute waren auf uns saßen in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten Aber die Nacht verging und es geschah nichts. Es war nur Gerücht gewesen; wer es aufgebracht hatte, wußte niemand. So einfach, so sang- und klanglos sollte di Sache dann doch nicht vor sich gehen! Und überdies war es noch lange nicht so weit! Es sollten noch über 8, zum Teil recht lange, schwere Tage vergehen!

Die Eisenbahn fuhr noch, aber nicht mehr bis Rheine. Reine war schon besetzt. Am Ostermontag erhielten wir zu unserer großen Freude noch einen Brief von Alois aus Kellinghusen hinter Hamburg. Er schreib aus dem Lazarett. Uns fiel ein Stein vom Herzen! Wie habe dich dem lieben Gott gedankt, daß uns diese Nachricht noch gerade vor Toreschluß erreichte! So viel ich weiß, war es des letzte Zug aus der Quakenbrücker Richtung, der uns diese Post brachte. Einen Tag später wäre es schon zu spät gewesen. Wir konnten noch einen Brief zu Alois zurückschicken, dann hörte jede Zugverbindung nach dem „Norden“ auf. Vom „Süden“, der schon hinter der Front lag, erfuhr man überhaupt gar nichts. Es war, als hörte die Welt dort auf. […]

Über die Königstraße zogen die Engländer nach Freren ein

Es kam der Befehl, alle Kriegs- und Zivilgefangenen müßten aus der Kampfzone heraus und sollten abmarschieren. Welches Schicksal ihnen zuteil würde, wußte niemand. Ein langer Zug von Gefangenen bewegte sich über die Mühlenstraße in Richtung Andervenne, Fürstenau. Auch unsere beiden Franzosen, Josef Paitain und Colestin (beide aus Südostfrankreich) mußten mit. An einem Mittag stehen drei munge Franuzosen (18 bis 19 Jahre alt), in Zivil, vor der Tür und bitten um etwas zu essen. Sie hatten sich vom Zuge entfernt, da sie einfach nicht mehr weiter konnten. Man sah es ihnen an, sie waren zum Umfallen. Ich kam mit ihnen ins Gespräch und merkte, daß sie gern bleiben wollten. Wie behielten einen davon, den hungrigsten, „Jan“, der sich nachher recht dankbar zeigte. Die andern beiden schickten wir weiter in die Stadt zu Leuten, die auch ihren kriegsgefangenen Franzosen los geworden waren. Sie haben beide gute Unterkunft gefunden. Unsere beiden Franzosen, Josef und Colestin, erschienen übrigens zwei Tage später abends im Dunkeln wieder bei uns, nachdem sie sich einen Tag und eine Nacht auf der Ackerswiese versteckt gehalten hatten. Sie erzählten, daß sie sich gar nicht mit den übrigen in Marsch gesetzt hätten, sondern sich schon in der Nähe der Bahn (wo das Lager war) „verdrückt“ hätten. Die Posten müssen wohl in der Aufregung und dem Durcheinander dieser Tage nichts gemerkt haben. Wie nahmen die beiden selbstverständlich wieder auf und wiesen ihnen den Bodenraum über dem neuen Schweinestall, der mit Stroh bepackt war, als Aufenthalt. Sie wagten nicht herunterzukommen wegen der ständig zunehmenden Soldaten, die durch unser Haus gingen. Jan bewegte sich übrigens ganz frei und ungeniert und versorgfte das Vieh, er wurde von niemand behelligt.

So verging die Woche nach Ostern. Der Donner der Geschütze, der Panzer, kam immer näher. Immer häufiger kamen Tiefflieger über den Ort. Das Kommen und Gehen deutscher Soldaten nahm kein Ende. Unter anderem erschien auch Knaack wieder zur größten Überraschung aller, derselbe, der im Winter 1940 bei uns schon in Quartier gelegen hatte. Diesmal mit einer Gruppe Unteroffiziere, alles ältere Leute, bessere Herren, unter denen Sophie Kruip, unsere Cousine aus Münster, mehrere Bekannte, alles Juristen, entdeckte. Alle wurden bei uns reichlich verpflegt, sie bekamen Kaffee, Brot, zum Teil warmes Essen.

Einige Soldaten, die Anfang April 1945 in Freren im Einsatz waren, hatten hier schon im Frühjahr 1940 im Vorfeld des Überfalls auf die Niederlande gelegen

Ich erinnere mich noch besonders an drei ganz junge deutsche Soldaten, alle drei mit einer Panzerfaust bewaffnet, welche sich die Füße wund gelaufen hatten und nicht mehr weiter konnten. Sie waren ganz überrascht, als wir sie in unser Wohnzimmer führten und ihnen erlabuten, es sich dort bequem zu machen. Daß es so etwas überhaupt noch gabe, hielten sie gar nicht für möglich. Nachdem sie sich einen Tag hier ausgeruht hatten, furften sie am foglenden Tag mit dem wagen inrichtung Fürstenau witerfahren. Diese Jungen, die den Kinderschuhen kaum entwachsen waren, konnten einem Leid tun! Und mit diesen Kindern wollt Deutschland noch immer den Krieg gewinnen!!

Am Donnerstag nachmittag waren wohl über 100 Soldaten im Haus. Was für eine Truppe es war, kann ich nicht mehr sagne. Jedenfalls stand der ganze Hof voller Wagen, während sie sich im Hause etwas erquickten. Aus ihrer Unerhaltung merkte,ich , daü sie am Tage zuvor durch Haselnne gekommen waren. Neugierig geworden, erkundigte ich mich bei ihnenen und erfuhr, daß auf der Marktstraße Brombengefallen waren und allerlei Zerstörungen angerichtet hatten. […] Immer neue Soldaten kamen in unser Haus. Ich muß noch hinzufügen, welch großes Glück es für uns war, daß in den Stunden, als der Wagenpark auf dem Hofe stand, keine Tiefflieger über den Ort gekommen sind. Was hätte das geben können! Wir haben sichtlich in Gottes Schutz gestanden, wie wir noch weiterhin sehen werden.

Der Gefachtsstand wurde auf dem Bauernhof Hofschulte eingerichtet

Am Donnerstag, dem 5. April 45, wurde ein Gefechtsstand in unser Haus gelegt. Wir bekamen den Oberleutnant Meier (er war aus Süddeutschland, Württemberg) in Quartier. Ein Bett wurde ihm im besten Zimmer auf dem Sofa aufgeschlagen. Inzwischen verstärkte sich der Geschützdonner aus der Richtung nach Lingen. Von Lingen hörte man, daß die Bevölkerung zum größten Teil die Stadt verlassen und in die Backumer Tannen geflüchtet sei. Lingen soll den Besitzer merhfach gewechselt haben.

Am Freitag kam die Front bedrohlich näher. In unserem Haus, auf der Diele, in der Scheune, überall lebte es von Soldaten. Unter diesen Umständen war es für die beiden Franzosen auf dem Schweinestall nicht mehr geheuer. Sie konnten jeden Augenblick entdeckt werden. Auch waren sie dort vor den einschlagenden Geschossen nicht mehr sicher. Daher glaubten wir, es wäre wohl am richtigsten, dem Oberleutnant reinen Wein einzuschenken und ihn zu fragen, ob er den beiden Gefangenene erlaube, herunterzukommen. Dies wurde sofort gewährt. So bekamen denn die beiden Zivilkleidung an und fingen wieder an zu arbeiten. Aber ganz wohl war ihnen dabei – zwischen all den deutschen Soldaten – nicht zumute. Josef schaute immer ganz scheu und verstohlen umher. Hinter dem Haus gruben die beiden ein großes, rechteckiges Loch, dort wurde der Koffer versenkt (der heute auf der Diele steht), gefüllt mit Speck und Schinken. Das Pökelfleisch vor dem in den letzten Tagen noch geschlachteten Schweine befand sich im Keller im eingemauerten Pökelfaß. Nachdem das Loch wieder zugedeckt und die Erde festgestampft war, wurde noch ein Haufen Buschen darüber gepackt. So war jede Spur verwischt.

Am Abend dieses Tages, 6. April, veranstaltete Oberleutnant Maier in unserem Wohnzimmer eine Abschiedsfeier, zu der er seinen Stab und unsere ganze Familie eingeladen hatte. Es gab wunderbaren Rotwein aus bauchigen Flaschen, echten Chianti, den sie noch am Nachmittag herangeschafft hatten. Die Feier verlief sehr nett und eindrucksvoll. Maier und verschiedene junge Offiziere hielten Ansprachen, man bedankte sich für die Gastfreundschaft des Hauses Hofschulte, brachte ein Hoch aus auf die Familie und wünschte uns, daß wir die Ereignisse der nächsten Stunden und Tage glücklich überstehen möchten. Mir, und ich glaube uns allen, war bei der ganzen Feier recht eigenartig zu Mute – feierlich und doch unruhig, ängstlich vor dem, was drohend näher rückte.

In der Luft war ununterbrochen ein Zittern, eine Erschütterung; während wir im Zimmer bei einander saßen, schraken wir plötzlich leicht zusammen, denn aus der Küche kam plötzlich ein Klirren wie von zerbrochenem Porzellan. Als wir nachschauten, stellten wir fest, daß von Mutters gutem Porzellan eine Tasse aus dem Glasschrank (dessen Tür nicht fest schloß) gefallen war und zerbrochen auf dem Boden lag. Mir schauderte es. Hatte das etwas zu bedeuten?

Der Ortskern von Freren um 1940 – einige der Häuser im Vordergrund wurden im April 1945 durch Beschuss zerstört

Um ein Uhr gingen wir alle auseinander. Doch unsere Ruhe sollte nicht lange dauern. Schon um zwei Uhr kam für die Soldaten, die auf der Diele und in den Scheunen in Stroh und Heu schliefen der Befehl zum Weiterrücken. Wir standen alle schnell wieder auf, um uns zu verabschieden. Die Truppe sollte, wie es hieß nach Dohren ziehen. Oberleutnant Maier und Feldwebel Eggstein die miteinander befreundet waren, beide Württemberger, blieben noch zurück, da sie auf etliche Posten, welche von Erkundungsgängen noch nicht zurück waren, warten wollten. Nachdem die Soldaten abgerückt waren, legten wir uns noch für ein paar Stunden nieder. Aber Schlaf gab es nicht viel, dafür war man zu erregt. Auch am Morgen kamen noch immer Soldaten herein, die ganz erschöpft sich auf der Bank in der Küche niederließen und schliefen. Zum Frühstück, es war zwischen neun und zehn Uhr, waren Maier und Eggstein auch wieder da. Während sie mit uns in der Küche frühstückten – es gab Wurstebrot, für die beiden etwas ganz Neues – kamen plötzlich Tiefflieger, und es fielen die ersten Bomben. Wie wir nachher erfuhren, waren sie auf der Bahnhofstraße vor dem ehemaligen Hülsmannschen Haus und auf dem Marktplatz und hinter den Häusern an der Marktstraße gefallen. Es hatte eine Tote gegeben: eine Flüchtlingsfrau von auswärts.

Haselünne, 17.4.1952

Auch hinter Eichs Haus im Garten waren Bombentrichter. Ich sah sie, als ich mit Sophie Kruip die Weingläser, welche wir dort für die Feier am Vorabend geliehen hatten, zurückbrachten. Wir stellten sie im Wohnzimmer auf den Tisch. Dort blieben sie stehen und überstanden alle weiteren Bombenangriffe, den Beschuß und den „Besuch“ der Engländer unbeschadet. Eicks waren ziemlich durcheinander. Das war ja auch nicht zu verwundert: Angela und Maria waren ja allein mit dem alten 90jährigen Opa und den Kindern. Wir gingen über die Marktstraße nach Haus. Da sahen wir, daß die Direktorenwohnung der Landwirtschaftsschule durch die Bomben sehr stark beschädigt war (an Kamlagen Seite). Kaum waren wir in die Goldstraße eingebogen, als schon wieder Tiefflieger kamen. Wir flüchteten in Hoffmans Luftschutzkeller (unter der Gärtnerei). Inzwischen war es Mittag geworden. Immer noch kamen vereinzelte Soldaten durch, die völlig erschöpft und übermüdet waren. Oberleutnant Maier und Eggstein hatten sich inzwischen verabschiedet. Maier schaute sich noch einmal bei uns in der großen Küche um und sagte dann mit einem Blick auf die alte Truhe und den Schrank vorn 1742: „Wenn ich denke, daß wir dies alles nach dem Befehl von oben auf unserem Rückzug zerstören sollten?“

Das zerstörte Bauernhaus Hazelbecke in Thuine

Wir waren beim Mittagessen, da fing das Schießen an aus Richtung Thuine. Den ganzen Vormittag hatte man den Donner schon im Westen gehört, aber auch im Osten böllerte es. Anfangs hielten wir es für Widerhall, später aber erfuhren wir, daß sich bei Voltlage an demselben Tge schwere Kämpfe abgespielt hatten, von wo der Donner zu uns herüber schallte. Vergessen habe ich, daß am Vormittag Bauer Pruisken Haus in der Königstraße durch Bomben in Brand gesetzt war. Von den Soldaten, die sich dort im Stroh auf der Hille ausruhten und schliefen, konnten sich drei nicht mehr retten, sie mußten elendiglich verbrennen. Zufällig sah ich zwei Tage später, als sich bei Eicks in der Türe stand, wie Seibring die Skelette auf offenem Ackerwagen dort wegholte und sie zum Friedhof brachte. Ich werde dieses – unfreiwillige – Bild nie vergessen. Während Pruisken noch brannte, man die Nachricht, daß in Venslage mehrere Bauernhäuser in Flammen ständen. Die Frerener Feuerwehr fuhr noch los, um zu retten, aber vergebens. Schon, Heilker und Schütten Pächter brannten vollständig nieder. Im ganzen sind an diesem Morgen in Thuine – Umgebung des Klosters! – und Venslage 14 bis 16 Bauernhäuser in Flammen aufgegangen.

Das zerstörte Bauernhaus Hazelbecke in Thuine

Nun zurück zu den Ereignissen in Freren: Sobald der Beschuß einsetzte, begaben wir uns in den Bunker, der sich auf dem Hof unter den Eichbäumen befand. Die ganze Nachbarschaft fand sich dort ein. Wir saßen dicht gedrängt aneinander. Plötzlich wieder Flieger, Bomben in allernächster Nähe. Eine gewaltige Detonation, der Boden im Bunker geht auf und ab, ein ungeheurer Luftzug treibt uns Staub und Sand in Mund und Augen. Wir glauben, den nächsten Augenblick trifft die Bombe unseren Bunker. Panik unter den Frauen und Kindern (Frau Schimkatis, unsere Kölner Evakuierte!). Keiner glaubt mehr, lebend herauszukommen – da hört der Beschuß allmählich auf. Es wird wieder ruhig draußen, und wir atmen auf, als wir wieder ins Freie kommen. Doch was erfahren wir da! Die Bomben, deren Aufschlag wir in unserer unmittelbaren Nähe hörten, haben die Straßenkreuzung getroffen: Tante Susanna Kloppenborgs Haus, in dem Frl. Wenning und die pensionierte Lehrerin Johanns Könning wohnten, ist ganz zerstört. Gerdes brennen, Wempen Haus ist furchtbar mitgenommen, und mitten auf der Straße liegt ein Toter. Es ist Schneider Schmidt, der in der letzten Zeit bei der Post bschftigt gewesen war. Wir alle sind ganz erschüttert. Während wir noch beieinander stehen, kommen gerade Soldaten die Lünsfelder Straße entlang, die einen toten Kameraden bei sich tragen, den es in Venslage erwischt hat. Sie wollen ihn auf den Frerener Friedhof bringen. Wieder kommen Flieger herüber, die Soldaten legen ihren Toten an den Straßenrand und flüchten zu uns in den Bunker. Doch diesmal geht es gut, nach wenigen Augenblicken ist wieder alles ruhig. Inzwischen neue Aufregung: Frau Kallenberg und ihre Tochter Frau Stuckmann kommen ganz aufgeregt zu uns in den Bunker. Sie erzählen, daß Staden Haus einen Volltreffer bekommen hat, daß die ganze Familie unten im Keller sitzt, daß in Stuckmanns Haus selbst auch Decken eingestürzt, das Dach herunter und alle Scheiben entzwei sind. Sie hätten dort keine Ruhe mehr, ob wir erlaubten, daß sie zu uns in den Bunker kämen. Die halbe Mühlenstraße hatte sich nun schon bei uns einquartiert. Ich benutzte die kurze Pause, um schnell einmal zu Eicks herüberzulaufen, um zu sehen, ob deren Haus auch Schade gelitten hatte.

Fortsetzung gemacht Pfingsten 1976, als wir zu Besuch in Freren waren.

Darauf gingen wir in den Bunker. Der Feind beschoß die Kirche von den Tannen her. Dabei wurden unsere Eichen stark mitgenommen. Ca. 17 Bäume mußten nachher entfernt werden. Aloys meint, es säßen noch jetzt Granatsplitter in einzelnen Bäumen.

Das Haus des NSDAP-Ortsgruppenleiters in Freren wurde beim Einmarsch der Engländer in Brand gesteckt

Gegen 6 Uhr morgens durften wir aus dem Bunker heraus, auch die Franzosen. „Hände hoch!“ Wir wurden zur Sparkasse geführt. Tante Lina, 81 Jahre alt, saß allein im Keller. Sie mußte zur Post. Der Feind war nämlich inzwischen in die Stadt eingerückt. Engländer! Sie durchsuchten die Häuser gründlich nach Schmucksachen etc.

In der Küche wurde gebraten und geschmort mit dem, was im Keller eingesalzen war. Gegen Mittag wurden wir aus der Sparkasse entlassen. Die Fensterscheiben des Hauses waren alle entzwei. Sonst hatte das Haus wenig Schaden gelitten. Die Eichen hatten ihm wohl den nötigen Schutz gegeben Bei Funken lag die Kuh tot im Stall, bei Kölln ein Pferd. Die Kinder erhielten Schokolade von den Engländern.

„Jan“ war nicht mit in den Bunker gegangen. Er war auf der Diele geblieben und hatte das Vieh gefüttert. Wir waren ganz überrascht, als wir ihn sahen. Hatten wir doch geglaubt, er wäre tot. Die Engländer ließen sich tagelang um das Haus herum nieder, wir durften nur stundenweise aus dem Haus heraus. Eigentlich sollten wir alle das Haus verlassen Daraufhin habe ich mich mit den Engländern verständigt und wir konnten bleiben. Die Engländer haben dann das evangelische Pastorat besetzt. Müntingas wohnten während dieser Tage bei uns.

Antreten der Polnischen Besatzung in Freren

Als die Engländer abzogen, kam polnische Besatzung. Sie hat mehrere Jahre mit Panzern in unserer Wiese gelegen. In unserer „besten Stube“ quartierten sich drei polnische Soldaten, u.a. Patscheck, der am meisten gefürchtete Mann, „Kommandant“ von Freren. Wir sind gut mit ihm fertig geworden. Er hatte in unserem Bruder Bernhard einen guten Menschen erkannt, holte sich bei ihm Instruktionen. Ende des Jahres 1947 zogen die letzten Polen ab. […]

Der Kommandeur der Polnischen Besatzung in Freren, Patschek