Alte Dorfgasthöfe in Schepsdorf
Viele Jahrhunderte war Schepsdorf nicht nur der Kirchort für alle Lohner Bauerschaften, sondern auch ein wichtiger Etappenort an der „Flämischen Straße“ von den Niederlanden nach Norddeutschland. Wenn die Emsfähre wegen Hochwasser, Eisgang, Sturm oder Gewitter nicht verkehren konnte, herrschte in den Schepsdorfer Gaststätten Hochbetrieb.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts heiratete sich ein Bernhard Könning in das Stammhaus der alteingesessenen und vermögenden Zolleinnehmers Werneri ein. Er wird 1747 als „Gastwirt in Schepsdorf“ bezeichnet. Der alte Gasthof, ein prächtiges Fachwerkhaus, blieb als Scheune noch lange erhalten. In der nächsten Generation heiratete sich hier ein Kotte ein. Seine Tochter heiratete 1808 den Bäcker, Branntweinbrenner und Wirt Tenger in Schepsdorf, der die Gastwirtschaft seines Schwiegervaters fortsetzte. Da er kinderlos blieb, fiel die Wirtschaft an seinen Schwager Johann Rudolf Kotte. Dieser starb aber schon in jungen Jahren und seine Witwe heiratete Anton Höving aus Messingen, der den Namen Kotte annahm. Er war der Stammvater der bis heute in Schepsdorf ansässigen Familie Kotte. Der Gasthof an der Nordlohner Straße trug im 20. Jahrhundert den Namen „Zum Emsstrand“, denn er lag am Weg zur 1930 eröffneten Ems-Badeanstalt in Schepsdorf. In den 60er und 70er-Jahren führten Gerd und Ruth Klattig das Lokal als beliebten Treffpunkt der Dorfjugend.
Die Ems-Badeanstalt wurde in den 60er-Jahren wegen der schlechten Wasserqualität geschlossen und auf dem Gelände entstand direkt am Ufer ein Campingplatz. Dort führte Bernd Lübbers damals das Café und Restaurant „Emswiesen“ mit Campingplatz und Badestrand, die allerdings im Winterhalbjahr häufig unter Wasser standen.
Ebenfalls direkt an der Ems, aber hochwassersicher, stand die ehemalige „Villa Windhoff“, die seit den 30er-Jahren als Standort-Kasino der Lingener Kasernen diente. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dieses Lokal restlos zerstört. Heute lockt ungefähr an der gleichen Stelle das Kanucamp Lingen mit sportlichen und gastronomischen Angeboten.
Direkt neben der Kirche stand als ältester Bauernhof des Ortes das Haus Pollmann, später Pott-Bruns. Ein Sohn dieses Hofes eröffnete in der Zeit um 1800 eine Gastwirtschaft in einem Dünengelände an der Nordhorner Straße. Dort heiratete sich 1909 der Sohn Gustav aus der benachbarten Gaststätte Neerschulte ein, dessen Nachfahren das Lokal bis heute betreiben.
Den Namen „Mia zum Berge“ erhielt die Gaststätte von einer Tante Mia im Hause, die dort die Poststelle und die Gaststätte betrieb, sowie von ihrer Lage auf einer Anhöhe im Dünengelände der „Schepsdorfer Alpen“.
Schräg gegenüber der Kirche stand einst das Haus der Familie Agnes, die aus Mundersum stammte und in einem Heuerhaus des Schepsdorfer Pfarrers eine Schankwirtschaft eröffnete. Nachdem ein Neerschulte aus einer Müllerfamilie in Biene das Anwesen um 1850 übernahm, entwickelte sich die Gaststätte zu einem beliebten Ausflugslokal.
Eine frühere Lingenerin erinnert sich an die Zeit um 1880: „Wenn ich zurück denke an meine Kinderzeit in Lingen, fallen mir auch die schönen Spaziergänge nach Schepsdorf ein zur Kaffeewirtschaft Nehrschulten. Häufig gingen wir sonntags morgens schon früh hin, hörten in Schepsdorf erst die Messe in der kleinen Dorfkirche und dann gab es Frühstück bei Nehrschulten mit allen Chikanen als da ist: Korinthenbrot, Käse, Eier, Schinken, Bauerntstuten.“
Am 2. Ostertag 1928 wurde der neu erbaute Saal Neerschulte mit einem Konzert und einem großen Festball samt „Eierbeicken“ eröffnet. „Tante Klara“, die Wirtin des Hauses, war bei den Gästen sehr beliebt, die ihr zu Ehren im Saal ein großes Schild anbrachten: „Ob Norden, Süden, Osten, Westen – bei Tante Klara ist’s am besten“.
Während ihr Sohn Hubert das Lokal unter dem Namen „Hubertushof“ fortführte, gründete der Sohn Heinz um 1960 das Waldhotel Neerschulte, das sich ebenfalls zu einer bekannten gastronomischen Größe entwickelte.
Über 60 Jahre war der Saal bei Neerschulte für große Feste und Veranstaltungen bis weit über die Grenzen Lingens bekannt. Nach der Einstellung des Saalbetriebes und dem Umbau 1993 entstanden hier Gesellschaftsräume und Gästezimmer.
Die eigentliche Dorfkneipe in Schepsdorf war über viele Jahrzehnte die Wirtschaft Pott-Bruns auf dem alten Bauernhoff Pollmann direkt an der Kirche.
Dort wurde schon im 17. Jahrhundert eigenes Bier gebraut und keine 10 Meter von der Kirche stand hier noch bis 1962 das alte Brauhaus aus Fachwerk.
Dieser Hof kam durch Heirat an den Bauern Pott in Wachendorf, der den Hof in Schepsdorf an den Wirt Bruns verpachtete. Später erbte ein Nachfahre von Pott das Anwesen und heiratete 1927 die Tochter des Pächters Bruns. So entstand die Gaststätte Pott-Bruns, aus der immerhin ein Lingener Oberbürgermeister hervorging.
Heute sind Bauernhof und Gaststätte längst Geschichte und an der Stelle des einstigen Bauernhofes Pollmann befindet sich heute ein Café.