Rutger von Haersolte, Drost zu Lingen

Lingener Geschichte im Bild (28)

Das 1646 errichtete „Drostenhaus“ an der Ecke Marienstraße/Lookenstraße (1945 zerstört)

Um eine wenig bekannt, aber gleichwohl wichtige Persönlichkeit aus der holländischen Zeit in Lingen geht es in der heutigen Folge der Geschichtsserie von Emslandmuseum und EL-Kurier: den niederländischen Drost von Lingen Rutger von Haersolte (1605-1674). Dabei hat er als Drost, also als oberster Verwaltungsbeamter der Oranier, viele Spuren in der Stadt hinterlassen.

Von Haersolte stammte aus einer angesehenen und politisch sehr aktiven Adelsfamilie in der Provinz Overijssel. Seine oraniertreue Haltung führte mehrfach zu Spannungen im dortigen Landtag. Die Oranier aber belohnten ihn für seine Treue mit der Übertragung von Ämtern.

Ein Glasbild von 1664 im Rijksmuseum nennt Rutger von Haersolte als Drost von Lingen

1632 wurde von Haersolte von den Oraniern zum Drosten der Stadt und Grafschaft Lingen sowie der Burg und des Amtes Bevergern ernannt. Er ließ beide Gebiete von holländischen Truppen besetzen und übernahm die Funktion des obersten Beamten, übertrug die örtliche Verwaltung aber einem Vizedrosten als ständigem Vertreter.

Als Zeichen der niederländischen Herrschaft errichtete von Haersolte 1646 an der Ecke der heutigen Marienstraße zu Lookenstraße als Amtssitz des Drosten ein stattliches Gebäude, das leider im April 1945 bei den Häuserkämpfen restlos zerstört wurde.

Die Tätigkeit von Haersolte in Lingen war gekennzeichnet durch den Aufbau einer modernen Landes- und Güterverwaltung. In der Frage der Durchsetzung des reformierten Bekenntnisses und der Unterdrückung der katholischen Geistlichkeit nahm der Drost eine her zurückhaltende Position ein.

Die Lingener Delegation beim Trauerzug für Frederik Hendrik von Oranien 1674

Am Trauerzug des niederländischen Statthalters Frederik Hendrik von Oraniern 1647 nahm von Haersolte mit einer Gesandtschaft der Grafschaft Lingen an dem berühmten Leichenzug teil, der damals ein politisches Großereignis darstellte. Denn viele hochrangige Delegationen aus ganz Europa erkannten durch ihre Teilnahme die Niederländische Republik als eigenständigen Staat sowie als neue europäische See- und Handelsmacht an.

Der Trauerzug für Frederik Hendrik von Oranien 1647 war ein politisches Großereignis