Ein Lingener Erzpriester wird Erzbischof

Lingen Geschichte im Bild (33)

Der Lingener Erzpriester Gerhard Potkamp (1643-1705)

In der heutigen Folge der Serie „Lingener Geschichte im Bild“ von EL-Kurier und Emslandmuseum geht es noch einmal um die Lage der Katholischen Kirchen unter der Herrschaft der Oranier in Lingen. Der führende Vertreter der katholischen Kirche in jener Zeit war zweifellos Gerhard Potkamp, der Erzpriester der Grafschaft Lingen.

Das „alte Pastorat“ bei der Notkirche auf dem Möddel-Hof in Darme (Karte von 1776)

Der 1643 in Borne bei Enschede geborene Geistliche studierte in Köln Theologie und kehrte 1668 in seine Heimat, die Region Twente in der niederländischen Provinz Overijssel, zurück. Dort gab es zwar viele Katholiken, aber die katholische Kirche durfte in den Niederlanden mittlerweile nur noch im Verborgenen wirken. Nachdem der katholische Fürstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, 1672 bis 1674 die östlichen Niederlande besetzt und die dortigen Katholiken stark gefördert hatte, richtete sich der Zorn der Niederländer anschließend gegen die katholische Geistlichkeit. Potkamp musste über die Grenze in das Münsterland flüchten.

1681 wurde er zum Pfarrer von Lingen ernannt, doch in der Stadt konnte er aufgrund der strengen antikatholischen Religionsgesetze sein Amt nicht ausüben. Daher ließ sich Potkamp neben der Lingener Notkirche auf dem Möddel-Hof in Darme ein Pfarrhaus errichten, in das er mit seiner Mutter, seiner Schwester und zwei Kaplänen, seinem Bruder Johann und seinem Neffen Egbert, einzog. Von dort aus betreute das Seelsorgeteam die Lingener Katholiken und besorgte die Gottesdienste in der Notkirche.

Gerhard Potkamp, Erzpriester von Lingen und Apostolischer Vikar für die Niederlande

1697 erfolgte Potkamps Ernennung zum Erzpriester der Grafschaft Lingen. Damit oblag ihm die Aufsicht über alle 14 katholischen Kirchengemeinden im Lingenschen, die aber allesamt nur im Untergrund wirken konnten und sich jenseits der Landesgrenzen auf münsterischem und osnabrücker Gebiet Notkirchen errichtet hatten. Potkamp organisierte die Seelsorge der Lingener Katholiken von diesen Exilkirchen aus und übernahm dabei vertretungsweise auch zahlreiche geistliche Amtshandlungen.

Niederländisches Spottbild auf die katholische Kirche von 1706

Ein paar Jahre später gab es diplomatische Schwierigkeiten bei der Neubesetzung für das Amt des Apostolischen Vikars für die Niederlande. Über zwanzig Kandidaten wurden mal vom Papst, mal von den Niederländern abgelehnt. Am Ende einigte man sich auf den 62jährigen Erzpriester der Grafschaft Lingen, Gerhard Potkamp. Erst nach langem Zögern trat Potkamp das Amt an und zog in die Niederlande, verstarb aber schon wenige Monate später am 16. Dezember 1705 in Leiden. Eine Woche zuvor hatte der Papst ihn zum Erzbischof ernannte, doch die frohe Kunde aus Rom hat den Erzpriester aus Lingen nicht mehr erreicht.