Lingener Eisenbahner Fritz Koopmann starb im Osteinsatz
Der Lingener Fritz Koopmann wohnte am Galgenesch und arbeitete beim Reichsbahn-Ausbesserungswerk. Er wurde Ende November 1942 mit zahlreichen anderen Lingener Eisenbahnern nach Saporoshje in die Ukraine abkommandiert, um das dortige
Eisenbahnwerk neu einzurichten. 1943 und 1944 musste dieses Ausbesserungswerk beim Rückzug der Front immer wieder verlegt werden.
Koopmann erlebte eine Odyssee, die ihn über Pleskau in Polen und Lyk in Masuren schließlich im Frühjahr 1945 nach Königsberg in Ostpreußen führe. Die Stadt wurde von russischen Truppen eingeschlossen und zur Festung erklärt. Über das Schicksal Koopmanns in der bis zum Schluss hart umkämpften Stadt berichtete Jahre später ein Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft in einem Brief an die Kinder von Fritz Koopmann und beschreibt darin seine letzten Lebenstage in Königsberg:
„Ich wurde am 4. April 1945 durch mehrere Granatsplitter schwer verwundet und lag in einem Luftschutzkeller. An welchem Tag ihr Vater hier in den Keller kam, weiss ich nicht. Darauf kann ich mich nicht mehr besinnen. Ihr Vater und ich waren die einzigen Lebenden in diesem Keller. Meine Kameraden, die mit mir verwundet waren, waren bereits verstorben.
Ihr Vater kam auf zwei Krücken in einer Eisenbahneruniform rein, wo ich lag. Er hatte einen Granatsplitter in die linke Hüfte und das Gesäß bekommen. Er meinte, seine Verwundung sei nicht so schlimm als meine. Er hat zu mir noch verschiedenes gesprochen, worauf ich mich nicht mehr besinnen kann. Ich selbst konnte gar nicht sprechen, denn ich hatte ja einen Splitter in den Kopf bekommen, sodass mein ganzes Gesicht gelähmt war. Ihr Vater zeigte mir die Aufnahme, die er bei sich hatte und die ich Ihnen beschrieben habe.
Er sagt mir auch, dass er in Lingen wohnt. Er machte einen lebhaften Eindruck und hat bestimmt nicht gedacht, dass er sterben würde.
Ich weiss nicht, ob es am nächsten Tag war oder später, denn der Keller war total dunkel und wir konnten uns nicht viel rühren, ich wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war, da bekam ihr Vater Wundstarrkrampf. Er sagte, dass ihm die Beine kalt würden, und kurz darauf konnte er nicht mehr sprechen, sondern hat nur Unverständliches gelallt. Dann wurde er still und ist verstorben.
Wir hatten weder kirchliche noch menschliche Hilfe. Ich bin auch nur wie durch ein Wunder am Leben geblieben. Ich lag mit ihrem toten Vater bis zum 18. April in diesem Keller. Ich wurde dann von den Russen aufgefunden und ins Lazarett geschafft. Ihr Vater blieb dort liegen. Wie ich später im Lazarett hörte, hatte man Kommandos ausgesandt, um die Toten zu bergen und zu beerdigen.“
Erst Jahre nach Kriegsende erreichte die Todesnachricht die Familie Koopmann in Lingen. Das Todesdatum wurde auf den 10. April 1945 festgelegt und als Todesursache Wundstarrkrampf nach einer Granatsplitterverletzung eingetragen. Vom Kommen und der Geburt seines jüngsten Kindes hat Fritz Koopmann nicht mehr erfahren. Zwei seiner älteren Kinder kamen im Januar 1947 ums Leben, als sie beim Spielen auf dem Eis des Kanals einbrachen und ertranken. Ein tragisches Familienschicksal in schwerer Zeit.