Digitale Wanderung entlang der Ems
Für den 18. Juni 2020 planten der Heimatverein Lingen und das Emslandmuseum eine abendliche Sommerwanderung vom Biener Busch zum Windhorsthaus, die wegen…
der Corona-Krise nun leider nicht stattfinden kann. An dieser Stelle zeigen wir Ihnen, was Sie vor Ort gesehen und erfahren hätten – und was Sie, allein oder in einer kleinen Gruppe, auch jederzeit auf eigene Faust erkunden können.
Der Biener Busch
Der heutige Biener Busch ist der Rest eines mittelalterlichen Guts- und Forstbezirkes der Grafen von Tecklenburg im Norden der alten Grafschaft Lingen an der Grenze zum früheren münsterischen Amt Meppen. Das Waldgebiet war ursprünglich viel größer als heute und noch im 16. Jahrhundert konnten dort im Herbst hundert Schweine zur Eichelmast eingetrieben werden.
Der nahe gelegene Hof Bookschulte dürfte als Schulzenhof aus dem landesherrlichen Gut hervorgegangen sein, das den Namen „Bienersundern“ trug. Ein Sundern war besonderer Gutsbezirk, der in diesem Fall seit dem Mittelalter immer dem jeweiligen Landesherrn gehörte und sich noch heute in Staatsbesitz befindet.
Die beiden Höfe Bruns und Schomaker nördlich des Waldgebietes waren landesherrliche Pachthöfe des Vorwerks (= Staatsgutes) Bienersundern, dessen Wirtschaftsgebäude dort in der Nachbarschaft stand.
Der Biener Busch ist einer der wenigen alten Waldstandorte im Emsland, die seit dem Mittelalter durchgängig bewaldet waren. Das Forstgebiet besteht größtenteils aus hohen, alten Buchenwäldern. Wegen seiner großen ökologischen Bedeutung steht der Biener Busch mit einer Fläche von 86 Hektar heute unter Naturschutz. Es führend aber mehrere ganzjährig zugängliche Spazierwege durch das malerische Waldgebiet am Ufer der Ems.
Das Stadion am Biener Busch
In den 1930-er Jahren gründete der sportbegeisterte Pastor Heinrich Schulte in Biene einen DJK-Sportverein. Dieser wurde in der NS-Zeit verboten. Einige Spieler schlossen sich damals dem TUS Lingen an. Nach dem Krieg wurde der Spielbetrieb unter dem Titel SC Biene wieder aufgenommen. 1958 schlossen sich die Sportler aus Holthausen und Biene zum SV Holthausen-Biene zusammen.
Schon in den 1930er-Jahren errichteten Sportbegeisterte am Biener Busch einen Sportplatz, der bis zur Einstellung des Spielbetriebes im Zweiten Weltkrieg genutzt wurde. Nach dem Krieg musste der Platz, der durch Panzerspuren total verwüstet war, wieder hergestellt werden, wobei die damals üblichen Holzschuhe wertvolle Hilfe leisteten. Anfang der 50er Jahre erfolgte ein besserer Ausbau des Platzes und 1966 wurde dort auch ein Sportlerhaus eingeweiht.
1974 stieg der SV Holthausen-Biene in die Bezirksklasse auf und ein zweites Spielfeld wurde in Betrieb genommen, dem 1979 noch ein dritter Fußballplatz folgte. Das Hauptfeld wurde 1980 mit Flutlichtmasten ausgestattet. 1996 entstanden die ersten Stehränge und 2001 eine Tribüne mit fast 250 Sitzplätzen.
In den 1990er- und 2000er-Jahren errang der SV Holthausen-Biene mit dem Aufstieg in die Niedersachen-Liga hier glanzvolle sportliche Erfolge.
Im Jahre 1995 gelang der Aufstieg in die Landesliega Weser/Ems. Dort gelang nach einem 2:0-Sieg im Entscheidungsspiel gegen den FC Stadthaben der Durchmarsch in die Niedersachsenliga West. Nach zwei Jahren im niedersächsischen Oberhaus musste der SV 1997 wieder in die Landesliga absteigen. Der direkte Wiederaufstieg gelang nach einem 3:1-Sieg über die SSG Halvestorf-Herkendorf. Dieses Mal konnte sich der Verein etablieren und erreichte 2002 den fünften Platz. Drei Jahre später folgte der Abstieg in die Bezirkoberliga Weser/Ems.
Nach mehreren vergeblichen Wiederaufstiegsversuchen wurde der SV Holthausen/Biene im Jahre 2011 Meister der Landesliga Weser/Ems und schaffte damit den Aufstieg in die fünftklassige Oberliga Niedersachsen. Als Tabellensechster hatte die Mannschaft die Chance, in zwei Entscheidungsspielen gegen den ETSV Weiche den Durchmarsch in die Regionallige Nord zu schaffen. Weiche konnte die Spiele mit 3:1 und 3:0 für sich entscheiden.
Ein Jahr später folgte der freiwillige Abstieg in die Landesliga. Der Verein verzichtete wegen einer Nachforderung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen auf einen Lizenzantrag für die Saison 2013/14.
Der Grenzstein Lingen-Biene von 1809
Anfang des 19. Jahrhunderts hatten die Franzosen unter Napoleon Deutschland besetzt und eine Verwaltung nach französischem Vorbild eingeführt. Anfang 1809 mussten die neu organisierten und zugeschnittenen politischen Gemeinden ihre Grenzen genau festlegen und mit Steinen kenntlich machen.
Auf der Grenze zwischen Holthausen und Biene wurde damals unweit der Ems ein Grenzstein aufgestellt, der außer der Jahreszahl 1809 die Ortsnamen LINGEN und BIENE zeigt. Warum dort nicht der Name Holthausen erscheint, ist unbekannt.
Das frühere Adelsgut Holthausen (heute Hof Wess)
Schon im Mittelalter befand sich hier ein Adelshof im Besitz Grafen von Tecklenburg und ihrer Verwandten, der Grafen von Bentheim, die das Gut an eine Familie von Langen verlehnt hatten.
Seit des Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1695 war das Gut im Besitz der Familie von Bordewick und kam dann durch Erbschaft 1663 an die Familie von Maneel zu Beel. Durch Heirat gelangte es 1732 an die Lingener Beamtenfamilie Flagink, die 1740 in den Adelsstand versetzt wurde. Da die Erben Flagink eine Nachkommen hatten, nahmen sie im 19. Jahrhundert eine Franziska von Wiederbrück vom Haus Schwickering bei Coesfeld im Münsterland als Erbin an. Sie heiratete einen Sohn des Hofes Wess in Wachendorf, der den Gutsbetrieb fortführte. Ihre Nachfahren sind bis heute Besitzer des Hofes.
Die alten Gutsgebäude wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen und 1842 durch ein stattliches Bauernhaus ersetzt.
Zu dem Gut gehörte auch eine besondere Kirchenbank in der alten Bonifatiuskirche in Lingen. Die Wappentafel aus diesem Kirchensitz befindet sich heute im Emslandmuseum.
Das Heuerhaus am Windthorsthaus
Das Heuerhaus auf dem Gelände des Windthorsthauses stand bis 1969 als Bauernhaus auf dem Hof Kuest, später Lohmöller, an der Dorfstraße in Biene. Das Eichenfachwerk stammt laut einer Balkeninschrift aus dem Jahre 1695. Ursprünglich hatte das Haus ein Strohdach. Der mit Holzschindeln verkleidete Giebel ist eine spätere Zutat aus dem 19. Jahrhundert.
Im Inneren des Hauses befindet sich auf Herdfeuer, das den Veranstaltungen im Heuerhaus einen unverwechselbaren Charakter gibt. Eine Anmietung ist möglich über das LWH.
Derzeit wird das über 300 Jahre alte Gebäude umfassend restauriert.
Das Ludwig-Windthorst-Haus wurde 1963 von Bischof Helmut Hermann Wittler als katholische Akademie eingeweiht. Erste Leiter war der spätere niedersächsische Kultusminister Werner Remmers.
Anfang der 1970er-Jahre erhielt das Bildungshaus einen sechseckigen Erweiterungsbau mit Aula und Kapelle nach einem Entwurf des Hamburger Architekten Walter Bunsmann.
Das Ludwig-Windthorst-Haus ist nicht nur eine katholische soziale Akademie des Bistums Osnabrück, sondern auch eine der großen Heimvolkshochschulen im Lande Niedersachsen.
Von 2009 bis 2013 wurde das LWH mit Mitteln des Bundes, des Landes Niedersachsen, des Landkreises Emsland, der Stadt Lingen (Ems) und des Bistums Osnabrück umfassend renoviert. Mit seinen 75 Mitarbeitenden, 86 Zimmern, 135 Betten und 14 Seminarräumen kann es gut 20.000 Gäste pro Jahr aufnehmen.