Walter Vogt sorgt für die Sicherheit der Sammlungsstücke
Einsam macht sich Walter Vogt auf den Weg durch das Museum und das Kutscherhaus. Vom Keller bis unters Dach, Raum für Raum. Denn auch
während der Schließung des Emslandmuseums gibt es dort hinter den Kulissen viel zu tun. Die Haustechnik muss bedient werden, und dazu gehören nicht nur Heizung und elektrische Geräte. Die Einbruch- und die Brandmeldeanlage im Museum laufen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr – auch, wenn das Museum geschlossen ist. Und permanent überwacht werden im Museum auch die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in Ausstellungsräumen und Depots.
Mit solchen Anlagen kennt sich der Museumstechniker bestens aus. Früher benutzte das Museum dafür mechanische Aufzeichnungsgeräte, die umständlich bedient und mit Millimeterpapier bestückt werden musste. Doch seit etwa 15 Jahren wird im Museum digital aufgezeichnet. Anfangs musste Vogt die Messdaten noch über ein Verbindungskabel einlesen, doch mittlerweile läuft alles vollautomatisch.
Das Raumklima ist in den Museumsräumen sehr unterschiedlich – wie in jedem Gebäude. Im Keller ist es eher feucht, im Dachgeschoss eher trocken. Dank der konventionellen Bauweise mit dicken Backsteinwänden ist das Klima in den Ausstellungsräumen im Museum wie im Kutscherhaus erstaunlich gut und stabil. Im Zweifelsfall kann man mit Be- und Entfeuchtungsgeräten nachjustieren. Doch das ist in der Regel gar nicht nötig.
Wichtig ist, dass alle Museumsstücke am richtigen Ort gelagert werden. Keramik verträgt auch über einen längeren Zeitraum eine hohe Luftfeuchtigkeit, Papier ist da schon empfindlicher. Zinn ist gegenüber Feuchtigkeit stabil, bei starker Kälte kann jedoch die sogenannte „Zinnpest“ ansetzen, bei der das Zinn zu Pulver zerfällt. Aber frostig ist es im Museum ja nicht so oft. Ein eigenes Kapitel sind die Textilien, die in speziellen säurefreien Kartons aufbewahrt werden, denn nicht nur Feuchtigkeit greift empfindliche Gegenstände an. Kunststoffe, Farbstoffe, Weichmacher, ja selbst Säuren aus dem Verpackungsmaterial können Textilien ganz schön zusetzen. Darum wird selbst in den Kartons mit säurefreiem Papier gepuffert. Gleiches gilt für die empfindlichen Urkunden und Dokumente im Archiv des Museums.
Einmal pro Woche macht sich Walter Vogt auf seinen Weg durch sämtliche Räume und Magazine des Museums, kontrolliert die Meldeanlagen und die Haustechnik, prüft die Kontrollgeräte und die Daten der vorangegangenen Woche. Heikel wird es für das Raumklima immer zu Beginn der Heizperiode, denn dann will die Luft in vielen Räumen förmlich austrocknen. Und das spüren nicht nur die Menschen mit ihren Nasen. Auch die großen Holzoberflächen der historischen Möbelstücke geraten dadurch unter Spannung. Das haben die Schreiner in früheren Zeiten übrigens auch schon gewusst und darum die Möbel zumeist beweglich auf Rahmen und Füllung gearbeitet.
Selbst trockenes Eichenholz schrumpf und dehnt sich beim Wechsel der Luftfeuchtigkeit um ein bis zwei Prozent. Das hört sich wenig an, aber bei den gut zwei Meter hohen Porträts der einstigen Herren von Gut Herzford sind das auch ein bis zwei Zentimeter. Und das auf der Oberfläche eines wertvollen, fast 450 Jahre alten Gemäldes. Besucher in regendurchnässter Kleidung sind da ein wahrer Segen für das Raumklima. Doch vor allem die dicken alten Backsteinwände des Museums puffern die jahreszeitlichen Änderungen gut ab. „Es ist wohl schon mal was runtergefallen und zu Bruch gegangen, doch das ließ sich kleben. Aber verschimmelt oder vertrocknet ist hier noch nie was“ erinnert sich Vogt, der schon seit 15 Jahren im Emslandmuseum tätig ist.
Dass die wertvollen Stücke im Museum lange erhalten und in gutem Zustand bleiben, dafür sorgen Walter Vogt, Hans König und Norbert Lünenbürger das ganze Jahr hindurch hinter den Kulissen des Museums.