Quellen im Stadtarchiv Braunschweig berichten von Besuchen der Wanderhändler
Schapen gehörte zu den bekannten Wanderhändlerdörfern im südlichen Emsland bzw. im nördlichen Münsterland. In jedem Frühjahr
schwärmten diese Handelsleute aus Mettingen und Recke, Hopsten, Schapen und Beesten in die Nachbarländer aus, um dort Leinen, Kurzwaren und Eisenwaren im Hausierhandel zu verkaufen.
Die Organisation des Handels übernahmen Großkaufleute, die sogenannten Tödden, von denen es auch in Schapen einige mit ihren Geschäften zu sagenhaftem Reichtum brachten.
Das Handelsgebiet der Schapener lag in Brabant im heutigen Belgien, im Westland in der Provinz Süd-Holland sowie in Stadt und Provinz Groningen im Norden der Niederlande. In den dorigen Archiven finden sich ihre Spuren bis heute: in Melderegister, in Todesnachrichten oder bei Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Handelsgeschäften.
Über den Einkauf der Großhändler ist weit weniger bekannt. Von einigen Kaufleuten berichten die preußischen Behörden im 18. Jahrhundert, dass sie ihre Waren auf der Braunschweiger Messe einkauften und dann von Spediteuren direkt in die Niederlande bringen ließen, um den preußischen Zoll und die Akzisesteuer zu umgehen.
Die Töddenhandlung Vaalmann gehörte zu den größten Unternehmungen dieser Art überhaupt und in einem staatlichen Bericht von 1787 heißt es über die Firma: „Sie ist von solcher Wichtigkeit, da sie aus preußischen Fabriken jährlich für 70 bis 80 000 Reichstaler oder mehr Waren nehmen. Der Handel besteht hauptsächlich aus seidenen, wollenen, halbwollenen Zitzen, Cattun und Leinenwaren, welche sie aus Berlin, Krefeld und den Bergischen Fabriken beziehen. Sie besuchen die Braunschweiger und Frankfurter Messen. Den Batist und das Cammertuch nehmen sie direkt aus Frankreich, besonders aus Valencienne.“
Der Historiker Wolfgang Schindler aus Düsseldorf erforscht derzeit den Bielefelder Leinenhandel und wertet dafür zahlreiche Quellen in verschiedenen Archiven aus. Im Stadtarchiv Braunschweig stieß er auf die Verzeichnisse der auswärtigen Händler, die sich zu den Messen in den Gasthäusern der Stadt einquartierten. Darunter sind regelmäßig auch Kaufleute aus Schapen, Hopsten und der Obergrafschaft Lingen (Mettingen, Recke).
Die Braunschweiger Messen fanden im Winter zu Maria Lichtmess (2. Februar) und im Sommer zu Laurentius (10. August) statt.
Zur Lichtmess-Messe Anfang Februar 1766 erschienen aus Schapen zum Einkauf die Händler Vaalmann, Theissen und Tabe. Sie logierten im gleichen Haus wie der Kaufmann ten Brinke und weitere Händler aus Mettingen.
Zur Laurentiusmesse 1766 waren aus Schapen die Kaufleute Vaalmann, Theissen und Greve angereist. Im gleichen Quartier übernachteten auch die Kaufleute Remmers und Mulder aus Hopsten. Vermutlich waren sie auch gemeinsam angereist.
Im Winter 1767 kamen aus Schapen wiederum Vaalmann und Theissen, zur Sommermesse Vaalmann, Theissen und Tabe.
1770 erschienen aus Schapen zur Wintermesse Vaalmann und Meyer, zur Sommermesse Vaalmann, Theissen und Tabe.
1771 waren es im Winter Vaalmann, Theisen, Tabe und Meyer sowie im Sommer Theissen und Müller.
Im Winter 1772 wurden dort Theissen und Vaalmann verzeichnet und im Sommer gleichen Jahres waren dort Vaalmann, Theissen mit Sohn, Tabe und Meyer unter den Messebesuchern.
Die Schapen logierten in dieser Zeit immer beim Wirt und Brauer Viennen und blieben in der Regel eine Woche in der Stadt.
Die Aufzeichnungen aus dem Braunschweiger Stadtarchiv zeigen, dass zumindest die Kaufleute Vaalmann und Theissen regelmäßig beide Messen besuchten, mehrfach auch in Begleitung der Handelsleute Tabe und Meyer.
Für die Erforschung des Schapener Töddenhandels ist diese Quelle eine wertvolle Ergänzung. Der Dank für den Hinweis gilt Herrn Wolfgang Schindler.