Mächtigste Frau der Welt regierte Lingen

Lingener Geschichte im Bild (12)

Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande und Regentin zu Lingen

In der Porträtgalerie der Lingener Landesherrn im Kutscherhaus des Emslandmuseums fällt ein Bild sofort auf, denn es zeigt als Landesherrn eine Landesdame, die Königin Maria von Ungarn (1505-1558). Ihr ist der heutige Beitrag in der Serie „Lingener Geschichte im Bild“ zum Stadtjubiläum 1050 Jahre Lingen gewidmet.

Maria von Ungarn, Schwester Kaiser Karls V., regierte 1550 bis 1555 in die Grafschaft Lingen

Die auch unter dem Namen Maria von Habsburg oder Maria von Österreich bekannte Monarchin war eine Schwester Kaiser Karls V. Schon als Kind wurde sie mit dem damals zehnjährigen Ludwig von Böhmen und Ungarn verheiratet und 1521 zur Königin von Ungarn gekrönt. Ihr Ehemann starb bereits 1526 nach einer Schlacht gegen die Osmanen. Weil die Ehe kinderlos war, fiel das ungarische Erbe an das Haus Habsburg.

1531 ernannte Kaiser Karl V. seine Schwester Maria von Ungarn zur Statthalterin der Niederlande, die ebenfalls von den Habsburgern regiert wurden. Sie galt als kluge Frau, die sich in der Politik, mit Finanzen und sogar mit dem Kriegswesen bestens auskannte. 1542 schlug sie mit ihrem Heer den französischen König Franz I., der mit ihrer Schwester verheiratet war. Er hatte die militärischen Fähigkeiten seiner Schwägerin offenbar unterschätzt.

1550 übertrug Kaiser Karl V. ihr seine Grafschaft Lingen, die sie fünf Jahre lang regierte. In diese Zeit fiel die Einsetzung einer modernen Steuer- und Rechtsverwaltung. Alle Bauernhöfe und die Abgaben an den Landesherrn wurden in der sogenannte „Beschrivinge“ aufgezeichnet, eine genaue Landesbeschreibung, die sogenannte „Informatie“ angefertig und das Lingener Landrecht schriftlich fixiert.

Maria von Ungarn war eine der mächtigsten Frauen im 16. Jahrhundert

Nach der Abdankung Karl V. vom Kaiserthron danke Maria von Ungarn als Statthalterin der Niederlande ab und folgte ihrem Bruder auf den Alterssitz in Spanien. Die fünf Jahre ihrer Regentschaft hinterließen in der Verwaltung und Justiz der Grafschaft Lingen bleibende Spuren.