Lingener Geschichte im Bild (27)

Ein bedeutendes Baudenkmal an der Burgstraße erinnert an die Zeit der niederländischen Herrschaft in Lingen: das Palais Danckelmann, das heutige Amtsgericht. Wir stellen das Richterhaus von 1646 in der Serie von EL-Kurier und Emslandmuseum vor.

Bauherr des stolzen Gebäudes war der Richter für die Stadt und die Grafschaft Lingen Sylvester Danckelmann. Er wurde 1601 in Rheine geboren und musste 1624 mit seinen Eltern in die Niederlande flüchten, weil die Familie im katholischen Münsterland ihren reformierten Glauben nicht ausüben durften. Sylvester Danckelmann studierte Jura an der Hohen Schule in Burgsteinfurt und der Universität in Groningen. Nach der Übernahme Lingens durch die Oranier 1633 wurde er hier in das Richteramt eingesetzt.

Auf dem früheren Festungsgelände am Burgtor erwarb er ein ausgedehntes Grundstück und errichtete darauf direkt an der Straße eine großes Steingebäude im Stil eines Adelspalais, das als Gerichtssitz und Wohnung für seine Familie mit zwölf Kindern diente.

Über dem hohen Sockelgeschoss mit einem Gewölbekeller erhebt sich das zweigeschossige Bauwerk mit seinen markanten Giebeln.

Die erhaltenen Stuckdecken im Erdgeschoss weisen auf die prachtvolle Ausstattung der Räume im 17. Jahrhundert hin. Sie sind im Stil des Barock gestaltet und zeigen neben floralen Dekoren auch Ornamente aus der antiken Baukunst.

Das geräumige Treppenhaus in der Mitte des Hauses ist mit Bögen und Justizsymbolen aus Sandstein dekoriert.




Über dem Portal an der Hofseite sieht man die Jahreszahl 1646 und das Ehewappen Sylvester Danckelmanns und seiner Frau Beata Derenthal. Der lateinische Hausspruch lautet Merces Pietatis Certa (sicher ist der Lohn der Herzensgüte) – ein bemerkenswerter Spruch für einen calvinistischen Juristen und Landrichter.
Im Hof des Anwesens standen früher verschiedene Nebengebäude, von denen das Kutscherhaus, heute Teil des Museums, noch erhalten ist. Den Hof und den Garten trennte eine barocke Gartenmauer mit einer Freitreppe. Das private Gartengelände erstreckte sich bis an den Wall Nord. Heute dient das Gelände unter der Bezeichnung Justizgarten als öffentlicher Park.

Sieben der Söhne Danckelmanns traten in preußische Dienste und bekleideten hohe Ämter als Juristen, Beamte und Staatsmänner. Man nannte sie „das Siebengestirn, das den Staat regiert“.

1769 verkauften die Erben Danckelmann, die mittlerweile in Berlin und Minden lebten, ihr Stammhaus als Regierungssitz für die Grafschaft Lingen und Tecklenburg an den preußischen Staat. Im 19. Jahrhundert wurde daraus das Amtsgericht Lingen. Seit über 350 Jahren wird hinten den dicken Mauern des Palais Danckelmann Recht gesprochen.