Lingener Geschichte im Bild (29)

Das berühmte Gemälde des Friedenschlusses von Münster im Jahre 1648 steht im Mittelpunkt der heutigen Folge der Serie „Lingener Geschichte im Bild“ von Emslandmuseum und EL-Kurier. Die auf vielen Bildern dargestellte Szene im Friedensaal des Rathauses zu Münster beendete nämlich keineswegs den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland, sondern den achtzigjährigen Freiheitskampf der Niederlande gegen den spanischen König. Und darin spielte Lingen eine wichtige Rolle.

Schon 1633 hatten die Niederländer Lingen besetzt und die Landesherrschaft übernommen. Aber ihr Machtanspruch war damit noch nicht offiziell anerkannt. Erst mit dem Vertrag von 1648 wurde diese Besitzergreifung von den Spaniern in Artikel 50 des Friedensvertrages nun auch staatsrechtlich anerkannt. Stadt und Grafschaft Lingen kamen in den Besitz des Hauses Oranien. Dabei wurde Bezug genommen auf die Verträge Kaiser Karl V. von 1546, einen Vertrag zwischen dem Grafen von Büren und dem Grafen von Tecklenburg von 1548 sowie auf eine Besitzübertragung an die Oranier im November 1578.
Für die Niederlande markierte die Anerkennung ihrer Selbständigkeit durch den Frieden von Münster den Aufstieg zur führenden See- und Handelsmacht in Europa. Die Einwohner von Stadt und Grafschaft Lingen profitierten als oranische Untertanen von diesem wirtschaftlichen Aufschwung. Viele Lingener wanderten damals in die Niederlande aus, um sich dort als Kaufleute oder Handwerker niederzulassen. Die Hollandgänger nutzten die Möglichkeit zur Saisonarbeit in den Niederlanden, wo sie als Inländer keinerlei Berufsbeschränkungen unterworfen waren.
Alle amtlichen Dokumente in Lingen wurden damals in niederländischer Sprache verfasst und bezahlt wurde nur mit harten Gulden. Der Wohlstand der Stadt in dieser Periode ist heute noch an den zahlreichen Neubauten aus dieser Zeit erkennbar. Niemand in Lingen rechnete damals damit, dass die Stadt jemals wieder zu Deutschland gehören würde.