Bischof und Kriegsherr – Christoph Bernhard von Galen besetzt Lingen

Lingener Geschichte im Bild (31)

Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen besetzte 1672 Lingen

Um einen Bischof als Kriegsherrn und Eroberer von Lingen geht es in der heutigen Folge der Geschichtsserie von EL-Kurier und Emslandmuseum. Der Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen wurde wegen seiner vielen kriegerischen Unternehmen der „Kanonenbischof“ oder „Bomben Bernd“ genannt. Auch Lingen sollte seine Kriegslust 1672 zu spüren bekommen.

Lingen zur Zeit Christoph Bernhards von Galen

Seit der Besetzung der Stadt durch die Niederländer 1632 lag Lingen wie ein Riegel zwischen den beiden Gebietsteilen des Fürstbistums Münster, dem eigentlichen Münsterland im Süden und dem sogenannten „Niederstift Münster“ im Raum Meppen, Cloppenburg und Vechta im heutigen Niedersachsen. Der 1650 zum Fürstbischof von Münster gewählte Christoph Bernhard von Galen erkannte die Gefahr und wollte Lingen sowie weitere Gebiete in den östlichen Niederlanden militärisch und seine Kontrolle bringen. Daher unternahm er 1665 mit Unterstützung Englands einen kriegerischen Einfall in die Niederlande, der aber kläglich scheiterte.

1672 folgte ein zweiter Versuch mit Frankreich und England als mächtigen Verbündeten. Das französische Heer rückte von Süden in die Niederlande ein, England bekämpfte zur See die Holländische Flotte und der Bischof von Münster fiel mit seinem Heer vom Emsland aus den niederländischen Truppen in den Rücken. Seine trickreiche Kriegsführung und seine tollkühnen Attacken blieben in der Sagenwelt noch lange lebendig, kosteten aber unzählige Opfer.

Gleich zu Beginn des Feldzugs 1672 besetzten münsterische Truppen mit 1400 Mann die Stadt Lingen. Sie vertrieben die niederländischen Beamten und setzten eine Militärverwaltung ein. Auch die reformierten Geistlichen mussten die Stadt verlassen und mit feierlichen Prozessionen wurde die katholische Kirche als offizielle Religion wieder eingesetzt. Die mehrheitlich katholische Bevölkerung von Stadt und Grafschaft Lingen jubelte dem Fürstbischof zu.

Doch bald zeigte der Krieg seine Schattenseiten. Die Kosten für die Einquartierung der münsterischen Soldaten und die Kriegssteuern stiegen gewaltig. In kurzer Zeit war die Bevölkerung von Stadt und Land verschuldet, zumal auch jeglicher Handelsverkehr mit den Niederlanden ruhte.

Christoph Bernhard von Galen bei der Belagerung Groningens

Der zunächst sehr erfolgreiche Feldzug des Bischofs brach im Herbst 1673 vor Groningen zusammen. Auf ihrem Rückzug nahmen die Soldaten aus Lingen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war, und erhoben noch einmal eine hohe Kriegssteuer.

Im Mai 1674 musste der Bischof Frieden schließen und zog das münsterische Militär aus Lingen zurück. Die Bürger wollten die niederländischen Gesandten aber nicht in die Stadt einlassen und hielten die Tore verschlossen. Erst mit der Androhung militärischer Gewalt konnte Wilhelm III. von Oranien als neuer Herrscher Stadt und Grafschaft Lingen in Besitz nehmen. Das hat er seinen Untertanen im Emsland nie verziehen.