Lingener Geschichte ich Bild (43)

Eine Reisebeschreibung der Stadt Lingen aus dem Jahr 1757 wird in der heutigen Folge der Geschichtsserie von EL-Kurier und Emslandmuseum vorgestellt. Verfasst hat sie der aus Issenhorst bei Bielefeld stammende Medizinstudent Johann Konrad Lütgert (1740-1764), den eine seiner zahlreichen Reisen auch durch die preußische Stadt und die Grafschaft Lingen führte.

Lütgert stammte aus einer wohlhabenden bürgerlichen Familie. Seine Eltern finanzierten ihm umfangreiche Reisen, die er in einem Tagebuch dokumentierte. 1757 notierte, dass sein Vater ihn auf eine Reise nach Holland an die Akademie in Leiden schicken wolle. Er wählte die regelmäßig verkehrende Postkutschenverbindung von Bielefeld nach Lingen, um von dort mit der Amsterdamer Post weiter in die Niederlande zu reisen,
Am 2. März fuhr er mit der Postkutsche in Isselhorst ab und kam über Gütersloh und Versmold zunächst in die Grafschaft Tecklenburg. In Ibbenbüren erreichte er dann die Obergrafschaft Lingen. „Im Lingischen trifft man ungemein große Heiden an“, beschreibt er das hiesige Landschaftsbild, „jedoch sind in denselben gerade Linie Postwege aufgeworfen und mit jungen Bäumen besetzt, so sich schön präsentieret in den großen Heiden. Es sind im Lingischen 13 Dörfer. Ihre Häuser sind überall mit Schornsteinen versehen.
Von Ibbenbüren aus fuhr Lütgerts über das münsterländische Dorf Hopsten und erreicht in Schapen die Grafschaft Lingen. Als sein Reisewagen wegen der schlechten Wegeverhältnisse nachmittags erst verspätet in Lingen ankam, war die Postkutsche in Richtung Holland schon abgefahren und er musste drei Tage auf die nächste Reisemöglichkeit warten.
„Es ist Lingen eine schöne und kleine Stadt, doch fast so groß wie Bielefeld“ fasste er seine ersten Eindrücke zusammen. Ganz begeistert war Lütgert vom Amtssitz der preußischen Verwaltung für die Grafschaften Tecklenburg und Lingen sowie dem schönen Stadtbild: „Die Regierung im Palais von Danckelmann mit dem Garten und noch viele andere Privathäuser sind wunderschön. Sonntags den 6ten März besuchte ich die Catholische, Lutherische und Reformierte Kirche, so inwendig überall schlechte Parade machen. In der Reformierten Kirche wird in holländische Sprache gepredigt. Die Religion ist auf dem platten Land fast ganz katholisch, in Lingen selber auch zum großen Teil.
Im Lingischen wird überall nach Stübern und Gulden gerechnet“, zeigte sich Lütgert verwundert über die allgemeine Verwendung des holländischen Geldes in einer preußischen Stadt. Und zu Sprache der Bewohner stellte er fest, sie sei „vermischt“ (also deutsch, niederländisch und plattdeutsch) und die Bauern seien, wie die Holländer, praktisch veranlagte Leute.
„Montags den 7. März nachmittags um zwei Uhr fuhr ich von Lingen mit der Holländischen Post ab, durch schöne Alleen nach der Emse, eine halbe Stunde von Lingen, wo wir übergesetzt wurden. Jenseits der Emse ist es münsterisch und ein Zoll allda. Der Ort heißt …“ – Den Namen des kleinen Dorfes hatte Lütgerts beim Eintrag in sein Tagebuch schon wieder vergessen. Gemeint war natürlich der Fährort Schepsdorf, das damals noch nicht zu Lingen, sondern zum Münsterland gehörte.