Wenn eine Schatztruhe Geburtstag hat

Pinnincksche Truhe wird 400 Jahr alt

Vor genau 400 Jahren entstand 1620 die Pinnincksche Truhe

Zu den besonders geschichtsträchtigen Exponaten im Emslandmuseum gehört die vor genau 400 Jahren Anno Domini 1620 entstandene …

Die Pinnincksche Truhe im Kutscherhaus des Emslandmuseums

„Pinnincksche Truhe“, die vom adeligen Gut Beversundern stammt. Die Truhe führt zurück in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als Kaiserliche und Oranier um die Herrschaft in der Grafschaft Lingen stritten und die Festung Lingen mehrfach die Seiten wechselte.

Das überdimensional große Möbelstück aus massivem Eichenholz zeigt auf der Vorderseite eine Gliederung in drei Felder, umrahmt von aufwendigen Schnitzarbeiten und Intarsien im Stil der Spätrenaissance.

Die beiden seitlichen Felder sind mit Wappentafeln verziert. Links erscheint ein bärtiger Mann mit Helm, verbunden mit einer Hausmarke und den Initialen IP, die als „Junker Pinninck“ gedeutet werden. Das rechte Wappenschild zeigt einen Balken mit zwei Vögeln, das Wappen der Familie Pinninck.

Das mittlere Feld der Truhe wird von einem Bogen eingerahmt. Auf dem nachträglich veränderten Innenfeld ist im Streiflicht eine eingeritzte Vorzeichnung für üppiges Blatt- und Rankenwerk erkennbar, das hier ursprünglich aufgemalt oder als Holzintarsie aufgeleimt war. Truhen dienten damals nicht nur zur Aufbewahrung von Hausrat und Wertsachen, sondern bildeten auch eine repräsentativen Raumschmuck für die großen Dielen, Säle und Wohnstuben.

Familienchronik Pinninck

Der Stammvater der Pinnincks in Lingen, Hermann Pinninck, stammte aus den Niederlanden und hatte Lucia von Reede, eine Tochter des adeligen Hauses Brandlecht bei Nordhorn, geheiratet. Der Sohn Adrian Pinninck heiratete am 5. Februar 1617 Maria Bonkamp, die Tochter des Lingener Amtsrentmeisters Bernhard Bonkamp, dessen Amt der Schwiegersohn 1621 übernahm. Die Familien waren aber doppelt verwandt, denn Hermann Pinnincks Tochter Maria (* 1588 Deventer) heiratete am gleichen Tag 1617 in Lingen den sieben Jahre jüngeren Cornelius Bonkamp (*1597 in Brüssel). Es sind die Wappen dieses Ehepaares, die auf der Truhe von 1620 dargestellt sind.

Die Eheleute Bonkamp-Pinninck hatten keine Kinder. Cornelius Bonkamp starb bereits 1627 in Lingen, das Sterbedatum seiner Frau ist nicht bekannt. Nach ihrem Tod fiel das Erbe an ihre Verwandten und so gelange die Truhe mit den Wappen Bonkamp-Pinninck an ihren Bruder Adrian.

Das Gut Beversundern im früheren Zustand

Dieser Adrian Pinninck hatte 1627 das adelige Gut Beversundern bei Altenlingen bekauft und richtete dort seinen Wohnsitz ein. Von 1631 bis 1633 verwaltete er das Drostenamt in Lingen. 1652 erhob Kaiser Ferdinand III. die Familie Pinninck in den Adelsstand und hob im entsprechenden Adelsdiplom die Verdienste der Brüder Pinninck für die Kaiserliche Seite im Dreißigjährigen Krieg hervor.

Adrian Pinninck war sehr vermögend. Neben Beversundern erwarb er auch einen Burgmannssitz in Haselünne und hatte weitere Besitzungen im Stift Münster, in den Grafschaften Lingen und Bentheim sowie in Zutphen und Overijssel. Er stiftete auch den silbernen Vogel für die Königskette des Schützenvereins Altenlingen mit der Inschrift: I. ADRIAN PINNINCK R. Z. B. S. D. D. (= Junker Adrian Pinninck, Ritter zu Beversundern gab diesen). Sein Bruder Heinrich Pinninck war dort 1644 Schützenkönig und schenkte eine Königsplakette mit dem Pinninckschen Wappen. Den von seinem Bruder gestifteten Silbervogel ließ er restaurieren.

Gut Beversundern nach dem Erwerb durch die Familie von Galen im 19. Jahrhundert

Nach Adrian Pinninck Tod 1679 verblieb die „Pinnincksche Truhe“ auf dem Gut Beversundern und wurde bei den zahlreichen Besitzerwechseln dort stets weitergegeben, bis sie 1998 als Leihgabe der Familie von Galen in das Emslandmuseum kam.

Die Pinnincksche Truhe im Kutscherhaus

Hier ist sie in einem besonderen Adelszimmer im Kutscherhaus ausgestellt. Mit ihrer Größe und der Qualität ihrer Ausführung gehört sie zu den Glanzstücken des Museums.