24. Dezember 2020
In fast allen (katholischen) Haushalten findet man an den Weihnachtstagen irgendwo in der Wohnung eine Krippendarstellung. Der künstlerischen Qualität und Vielfalt
sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ein besonderes Thema sind Miniaturkrippen, etwa eingebettet in eine Nussschale oder eine Streichholzschachtel. In diesen Zusammenhang gehören auch kleine Plaketten mit der Darstellung der Krippenszene, wobei die Übergänge zu Abbildungen der Heiligen Familie fließend sind.
Beliebt in den 60er und 70er-Jahren waren Bronzeplaketten und ganz besonders beliebt die Bronzeplaketten des Bildhauers Joseph Krautwald aus Rheine (1914-2003).
Der gebürtige Schlesier arbeitete vorwiegend in Sandstein und Bronze. Seine künstlerischen Wurzeln waren der deutsche Expressionismus ebenso wie die Monumentalplastiken seines Lehrers Josef Thorak. Er gestaltete zahlreiche Kirchenausstattungen, aber auch Bildstöcke und Wegekreuze sowie Monumentalkreuze für Friedhöfe, Kriegerehrenmale und Kirchplätze. Seine Kleinbronzen waren als Geschenke zu Taufen, Kommunionsfeiern und Trauungen sehr populär.
Das Bronzerelief aus der Sammlung des Emslandmuseums zeigt die Heilige Familie, ob noch im Stall von Bethlehem oder schon auf der Flucht bleibt unklar. Die Darstellung der Muttergottes knüpft an den traditionellen Typus des „Maria-Hilf“-Bildes an, aber unverkennbar auch an die bekannte Stalingrad-Madonna von Dr. Kurt Reuber. Beide Vorbilder sind gekennzeichnet durch die innige Nähe von Mutter und Kind, wobei die Mutter durch ihre gebeugte Haltung schützend das Kind umgibt. Hinzu tritt bei Krautwald der Heilige Josef, der mit seinem Gewand Mutter und Kind wie mit einem Schutzmantel umgibt. Sein kräftiger Wanderstab gibt der kleine Figurengruppe Kontur und Dynamik.
Das gleiche Grundmotiv findet sich auch auf einer Bronzeplakette von Krautwald, die in den 70er-Jahren weiter Verbreitung fand. Hier bildete die Figurengruppe äußerlich ein Quadrat, wodurch die innige Beziehung der Figuren noch verstärkt wird.