Das bisschen Haushalt …

Frühjahrsputz zu Großmutters Zeiten

Großer Frühjahrsputz

Zu Großmutters Zeiten gab es in jedem Frühjahr eine große Putzaktion in Haus und Hof. Und das war Frauensache. Mit steigenden Temperaturen

Hauswirtschaftlicher Unterricht

wurden die Fenster aufgerissen, um Licht und Luft in die Räume zu lassen. Dabei zeigte sich manches, was man in den dunklen Wintermonaten kaum bemerkt hatte. Höchste Zeit also, einen Termin für den Frühjahrsputz anzusetzen. Die Männer, die gegen aufgewirbelten Staub bekanntlich besonders empfindliche sind, flüchteten an diesem Tag zu dringenden Aufgaben im Stall oder auf dem Acker.

Auf den Lande begann der Hausputz mit dem Wasserschöpfen am Brunnen

Durch die monatelange Kälte und Feuchtigkeit in den ungeheizten Schlafräumen waren die Matratzen und Federbetten klamm geworden und wurden nun zum Lüften an die Frühlingssonne geholt. Dies bot gleichzeitig Gelegenheit, unter den Betten mal nach dem Rechten zu schauen, wo sich den Winter über mache Staubflocken und Spinngewebe angesammelt hatten. Wenn man noch auf Strohbetten schlief, kam dabei auch das eine oder andere Mäusenest zum Vorschein.

Staubsauger gab es in Zeiten ohne elektrischen Strom noch nicht. Teppichböden waren unbekannt. Die die Teppiche wurden im Frühjahr über eine Stange gehängt und mit dem Teppichklopfer von Hand ausgeschlagen. Steinfußböden schrubbte man mit Soda und Schmierseife. Holzfußböden wurden gefegt, gewischt und dann gebohnert. Ein Geruch von Soda und Bohnerwachs erfüllte das Haus und mahnte alle, nicht mit dreckigen Schuhen durch die frisch gereinigten Räume zu laufen. Spülsteine wurden gebürstet, Möbel poliert und Ziergegenstände entstaubt. Hausrat aus Messing und Zinn putzte man mit Wienerkreide auf Hochglanz, bis ich der Schein der Petroleumlampe darin spiegelte.

Große Wäsche im Handbetrieb

Ein eigenes Thema waren die Gardinen. Sie hatten den Winter über durch den Qualm von Öfen und Herdfeuern sowie das Nikotin der Raucher ihre Farbe stark verändert. Für die übliche Wäsche mit Stampfer und Waschbrett waren sie zu empfindlich. So wurde ein extra Waschtag für die Vorhänge veranstaltet, der „gerne“ auch mit einem großen Fensterputz kombiniert wurde. Jetzt kam wieder Licht in die Räume.

Viele Emsländerinnen verdienten in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg als Hausmädchen in Holland ihre Aussteuer

Auf den Toiletten gab es damals noch nicht viel zu putzen – die meisten hatten nur einen hölzernen „Donnerbalken“ und statt eines Badezimmers eine Zinkwanne. Im Frühjahr wurde es aber meist höchste Zeit, den Pegelstand in der Jauchegrube zu prüfen. Die beginnende Gartensaison gab gleichzeitig den Anlass, den Inhalt der Grube als Dünger im Garten zu verbreiten. Den zugehörigen Geruch natürlich auch. Nun merkte jeder: der Frühling ist da!