Geschnitzte Geschichte

Imposante Truhenbank mit Wappentafeln in der neuen Eingangshalle

Die große Truhenbank mit de Adelswappen von Maneel und von Bordewick

In der Eingangshalle des Museumsneubaus hatten eine der größten Exponate des Emslandmuseum seinen Standort erhalten und damit

gleich bei der Eröffnung viele Fragen ausgelöst. Daher hier einige Angaben zur Geschichte dieses besonderen Möbelstückes.

Es handelt sich um eine geschnitzte Truhenbank mit wertvollen Wappentafeln. Zwei reich dekorierte Felder zeigen die Namen und Wappen der emsländischen Adelsfamilien von Maneel und von Bordewieck. Die Familie von Maneel stammte ursprünglich aus dem Kreis der Burgenmannschaft der münsterischen Landesburg Landegge bei Haren und kam 1606 durch Heirat auch in den Besitz von Haus Beel bei Lathen.

Um 1655 starb die Familie in männlicher Linie aus und die Erfolge ging an die Tochter Anna Elisabeth, die um 1650 den Adeligen Johann Caspar von Bordewieck heiratete. Beider Wappen sind auf der Truhenbank eingeschnitzt.

Die Familie Bordewieck saß nachweisbar seit 1560 auf dem Gut Holthausen bei Lingen (gelegen hinter dem LWH an der Ems). Die von Bordewieck spielten in der Geschichte der Grafschaft Lingen als Vertreter der Katholischen Bevölkerung gegenüber den Oraniern eine wichtige Rolle. An der Stelle des damaligen kleinen Wasserschlosses befindet sich heute der Bauernhof Wess, der im 19. Jahrhundert durch eine nicht standesgemäße Einheirat auf das frühere Rittergut hervorging.

Auch das Haus Beel bei Lathen gelangte später in bürgerliche Hände und kam im 19. Jahrhundert in den Besitz der reichen Kaufmannsfamilien Wolbeck und Möller in Lathen. Sie ließen das alte Herrenhaus abbrechen und teilten die Grundstücke unter sich auf.

Durch Einheirat kam ein Teil des Gutes an den aus Lingen stammenden Kaufmann August Löning, der wohl auch die Wappentafeln aus dem verfallenen Gutsbesitz rettete. Sein Enkel, der Kaufmann, Landtagsabgeordnete und Heimatschriftsteller August Löning, ließ die Wappentafeln und andere historische Schnitzarbeiten 1933 zu einer großen Truhenbank zusammenbauen, die seit 1936 den Blickfang des Kaminzimmers in seinem Wohnhaus direkt neben der Kirche in Lathen bildete. Einfügen ließ er auch zwei neue Kartuschen mit seinem eigenem Namen und dem seiner Frau Johanna, eine geborene Kock aus Emsbüren.

Auf der Rückseite der Bank entdeckten die Mitarbeiter des Museums eine alte Inschrift, welche die Geschichte der Truhenbank einwandfrei belegt. Auch in der Truhe selber fanden sich noch entsprechende Schriftstücke, die die Besitzerfolge buchstäblich „mit Brief und Siegel“ belegen.

Museumsleiter Dr. Andreas Eiynck, der als Experte für alte Möbel und Wohnkultur weit über das Emsland hinaus bekannt ist, hat an der Truhenbank aber noch mehr entdeckt: „Einige Schnitztafeln zeigen eindeutig den „Beschlagwerkstil“ des späten 16. Jahrhunderts und sind damit noch einmal zwei Generationen älter als die Wappentafeln.“

In den alten Akten der Familie Löning fand er außerdem die Vorlagezeichnungen von 1933 für die reichen Schnitzarbeiten. Sie sind im Stil des „Manierismus“ aus der Zeit der Spätrenaissance gehalten und dürften ein in dieser Qualität im Emsland wohl einzigartiges Zeugnis für die Kunst des Historismus sein.