Zusteller bis zur letzten Minute im Dauereinsatz
In den Tagen und Wochen vor Weihnachten türmen sich bei der Post die Briefe und Pakete. Was die Adventszeit für die Zusteller bedeutet, …
darüber berichten wir heute wieder anhand von Fotos aus unserem Bildarchiv. Unser Dank gilt dabei allen Postlern im Einsatz, aber auch unseren Postpensionären im ehrenamtlichen Museumsdienst: Gerd Schulte, der schon seit einigen Jahren mit großem Einsatz unser Bildarchiv betreut, und Norbert Kierstein, der vor einigen Wochen die Betreuung unserer Museumsbibliothek übernommen hat. Herzlichen Dank!
Lingen war seit dem 16. Jahrhundert ein wichtiger Knotenpunkt im überregionalen Postnetz zwischen Norddeutschland und den Niederlanden. Doch damals transportierten die Postboten hauptsächlich Briefe und Bargeld, denn für Pakete hatte der reitende Bote keinen Platz. Die Postkutschen beförderten Fahrgäste, Gepäck und Pakete, aber ihre Geschwindigkeit war angesichts der schlechten Wegeverhältnisse sehr gemächlich.
Erst mit dem Bau der Eisenbahn vor gut 150 Jahren wurde die Post richtig flott und auch im Paketbereich leistungsfähig. Daher richtete sich die Königlich Hannoverische Post 1860 auch gleich im linken Teil des neu erbauten Lingener Bahnhofes ein. Und als sie dort aus allen Nähten platzte, entstand 1878 in der Nähe des Bahnhofs an der Marienstraße das Kaiserliche Postamt Lingen. Diese stolze Gebäude im Stil einer mittelalterlichen Ritterburg mit Zinnen und Türmchen wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und Anfang der 70er-Jahre abgebrochen. Heute steht dort das Kaufhaus C&A.
Weihnachtsbriefe und Weihnachtskarten kamen in der Zeit um 1900 groß in Mode und wurden zum Massenartikel. Mit wachsendem Wohlstand fielen auch die Weihnachtsgeschenke immer üppiger aus. Erste Versandhäuser entstanden, bei denen per Post aus Katalogen bestellt und per Paket geliefert wurde, besonders zur Weihnachtszeit.
Entfernten Freunden und Verwandten schickte man neben Weihnachtsgrüßen auch Weihnachtspäckchen. Voll bepackte Zusteller wurden zu einem gewohnten Bild in der Adventszeit. Besonders in den letzten Tagen vor Weihnachten türmten sich in allen Postämtern die Briefe, Grußkarten und vor allem die Pakete. Die Post legte Sonderschichten ein.
Da die Winter früher kälter waren als heute, lag in der Adventszeit häufig schon Schnee. Besonders die Landzusteller mussten sich dann mit ihren Paketen über verschneite Wege zu den Adressaten durchkämpfen. In abgelegenen Häusern gab es als Dank dann gerne auch mal einen Schnaps zum Aufwärmen. Die Postkutschen und später selbst die Postbusse blieben im Winter oft in Schneewegen stecken oder kamen in der verschneiden Landschaft von der Fahrbahn ab und landeten im Straßengraben.
Auch in den letzten Stunden vor dem Heiligen Abend, wenn alles andere längst geschlossen war, herrschte bei der Post noch Hochbetrieb und die Zusteller flitzten durch die Straßen, um letzte Sendungen noch vor Weihnachten zuzustellen. Irgendwann kam dann der Rubikon. Was bis dahin nicht ausgeliefert war, kam dann erst nach den Feiertagen an. Die erschöpften Postler aus der letzten Schicht gönnten sich nun noch einen Umtrunk bei der legendären Heiligabendfeier auf dem Postamt. Dann endlich war auch für sie das Weihnachtsfest gekommen.
Auch während der Feiertage lief der Betrieb hingegen im Fernmeldeamt der Post weiter. Denn dort mussten die Verbindungen bis in die 60er Jahre von den „Fräulein vom Amt“ per Stöpsel von Hand vermittelt werden. Anrufen zu Weihnachten ging also nur, solange die Damen von der Post auch an den Feiertagen ihren Dienst taten. Und manche Menschen, die selbst am Weihnachtsabend einsam zu Hause saßen, riefen auch einfach mal bei „Fräulein“ an, um mit irgendeinem Menschen zu sprechen.