Brücken über Ems und Aa

aus der Verkehrsgeschichte unserer Region

Torfwagen auf der alten Holzbrücke über die Ems in Dalum (um 1930)

Die Ems und viele kleine Flüsse durchziehen das Emsland. In so einer wasserreichen Region braucht es viele Brücken. Und um die geht es in der heutigen Fotoserie.

Pferdewagen auf der Emsbrücke in Helschen bei Emsbüren

In Zeiten ohne Beton und Stahl konnten Brücken nur als Holzkonstruktionen oder als steinerne Bogenbrücken errichtet werden. Eine Holzbrücke über die Ems entstand in Meppen schon im Jahre 1385 und machte den Fährmann arbeitslos. In Rheine ist der Bau einer steinernen Bogenbrücke für das Jahr 1675 bezeugt Sie ersetzte eine schon im Mittelalter erwähnte Holzbrücke, die aber bei Hochwassern immer wieder beschädigt wurde.

Die hölzerne Emsbrücke in Schepsdorf von 1824 (Foto vor 1900)

Am gesamten Emslauf zwischen Rheine und Meppen gab es jahrhundertelang überhaupt keine Brücken, denn die hölzerne Emsbrücke bei Schepsdorf wurde erst 1824 fertiggestellt. Bis dahin führten in diesem Abschnitt nur Fähren über den Fluss. Am bekanntesten waren die Fähren in Salzbergen, die sogenannten Helscher Fähre in Leschede, die Fähre in Hanekenfähr, die Lingener Emsfähre und das Fährboot bei Dalum. Doch der Fährverkehr barg viele Risiken, etwa bei Hochwasser oder bei Eisgang. Häufig musste dann der Fährkahn an Land bleiben und für die Reisenden hieß das: warten! Davon profitierten die Gasthäuser, die an jeder Fähre zu finden waren.

Die alte Holzbrücke in Schepsdorf mit den schrägen Eisabweisern

Weil die Ems im flachen Emsland bei Hochwasser weit über die Ufer trat, mussten auch die Brücken große Spannweiten aufweisen. Hierfür errichtete man hölzerne Pfeilerkonstruktionen, die dann abschnittweise die Brückenbalken trugen. Die Pfeiler waren aber im Winter von treibenden Eisschollen bedroht und mussten daher durch schräg in das Wasser ragende Eisabweiser geschützt werden. Sie sind auf vielen alten Brückenfotos noch zu sehen.

Unglück beim Umbau der Eisenbahnbrücke in Hanekenfähr im Dezember 1913

Neue Maßstäbe im Brückenbau der Region setzte 1856 der Bau der Eisenbrücke in Hanekenfähr mit steinernen Pfeilern in der Ems und einer eisernen Brückenkonstruktion. Aber so eine Brücke war teuer.

Die alte Holzbrücke über das Emstal in Helschen (Foto um 1930)
Die alte Emsbrücke über das Emstal in Helschen (Foto um 1930)

In der Zeit um 1860 entstanden daher zunächst weitere Holzbrücken: in Helschen (1862), Salzbergen (1863) und Dalum (1869).

Die alte Emsbrücke in Salzbergen (Foto um 1900)

Gegenüber den schwankenden Fährbooten bildete eine Holzbrücke einen erheblichen Fortschritt. Doch als kurz nach 1900 die ersten Lastkraftwagen mit ihrem schweren Gewicht anrollten, brachten sie die Holzkonstruktionen ganz schön zum schwanken.

So trat an die Stelle der Holzbrücke bei Schepsdorf 1906 eine kühne Ingenieurkonstruktion aus Stahlfachwerk. Sie wurde auch „Niedersachsenbrücke“ genannt, weil an einem Querträger hoch über der Fahrbahn ein Wappenschild mit dem Niedersachsenross angebracht war. 1912 folgte die Stahlbrücke bei Salzbergen. Beide Brücken wurden 1945 gesprengt.

Die erste Betonbrücke wurde 1906 zwischen Altenlingen und Wachendorf fertiggestellt. Sie diente der Erschließung der linksemsischen Moorgebiete und bildete den Ausgangspunkt der Süd-Nord-Straße. Diese Betonbrücke hatte noch keine große Spannweite und stand mit mehreren Pfeilern in der Ems. Bei Herannahen der Front 1945 war sie bereits zur Sprengung vorbereitet, wurde aber von den Engländern unzerstört erobert. 1985 wurde sie durch eine großzügige Betonbrücke ersetzt.

Die Einweihung der ‚Pantenburgbrücke‘ in Helschen (1935)

Eine kühne Betonkonstruktion zeigte die 1935 fertiggestellte Betonbrücke in Helschen. Bei ihrer Eröffnung wurde sie nach dem kurz zuvor verstorbenen Landrat Dr. Albert Pantenburg, der sich sehr für den Bau der Brücke eingesetzt hatte, zur „Pantenburg-Brücke“ benannt. Auch sie wurde 1945 gesprengt.

Die steinerne Bogenbrücke über die Aa in Lünne (Foto um 1920)

Über die Große Aa und ihre zahlreichen Nebenflüsse im südlichen Emsland führten früher nur kleine Holzbrücken und Stege. In Lünne errichtete das Königreich Preußen schon im 18. Jahrhundert eine steinerne Bogenbrücke über die Große Aa. Sie tat bis zur Sprengung im Frühjahr 1945 ihren Dienst. Nur einer der steinernen Brückenpfeiler mit einem Relief des preußischen Adlers ragt dort heute noch aus den Fluten der Aa.

1913 wurde die Straße von Spelle nach Dreierwalde gebaut und hierzu gehörte auch eine Brücke über den Südfelder Bach. Sie sollte als Betonbrücke mit einer Spannweite von 4 Metern gebaut werden. Es war die erste Eisenbetonkonstruktion weit und breit. Der junge Baumeister Gerhard Rekers übernahm den Auftrag. Während des Baus stellten sich viele neugierige Besucher ein. Übliche Fragen waren: „De dünnen Isen söllt dat hollen?“ – „Worüm dot se dor keine T-Isen drin?“ – „Dröff man dor auk mett nem Wagen drowwer föhren?“ Aber die Brücke hielt und die Zukunft gehört dem Betonbau.

Familie Schievink auf der Straßenbrücke in Hanekenfähr, um 1925