500 Jahre Kirche in Lünne 1523 – 2023

Musterbeispiel einer spätgotischen Dorfkirche im Emsland

Die 1523 errichtete Pfarrkirche in Lünne

Auch in diesem Jahr gibt es wieder viele rund Geburtstage im Emslandmuseum, in Lingen und Umgebung. Wir beginnen mit dem ältesten Jubilar, der Kirche in Lünne, die vor genau 500 Jahren errichtet wurde. Und darüber berichtet eine Inschrift am Nordportal, die auch das Baudatum 1523 enthält. Über dem Südportal steht in lateinischen Ziffern die Jahreszahl MCCCCXXIII (= 1523).

Jahreszahl M CCCC XX III (= 1823) über dem früheren Südportal

Die Pfarrei Lünne umfasste im Mittelalter eines der größten Kirchspiele in der alten Grafschaft Lingen, denn hierzu gehörten neben Lünne und Altenlünne auch Heitel und Varenrode, Spelle und Venhaus sowie Dreierwald.

Die Inschrift mit dem Baudatum 1523 neben dem Nordportal

Die älteste Kirche soll in Altenlünne gestanden haben und tatsächlich wurden dort Reste von einer romanischen Kirche gefunden. Wann die Verlegung nach Lünne erfolgt sein könnte, ist nicht überliefert. Die Sage, dass dort bereits ein alter Grenzturm gestanden habe, an den die Kirche dann angebaut wurde, ist eher abwegig, wie überhaupt die Verlegung des Standortes einer ländlichen Pfarrkirche im Mittelalter nur äußerst selten nachweisbar bis.

Die lateinischen Inschrift mit der Jahreszahl 1523

Fest steht nur, dass die heutige Kirche 1523 erbaut wurde, denn die Bauinschrift seitlich neben dem Nordportal lautet:

„Anno dm M Vc III un twntich – ys getymert dyt godus hus – dorch de vrame Rat lude her lud-ger peters pastor brinck albert – un brinck johan kerk – lude myt grter hulpe – des kerspels lurick reiser“

Übersetzt: Im Jahre 1500 drei und zwanzig wurde dieses Gotteshaus gebaut; Durch die frommen Vorstände Pastor Ludger Peter sowie Albert Brink und Johann Brink, Kirchenräte, mit guter Hilfe des Kirchspiels Lurick Reiser.

Errichtet wurde die dem Heiligen Vitus geweihte Kirche im gotischen Stil als Saalbau von drei Feldern und einem Chorraum mit abgewinkelter Ostseite. Der Innenraum wird überspannt von Netz- und Sterngewölben. Die Innenwände waren dekoriert mit Bildszenen aus der Bibel und dem Leben der Heiligen. Insgesamt ein Musterbeispiel einer emsländischen Dorfkirche im Zeitalter der Spätgotik.

Bei einer Kirchenerweiterung in 1970er-Jahren wurde die Konzeption des Innenraums deutlich verändert und quasi zu einem Zentralbau umgewidmet. Etwas gewöhnungsbedürft, aber für diese Zeit nicht untypisch. Die beiden Seitenportale mit den Inschriften blieben bei diesem Umbau glücklicherweise erhalten, wurden aber beide zugemauert.