Nach dem Stadtbrand von 1548 neu aufgebaut

Älteste Häuser der Stadt auf der Südseite des Marktplatzes

Die Südseite des Marktplatzes 1897

Die verwinkelte Bebauung auf der Südseite des Marktplatzes reicht in ihrer Grundstruktur bis in die Zeit des großen Stadtbrandes von 1548 zurück und hat sich über viele Jahrhunderte bis zu ihrer heutigen Gestaltung aus alt und neu entwickelt.

Die Häuserzeile auf der Südseite des Marktplatzes beginnt mit dem Kivelingshaus, einem schmucken Backsteinbau mit einem zierlichen Giebel im Renaissancestil. Im Türsturz über der Haustür ist das Baujahr 1583 angegeben. Das sehr kleine Gebäude auf einem total schiefwinkeligen Grundstück diente Jahrhundertelang als Wohn- und Geschäftshaus.

Das Kivelingshaus als „Drogerie zum Goldenen Becher“

Ab 1893 führte hier der Klempnermeister Schweizer sein Geschäft, der beim Korbmacher Friedrich Deneke eingeheiratet hatte. 1930 erwarb die Lingener Spar- und Leihbank das Gebäude und 1948 eröffnete hier die Drogerie „Zum Goldenen Becher“, Inhaber Kurt Wisniewsky. 1964 kam das Haus in den Besitz der Kivelinge und ist heute unter deren Namen allgemein bekannt.

Das Kivelingshaus und das Nachbarhaus (um 1930)

Das rechts angrenzende Haus wurde im 19. Jahrhundert durch einen schlichten, zweigeschossigen Neubau ersetzt. Hier waren mehrere Wohnungen untergebracht.

Die Südecke des Marktplatzes (um 1910)

Dann folgte ein kleines Giebelhaus, dessen Kern sicherlich noch aus der Zeit des Stadtbrandes von 1548 stammte Dort hatte der Lingener Consum- und Sparverein, eine Genossenschaft mit über 1000 Mitgliedern, seinen Sitz.

Die Südseite des Marktplatzes um 1950

Diese beiden Häuser wurden in den 1930er-Jahren durch einen markanten zweigeschossigen Neubau mit zwei steilen Giebeln ersetzt. Die Färberei und Wäscherei Ubl und die Landesbrandkasse Hannover bezogen hier ihre Geschäftsräume. Bei Kriegsende nahm an dieser zentraler Stelle im Stadtzentrum die britische Militärverwaltung ihren Sitz. In den 1970er-Jahren wurde das Haus abgebrochen und durch einen äußerlich ähnlichen Neubau ersetzt. Die Räume im Erdgeschoss nutzt derzeit eine bekannte Optikerkette.

Ganz links: Die Klempnerei Rest

Rechts davon stand bis Anfang der 30er-Jahre noch ein ganz kleines Giebelhaus. Darin wohnte der Klempnermeister Rest. Das Haus wurde um 1930 durch einen zweigeschossigen Neubau mit einem Giebel im expressionistischen Backsteinstil ersetzt. Hier hatten das Haushaltswarengeschäft Göring und später ein Modehaus ihren Sitz. Jetzt dient das Erdgeschoss als Erweiterungsfläche des benachbarten Lokals Extrablatt.

Parkplatz vorm Haus trotz Promillegrenze (um 1970)

Der Standort des heutige Extrablattes kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, denn das Gebäude wurde nachweislich 1549, ihm Jahr nach dem großen Stadtbrand, neu errichtet. Umbauten sind um die Mitte des 17. Jahrhunderts und für das Jahr 1772 belegt. Im 19. Jahrhundert hatte hier der Gastwirt und Auktionator Appelhans seinen Sitz. Nachfolger wurde der Gastwirt Gronemeyer, der sein Lokal aufgrund der besonderen Lage den „Centralhof“ nannte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg folgen die Wirtefamilien Leusmann, Mohr und Rabstein. Das Haus wurde nun unter dem Namen „Stadtschänke“ geführt und später etablierte sich hier eine jugoslawische Gastronomie. Ein paar Jahre später änderte sich unter dem neuen Betreiber Ebbi Sadeghi der Name noch einmal in „Piano“.

Architekt Klaus Rosemann und Prof. Tonius Timmermann vor dem restaurierten ‚Extrablatt“

Heute gehört die Gaststätte zur Restaurantkette „Extrablatt“. Eigentümer des denkmalgeschützten Hauses ist Prof. Dr. Tonius Timmermann, ein gebürtiger Lingener.

Der kleine Platz links neben dem Rathaus (um 1890)

Nur eine schmale Gasse trennt das „Extrablatt“ vom früheren „Ratskeller“ direkt am Rathaus. Im 19. Jahrhundert führte Fritz Hänschen dieses Lokal, in dem sich die Ratsherren (Ratsfrauen gab es damals noch nicht) nach ihren anstrengenden Sitzungen erfrischen konnten.

Der „Rathskeller“ in den 1930er-Jahren

Später übernahm Johann Deeters die Gastwirtschaft und seit den 50er-Jahren die Familie Lehbrink. Unter dem Namen „Eselswirt“ war die Gastwirtschaft weithin bekannt und bildete einen gemütlichen Treffpunkt für Lingener Pohlbörger und Gäste der Stadt.

2010 erwarb das Bauunternehmen Hofschröer das denkmalgeschützte Gebäude. Bei der sorgfältigen Sanierung kamen unter jüngeren Verkleidungen plötzlich Teile des originalen Fachwerks aus dem Baujahr 1549 zum Vorschein. Sie sind in der heutigen Gaststube noch gut erkennbar. Das Haus war in den letzten Jahren als Restaurant unter dem Namen „Sieben“ bekannt und bildet derzeit eine Dependance der Posthalterei.

Die Kupferschmiede Trentmann nach dem Wirbelsturm 1927

An dem verwinkelten kleinen Platz links neben dem historischen Rathaus stand früher ein großes Giebelhaus des Schlachters Körner.

Die Ecke links neben dem Rathaus (um 1900)

Als dieser in der Zeit um 1900 in die Große Straße umzog, erwarb der Kupferschmied Trentmann das Gebäude und baute es zu einem Zweistock um. Später wurde dort ein modernes Wohn- und Geschäftshaus errichtet.