Teil 1: Der „Baublock Süd“

Der Lingener Marktplatz bildet von alters her den Mittelpunkt der Stadt. Wir beginnen unseren fotografischen Marktrundgang auf der Südseite des Platzes an dem alten Baublock anstelle der heutigen Kreissparkasse.

Hier stand bis Mitte der 60er-Jahre das sogenannte „Alte Stadthaus“, bis zum Rathausneubau an der Elisabethstraße Sitz der meisten städtischen Behörden.

Erbaut wurde das auffällig breite und zweigeschossige Steingebäude 1651 als Bürgerhaus von den Eheleuten Gerhard Pott und Margaretha Mencke. Der alte Giebelstein mit ihren Namen und Wappen wurde beim Abbruch des Hauses geborgen und befindet sich heute am Kutscherhaus des Emslandmuseums.

Später diente das Gebäude zeitweise als Landständehaus, sozusagen einem Vorläufer der Kreisverwaltung, und kam dann in kommunalen Besitz. Nach dem Bezug des neuen Rathauses an der Elisabethstraße wurde das Gebäude bald abgebrochen.

Links neben diesem markanten Gebäude standen zwei kleine Giebelhäuser aus Fachwerk. Das Haus direkt neben dem Stadthaus stammte noch aus dem 17. Jahrhundert und erhielt 1826 bei einem Umbau eine schöne Backsteinfassade, am Giebel bekrönt von drei klassizistischen Vasen aus Sandstein.

Später wurde die Fassade verputzt und erhielt große Schaufenster für das Mechanikergeschäft Dees, in dem Fahrräder und Nähmaschinen repariert, aber auch Waffen und Munition für Jäger und Sportschützen verkauft wurden.

Beim Abbruch des Hauses 1962 wurden die Vasen in einer spektakulären Aktion von Pionieren der Bundeswehr geborgen. Die Fachwerkkonstruktion des Hauses war noch in sehr gutem Zustand, konnte aber nicht erhalten werden.

Das Eckhaus zur Bauerntanzstraße war ein großes, altes Fachwerkhaus. Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich hier das Frisörgeschäft Stallkamp, das später in die Burgstraße umzog.

Die Stadt erwarb das Gebäude und nutztes es bis zum Abbruch 1955 für Mietwohnungen.

Auf dem rückwärtigen Grundstück zur Bauerntanzstraße stand ein schmales, zweigeschossiges Bürgerhaus. Der erhaltene Giebelstein zeigt die Hausmarken der Eheleute Pott und Menke sowie die Jahreszahl 1655. Auch dieses Wohnhaus wurde von der Stadt erworben. In den Nachkriegsjahren bildete es als Flüchtlings- und Wohnungsamt den Anlaufpunkt für manche Familie aus den deutschen Ostgebieten. Entlang der Schlachterstraße standen auf den Rückgrundstücken mehrere Nebengebäude zu den Häusern am Marktplatz. Eine Einfahrt mit einem Torbogen führte auf einen kleinen Innenhof.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb die Stadt nach und nach den gesamten Häuserblock, um hier einen lange geplanten Rathausneubau zu errichten. Später entschied man sich aber für den Standort an der Elisabethstraße und plante am Marktplatz-Süd einen Busbahnhof.

Eine breite Straße sollte von der Neuen Straße aus quer über den Marktplatz zur Gymnasialstraße und dann weiter zum Nordring führen. Glücklicherweise wurden diese Planungen allesamt verworfen.

Nach dem Abbruch aller Häuser auf diesem Baublock entstand hier zunächst eine kleine Grünanlage, gesäumt von Kurzzeitparkplätzen.

Ende der 70er-Jahre entschied der Stadtrat, das Grundstück aus städtebaulichen Gründen erneut zu bebauen und hier erfolgte der Neubau der Kreissparkasse. Das Äußere des Bauwerks wurde in Maßstab, Gliederung und Material an die Situation in der Altstadt angepasst und ein Highlight war das Etagencafé von Lobenberg auf der Marktseite.

Demnächst zieht die Sparkasse von hier in einen benachbarten Neubau um und der „Baublock Süd“ wird dann für Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen genutzt.