Lingener Geschichte im Bild (7)

In der gemeinsamen Serie von EL-Kurier und Emslandmuseum zum Stadtjubiläum 1050 Jahre Lingen geht es dieses Mal um einen ganz besonderen Bodenfund aus dem Mittelalter: einen durchlöcherten Wassereimer vom früheren Burggelände.

Der aus dickem Kupferblech bestehende Eimer wurde 1970 beim Umbau des Hauses Adelmann in der Marienstraße (heute: Action-Markt) im Rahmen von Baggerarbeiten tief im Erdreich entdeckt. Den Schrecken der Finder kann man sich leicht vorstellen, denn der Behälter wies in seinem Boden mehrere Löcher auf. Und genau so beschreibt eine alte Sage den durchlöcherten Eimer des Lingener Stadtgeistes Machurius, den er, gefüllt mit Wasser, aus dem Lohner Sand bis nach Lingen schleppen muss, um wieder in die Stadt eingelassen zu werden.

Die Familie Adelmann gab das wertvolle Fundstück in das Emslandmuseum, wo das Exponat in der Dauerausstellung einen festen Platz erhielt. Bei einem Besuch von Stadtarchäologen aus ganz Niedersachsen im Museum erregte das Exponat großes Aufsehen, denn 2012 hatte man ähnliche Eimer bei der Ausgrabung eines Klosters in Brandenburg entdeckt. Diese stammten nachweislich aus der Zeit vor 1445 und damit ist auch die Datierung des Lingener Eimers in das Mittelalter abgesichert.

Der Lingener Stadtarchäologie Dr. Dieter Lammers vermutet, dass bei den Baggerarbeiten in der Marienstraße ein Brunnen des früheren Burggeländes freigelegt wurde. Das Gefäß diente ursprünglich als Kochtopf und wurde über einem offenen Herdfeuer aufgehängt. Der Inhalt beträgt über 12 Liter und war damit als Kochtopf für einen normalen Bürgerhaushalt eigentlich zu groß. Vielleicht diente der Behälter als Wasserkessel oder Braukessel.

Die Löcher in dem mehrfach geflickten Boden gaben vermutlich den Anlass, den Kessel in Zweitverwendung als Eimer zum Wasserschöpfen aus einem Brunnen zu verwenden. Irgendwann landete der Eimer dann durch Unachtsamkeit auf dem Grund des Brunnens und konnte nicht mehr geborgen werden. Ob der Stadtgeist Machurius dabei seine Hände im Spiel hatte, ist unbekannt.