Lingener Geschichte im Bild (11)

Den ältesten Stadtgrundriss von Lingen stellen der EL-Kurier und das Emslandmuseum heute in ihrer Serie zum 1050jährigen Stadtjubiläum vor. Der niederländische Kartograf Jacob van Deventer (1505-1575) erhielt vom spanische König Philipp II. den Auftrag, alle Städte in seinen niederländischen Besitzungen in exakten und einheitlichen Stadtplänen darzustellen. Hierzu gehörte damals auch Lingen. So entstand um 1560 der älteste Plan der Stadt.

Die Pläne dienten militärischen Zwecken. Sie sollten im Falle einer Belagerung ermöglichen, von außen nicht sichtbare Ziele in der Stadt mit Kanonenkugeln zu beschießen. Die Pläne mussten geometrisch genau stimmen, damit die Artilleristen die Flugbahnen ihrer Geschosse berechnen konnten. Gleichzeitig erleichterten die Grundrisse Planungen zur Belagerung und Erstürmung der Städte.

Van Deventer arbeitete als einer der ersten Kartografen mit Dreiecksnetzen und erzielte damit eine bis dahin ungekannte Genauigkeit bei der Vermessung. Zu jeder Stadt zeichnete er einen kleinen Plan mit seinem Messsystem und den wichtigsten Gebäuden sowie einen großen Plan mit der vollständigen Bebauung und der Umgebung der Stadt. Alle Pläne wurden mit Aquarellfarbe koloriert. Ein Meisterwerk der Kartografie, das aber aus strategischen Gründen nie veröffentlicht wurde.
Lingen war damals nach dem Stadtbrand von 1548 größtenteils schon wieder aufgebaut. Nur zwischen der deutlich erkennbaren Burganlage und dem Marktplatz hatte man einen Baublock als Schussfeld für die Kanonen vom Wiederaufbau freigehalten. Von der 1542 abgebrochenen Marktkirche waren 1560 offenbar noch Reste erkennbar. Das neue Gotteshaus in der heutigen Kirchstraße war bereits fertiggestellt.

Die Burg besaß einen Wall mit vier Rondellen und einen breiten Wassergraben. Zwei schmale Wasserläufe und drei Tore sicherten die Stadt. Als Stauanlage für die Festungsgräben diente eine Wassermühle vor dem Mühlentor.
Im Umfeld der Stadt erkennt man den Alten Friedhof mit der früheren Kapelle, eine Mühle auf dem Windmühlenberg, der Verlauf der alten und neuen Ems sowie das Straßennetz.
Die Genauigkeit des Stadtplans wurde vielfach angezweifelt, aber durch die Bodenfunde der Archäologen bis in jüngste Zeit immer wieder bestätigt.

