Lingener Geschichte im Bild (26)

Auch Baudenkmäler sind Zeugnisse der Geschichte und deshalb stellt die Serie von EL-Kurier und Emslandmuseum heute das alte Fachwerkhaus Hellmann (Burgstraße 13) vor. Errichtet wurde es 1641 während der „holländischen Zeit“ in Lingen und gilt mit seiner reich beschnitzten Fassade als das schönste Fachwerkhaus im Emsland. Seine Giebelbalken zeigen geheimnisvolle Inschriften in mehreren Sprachen.

Bei der Schleifung der Festungsanlagen wurden 1632 nicht nur die Stadtgräben verfüllt, sondern auch der breite Burggraben zwischen der heutigen Castell- und der Burgstraße. Das aufgeschüttete Gelände bot neue Baugrundstücke mitten im Stadtzentrum. Dort entstand eine ganze Häuserzeile mit stolzen Bürgerhäusern, darunter das Haus Hellmann.

Zahllose Eichen mussten gefällt werden, um das Bauholz für das zweistöckige Fachwerk und den mächtigen Dachstuhl zu liefern. Besonders viel Eichenholz benötigte der Zimmermann für die fünffach in den Straßenraum vorkragende Fassade, deren starke Giebelbalken mit Zierschnitzereien, sogenannten „Fächerrosetten“, dekoriert sind. Ähnliche Fachwerkgiebel findet man auch in der Altstadt von Osnabrück und anderen niedersächsischen Städten.

Inschriften in lateinischer, niederdeutscher und hochdeutscher Sprache, zum Teil mit niederländischem Einschlag, geben Zeugnis von der Herkunft und den überregionalen Verbindungen der damaligen Stadtbewohner. Die Sinnsprüche und Bibelzitate nehmen mehrfach Bezug auf eine Herberge und so dürfte das Haus ursprünglich als Gastwirtschaft gedient haben. Unter einem Teil des Hauses befindet sich ein tiefer Gewölbekeller, in dem einst Bier und Wein kühl lagern konnten.

Das Innere des Hauses wurde schon mehrfach umgebaut. Im Bereich der heutigen Geschäftsräume an der Burgstraße befand sich ursprünglich ein großer Saal. Die Hausdiele mit dem großen Tor zeigte zur Rückseite an der Castellstraße. Dieses Teil des Hauses musste schon mehrfach statisch saniert werden, weil die Fundamente immer wieder in den Untergrund des früheren Burggrabens absackten.
Im 19. Jahrhundert hatte in der Burgstraße 13 die Bierbrauer- und Bäckerfamilie Rogge ihren Sitz. Seit 1908 befindet sich das stolze Fachwerkhaus im Eigentum der Uhrmacherfamilie Hellmann, die das Baudenkmal schon mehrfach aufwendig restauriert hat.