Eine Kneipentour durch das alte Lohne
Es sind schon eine ganze Reihe Stationen, die Michael Merscher und Andreas Eiynck vom Emslandmuseum in Begleitung des Ur-Lohners Walter Vogt auf sich genommen haben, um die …
Lohner Kneipenszene zu erkunden. Und so einen Rundgang beginnt man am besten am südlichen Ende des langgezogenen Ortes, also dort, wo die alte Hauptstraße von Lingen in die Niederlande die einstige Bauerschaft durchquerte. Dieser Teil des Dorfes hieß schon im Mittelalter „Baierort“, denn hier standen die „Baierhüser“, die „Bierhäuser“, in denen sich durstige Reisende am kühlen Gerstensaft laben konnten.
Kommt man aus Richtung Lingen nach Lohne, dann lockt schon am Ortseingang das „Hotel zur Post“ der Familie Hegel. Hier befand sich früher die Poststelle des Dorfes. Renten und andere Zahlungen wurden damals häufig noch in bar bei der Post ausgezahlt. Das kam sicherlich auch dem Thekenbetrieb zugute. Nach dem Ersten Weltkrieg saßen häufig der Bürgermeister und sein Gemeindeschreiber bei Hegel in der Wirtschaft und auch der damalige Junglehrer Erich Maria Remarque, der es später zu Weltruhm bringen sollte. Er wollte hier an der Theke Neuigkeiten erfahren, doch die Lohner Bauern erzählten hauptsächlich von ihren Erlebnissen aus den Schützengräben an der Westfront. Remarque hörte gut zu und verarbeitete die Berichte später in seinen weltberühmten Romanen „Im Westen nichts Neues“ und „Der Weg zurück“.
Den Spitznamen „Bössel“ tragen die Wirte der Familie Hegel schon in der dritten Generation und so hieß auch die Diskothek, die hier in den 70er und 80er-Jahren mit heißen Rhythmen die Dorfjungend begeisterte. Sehenswert sind auch die vielen alten handgemalten Fliesen, mit denen die gemütlichen Gaststuben stilecht dekoriert sind.
Etwas weiter lag an der gleichen Straßenseite die Gaststätte Hübers, eine Wirtschaft mit großem Saalbetrieb, wo früher viele Versammlungen stattfanden. Gegenüber stand die Gaststätte Menger, früher Greiten, ebenfalls mit Saal und mit eigener Landwirtschaft. Beide Wirtshäuser wurden in den letzten Jahren abgebrochen.
Die große Kreuzung am Baierort markiert bis heute das Gasthaus Lüken am großen Kreisverkehr. Die Vorfahren waren Kornhändler und erwarben vom Nachbarn Strieker einen Ausschank, den sie zu einer ansehnlichen Gastwirtschaft ausbauten.
Auch hier verkehrte Remarque – der Tisch, an dem er regelmäßig saß, wird heute noch gezeigt.
Nur wenige Schritte weiter befand sich die Gaststätte Gravelschomaker, später Merschel-Beck. Auch sie war ein uralter Gasthof und im 19. Jahrhundert gleichzeitig die Wegegeld-Erhebungsstelle, also eine Mautstation an der alten Chaussee von Lingen nach Lohne.
Etwas außerhalb an der heutigen Hauptstraße steht das frühere Gasthaus Niehoff-Elsen. Hier befanden sich Gaststätte, Lebensmittelgeschäft und Bäckerei in einem Raum. Die Bauern kamen morgens mit einem Korb voll Eier, gaben den Einkaufszettel ab und setzten sich an die Theke, während die Einkaufstasche gepackt wurde. Den Preis konnte man mit dem Eiergeld verrechnen und so liefen in diesem Fall auch Bier und Schnaps über die Haushaltskasse.
Bis heute existiert an der Poststraße die Gaststätte Bunning-Gossling. Sie wurde vor 155 Jahren in das Handelsregister eingetragen und ist trotz dieses hohen Alters vermutlich die jüngste Gaststätte auf dem Baierort. Mit Fug und Recht kann man diesen Ortsteil mit seinen sieben historischen Gasthäusern als die Thekenmeile des Ortes bezeichnen.
Hinzu kamen aber noch zwei weitere Gaststätten an der Hauptstraße im Dorf. Das war zum einen die Wirtschaft Lambers, heute Lohner Landbäckerei van Lengerich. Hier gefanden sich Ausschank und Manufakturwarenhandlung ursprünglich in einem Raum.
Hier bei Lambers fanden viele dörfliche Veranstaltungen statt und die Runden der Kartenspieler waren legendär.
Die Gaststätte Schnieders geht tatsächlich auf einen Schneider zurück, der Mitte des 19. Jahrhunderts von Bawinkel nach Lohne kam und bald merkte, dass man hier mit dem Zapfhahn mehr verdienen konnte als mit der Nähnadel.
1959 brannte die alte Gaststätte unter tragischen Umständen ab. Zeitweise zog das Lokal nun in einen umgebauten Schweinestall und erhielt prompt den Scherznamen „Wirtschaft im Stall zum goldenen Eber“.
Als dritter Gasthof kam in der 50er Jahren die Gaststätte Kuhl an der Schwartenpohler Straße hinzu, bis heute ein beliebter Treffpunkt am nördlichen Ende des Dorfes.
In der Nachkriegszeit entstanden im Außenbereich weitere Gaststätte, nämlich Bruns auf dem Rükel und Bahr in der Erdbrandsiedlung. Doch die sind heute, wie auch Walterbach in Lohnerbruch und Bruns in Nordlohne, schon längst Geschichte.