Ein Bericht aus dem Emsland von Ursula Feldmann
Der Baum des Jahres 2021, Ilex aquifolium, ist im Emsland kein Unbekannter. Der fachliche, deutsche Name ist: Gewöhnliche Stechpalme. Doch der
immergrüne, frostharte Ilex, der in Deutschland schon lange unter Naturschutz steht, hat viele Namen – vor allem im norddeutschen Bereich! Hülskrabbe und Hülsebusch sind hier auf dem Lande üblich. Die westfälische Dichterin Annette von Droste Hülshoff hat z. B. ihren Namen der Hülskrabbe zu verdanken. Und da das Holz recht zäh und haltbar ist, existiert immer noch ein Spazierstock von Johann Wolfgang von Goethe in seinem Haus in Weimar. Im Englischen wird der Ilex ‚‘Holly‘ genannt. So bekam Hollywood seinen Namen, als die Filmstadt sich in den Ilexwäldern von Kalifornien entwickelte.
Im atlantischen Klima Westeuropas findet man den Ilex oft in Gesellschaft von Buchen und Eichen. Im Unterholz fühlt er sich wohl. Er kann bis zu 15 m hoch werden. Aber auch an Wegesrändern ist er zu finden und bildet in mehreren Orten des Emslandes Hecken. So gibt es sechs als Naturdenkmale gelistete Ilex aquifolia – Vorkommen, entweder als einzelne Bäume oder als Hecken.
Der langsam wachsende Ilex kann bis zu 300 Jahre alt werden. Die leuchtend roten Früchte und auch die Blätter sind nach neueren Untersuchungen schwach giftig. Im Mai und Juni während der Blüte des Ilex zieht er viele Insekten, besonders Bienen an. Im Herbst entwickelt er leuchtend rote Beeren, die besonders Drosseln, Amseln, Buchfinken und Rotkehlchen schätzen. Doch erst der Frost macht sie gut verdaulich und so findet dann die Verbreitung durch „Vogelschiss“ statt. Die Blätter des Ilex sind dunkelgrün und im unteren Bereich sehr stachelig, so werden sie von den Tieren des Waldes nicht gefressen. In größeren Höhen haben die Blätter einen glatten Rand. In Blumengeschäften und auf Weihnachtsmärkten werden in dieser Zeit viele Gestecke und Zweige als weihnachtlicher Schmuck angeboten.
Eine besonders schön gewachsene Ilexhecke befindet sich im südlichen Emsland, in Emsbüren – Elbergen. Sie ist ca. 150 m lang, liegt an der Landesstraße 40 auf der einen Seite, auf der anderen Seite führt ein Fahrradweg entlang in eine Siedlung.
Mit dem „Ranger“ für „Natura – 2000- Gebiete“, Alexander Semnet, der beim Landkreis Emsland in der Abteilung Naturschutz und Forsten arbeitet, konnte ich Anfang November 2020 diese Hecke ablaufen. Schon seit 1933 ist sie unter Schutz gestellt worden. Das hat mich erstaunt. Ich fragte nach, wie dies entstanden sei. In seiner Antwort schrieb er mir:
„Generell stand mit Aufkommen des Naturschutzgedankens in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert zunächst der Schutz von Einzelobjekten im Vordergrund, wie landschaftliche Besonderheiten oder bedeutsame, kulturelle Stätten. Vor der Wende zum 21. Jahrhundert entwickelte sich daraus der Naturschutz im heutigen Sinne, wobei natürlich auch weiterhin bedeutsame, auch von Menschen geprägte Objekte – wie z. B. Hecken oder alte Einzelbäume in der Kulturlandschaft – berücksichtigt wurden. Aus den Akten des Landkreises ist ersichtlich, dass der ursprüngliche Besitzer diese Ilexhecke pflegte, die an seinen Acker grenzte. 1970 kaufte der damalige Landkreis Lingen diese Hecke, stellte sie unter Naturschutz und sie wird seitdem jährlich vom Landkreis Emsland gepflegt.“
Inzwischen gibt es in der Hecke Ilexbäume mit kräftigen Stämmen. Ich konnte an einem mehrsprossigen Baum in 130 cm Höhe einen Umfang von 91 cm messen.
In Gärtnereien werden inzwischen sehr viel unterschiedliche Sorten des immergrünen Ilex angeboten, die gut schnittverträglich sind und vor allem in winterlichen Gärten Akzente setzen mit verschieden strukturierten farbigen Züchtungen. Sie bieten immer besondere Blickfänge.
Mehr Information zum Ilex und zur Aktion „Baum des Jahres“ erhält man bei der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Regionalgruppe Emsland-Grafschaft Bentheim,
https://www.ddg-web.de/index.php/news-artikel/articles/bdj2021.html
Kontakt: Ursula Feldmann, Moorlage 8, 48488 Emsbüren, Tel. (05906) 813, oder per Email