Die Baumwollweberei Greve in Lingen

Ein Firmenbriefkopf als „Bild der Woche

Rechnung der Lingener Weberei Greve an den Kaufmann Genegel in Wietmarschen von 1867

Schon in der Zeit um 1840 gründete Gottfried Wilhelm Greve in Lingen eine Baumwollweberei, deren Fabrikgebäude sich auf dem Gelände…

Der Firmenbriefkopf zeigt das Fabrikgelände und das Fabrikantenwohnhaus auf dem heutigen Krankenhausgelände

des heutigen Krankenhaus befanden. Dieses Areal trug früher auch den Namen „In der Kolonie“. Es handelte sich bei der Fabrik Greve um eine Baumwollweberei mit einer Ausrüstungsabteilung. 1857 waren dort in der Färberei und Appretur 9 Männer beschäftigt. 45 Weberinnen, Mädchen und Frauen, arbeiteten im „Strafarbeitshaus“, dem damaligen Frauengefängnis in Lingen, für den Fabrikanten Greve. In Berge und Umgebung waren 65 weitere Weberinnen beschäftigt, die wohl in Heimarbeit auf mechanischen Webstühlen für Greve tätig waren. Produziert wurden hauptsächlich Futterstoffe aus Baumwolle.

1861 wird berichtet, dass die Fabrik über eine eigene Dampfmaschine verfügte, deren hoher Schornstein auf dem Firmenbriefkopf auch sichtbar ist.

In Folge der amerikanischen Baumwollkrise, ausgelöst durch den Sezessionskrieg (1861-1865) der Südstaaten gegen die Nordstaaten, ging die Firma Ende der 1860er-Jahre ein. Sie „war von dem Eigenthümer nicht wieder in Betrieb gesetzt, weil seine Söhne mehr Neigung für andere Zweige der Thätigkeit zeigten.“ Die Söhne Heinrich Christian und Ernst Georg Greve verließen Lingen. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Wie viele andere Fabriken besaß auch die Firma Greve für ihre Geschäftskorrespondenz einen repräsentativen Briefkopf mit einer Darstellung der Fabrikgebäude. Eingerahmt wird dieses Architekturmotiv von Medaillen, mit denen das Unternehmen Greve bei den Gewerbeausstellungen des Königreichs Hannover in den Jahren 1844, 1850 und 1859 für seine Baumwollprodukte ausgezeichnet wurde.

Die Rechnung der Firma Greve an den Kaufmann Genegel in Wietmarschen aus der Sammlung des Emslandmuseums enthält Angaben zu einer Lieferung von „Linings“ (= Futterstoffen aus Baumwolle) und Halbleinen, einem Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen.

Im Zentrum des Briefkopfes stehen die Firmengebäude auf dem heutigen Krankenhausgelände. Links sieht man das Wohnhaus des Fabrikanten Greve, rechts die Betriebsgebäude und in der Mitte das Kesselhaus für die Dampfmaschine mit dem hohen Fabrikschornstein.

Einen besonders repräsentativen Eindruck macht diese Ansammlung verschiedenster Gebäude nicht gerade. Darüber können auch die hübschen Gartenanlagen im Vordergrund nicht hinwegtäuschen.

Ansicht der Baumwollweberei Greve in Lingen auf einem Sammelbild des Grafikers F.G. Müller aus der Zeit um 1860

Ob die Darstellung auf dem Briefkopf verlässlich ist, zeigt ein Vergleich mit einer Ansicht der „Mechanischen Weberei & Färberei von C.W. Greve“ auf einem Sammelbild mit verschiedenen Lingener Motiven des Künstler F.G. Müller aus der Zeit um 1860. Da die beiden Ansichten weitgehend übereinstimmen, dürfte es Briefkopf ein authentisches Abbild des damaligen Webereibetriebes geben. Es sei den, Müller hätte den Briefkopf der Firma als Vorlage für sein Sammelbild benutzt…