Schenken macht Freude

Weihnachtsgeschäft und Einzelhandel zu Großmutters Zeiten

Im Textilgeschäft Pott-Holtmann in Freren, um 1900

Zur Adventszeit gehört schon seit Generationen der Einkauf von Weihnachtsgeschenken. Und die gibt es, samt guter Beratung, im traditionellen Einzelhandel.

Warenlager in der Porzellanhandlung Benner, um 1900

Viele Weihnachtsgeschenke werden heute in letzter Minute online bestellt. Das schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch dem örtlichen Einzelhandel, der wesentlich zur Attraktivität unserer Innenstädte beiträgt und auch vor Ort seine Steuern bezahlt.

Zum Lingener Einzelhandel gehören traditionsreiche Fachgeschäfte wie etwa das Porzellanhaus Benner, das schon seit fast 150 Jahren Kunden im ganzen Emsland mit hochwertigem Geschirr und Haushaltswaren versorgt. Eine kompetente Beratung und eine sorgfältige Qualitätskontrolle sorgen hier schon in der fünften Generation für zufriedene Kunden.

In den Textilgeschäften gab es früher weder Konfektionskleidung noch Selbstbedienung. Tisch- und Bettwäsche wurden als Meterware verkauft und erst vor Ort zugeschnitten und weiterverarbeitet. Wer das selber konnte, beschaffte sich das Zubehör in einem Handarbeitsgeschäft.

Bekannt waren hierfür in Lingen das alteingesessene Handarbeitsgeschäft Kobert am Markt und natürlich Dlugay, das „Haus der tausend Knöpfe“ in der Burgstraße.

Bei Dlugay im Handarbeitsgeschäft, um1950

Die Kleidungsstücke fertigten Schneider und Schneiderinnen nach Maß an. Nur Kleintextilien wie Krawatten, Taschentücher, Handschuhe oder Strumpfwaren konnte man fix und fertig im Laden kaufen. Sie waren daher traditionell als Weihnachtsgeschenke sehr beliebt – besonders, wenn noch ein kleiner Umschlag beigelegt war.

Erst in der Zeit um 1900 kam die Konfektionskleidung in vorgegebenen Größen in Mode. Damit wandelten sich die Textilläden von Stoffhandlungen zu Modehäusern. Roth und Löhning waren hier bekannte Namen, aber auch Markreich und Hanauer, John und Schoenmaker. Später kamen Textilhandelsketten hinzu, etwa C&A Brenninkmeyer, Müller-Wipperfürth oder Engbers-Moden.

In der Lingener Innenstadt gab es mehrere bekannte Spielwarenhandlungen, die in der Adventszeit mit ihren Schaufensterdekorationen die Kinderherzen höherschlagen ließen. Bekannt war das „Lingener Adventsdreieck“: Adelmann in der Marienstraße, Johannigmann am Mühlentor und Droop in der Großen Straße. Für viele Lingener gehört die Erinnerung an die Modelleisenbahn bei Adelmann im Schaufenster zu den unverwechselbaren Kindheitsträumen.

Seit Jahrzehnten ein Begriff: Foto Hartdegen an der Georgstraße

Eine gute Idee für ein individuelles Geschenk zum Weihnachtsfest ist seit etwa 150 Jahren eine schöne Fotografie. Zunächst kamen hierfür nur Atelieraufnahmen der Lingener Fotografen in Frage, doch als die Fotoapparate in der Handhabung immer einfacher wurden, entwickelten sich die Schnappschüsse zum Massenmedium. Abzüge und die passenden Bilderrahmen erhielt man bei Fotodrogerien wie Winkelmann, später Weisert in der Burgstraße oder Hartdegen an der Georgstraße. Hier waren auch Parfüms und Körperpflegemittel erhältlich, die als Weihnachtsgeschenke ebenfalls zu den Klassikern zählen.

Kinderwagen warten im Kaufhaus Brackmann auf geburtenstarke Jahrgänge, um 1950

Favoriten unter den praktischen Geschenken, wenngleich bei den Kindern zu Weihnachten nicht ganz so beliebt, waren Schuhe, die früher vergleichsweise teuer waren. So herrschte auch bei den Schustern und Schuhgeschäften in der Adventszeit meist reger Betrieb. Auch hier wandelten sich die Geschäfte vom Schuhmacherladen zu Verkaufsflächen für industriell vorgefertigte Schuhe in Konfektionsgrößen. Aber anprobieren vor dem Kauf kann man sie nach wie vor nur im Laden.