Landwirtschaft mit Pferd und Pflug
„Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt…“, so beginnt ein altes Volkslied aus der Zeit, als die Landwirtschaft noch hauptsächlich mit Muskelkraft erledigt wurde. Und das machte nicht nur der Bauer, sondern vor allem auch seine Pferde. Diesen treuen Helfern auf dem Acker ist der folgende Beitrag gewidmet.
Seit Jahrhunderten waren Pferd und Pflug die wichtigsten Produktionsmittel in der Landwirtschaft. An motorgetriebene Traktoren oder gar an selbstfahrende Landmaschinen dachte in der Zeit vor 1900 noch niemand. Aber mit der Erfindung des Automobils war es auch bis zu den ersten Treckern nicht mehr weit. Die waren allerdings teuer und rentierten sich nur auf Großbetrieben. Auf den meisten Bauernhöfen im Emsland setzte man daher bis in die 1950er-Jahre hauptsächlich Arbeitspferde ein.
Anders als bei den heutigen Reitpferden waren schwere und kräftige Tiere gefragt. Wer sich mit der Pferdezucht auskannte, konnte damit gutes Geld verdienen. Denn geeignete Deckhengste und Stuten waren gefragt und ihre Fohlen ließen sich gut verkaufen.
Handel mit Pferden gab es auf dem Zentralviehmarkt in Lingen und auf den örtlichen Viehmärkten, die ein bis zweimal im Jahr in jedem größeren Dorf stattfanden. Die Pferde wurden vorgeführt und fachkundig begutachtet, dann umständlich der Kaufpreis ausgehandelt und am Ende per Handschlag besiegelt.
Bevor die jungen Pferde einsatzbereit waren, mussten sie erst an das Zaumzeug und das Einspannen gewöhnt werden. Jetzt zeigte sich, ob ein Tier störrisch oder schreckhaft war. Das konnte gefährlich werden, denn immer wieder gingen Bauern und Fuhrleuten buchstäblich „die Pferde durch“ und dann kam es häufig zu schweren, manchmal tödlichen Unfällen.
Um auf dem Acker Schwerstarbeit zu leisten, brauchten die Pferde gutes Futter. Heu und Gras reicht da nicht aus, sondern als Kraftfutter musste Hafer kommen. Das Wasser musste sauber sein und richtig temperiert sein, denn Pferde haben einen empfindlichen Magen.
Zur guten Pflege der Pferde gehörten auch Hufeisen, die regelmäßig erneuert werden mussten. Für Bauer und Hufschmied war dies eine gefährliche Angelegenheit, denn immer wieder schlugen Tiere plötzlich aus, wenn der Schmied das heiße Eisen anlegen wollte.
Gute Ackerpferde begleiteten den Bauern viele Jahre und bekamen am Ende das Gnadenbrot. Mancher Hengst wurde als Zeichen der Verbundenheit nach seinem Ableben unter der Diele des Bauernhauses vergraben.
Kenntnisse über Pferdezucht und den Umgang mit Arbeitspferden waren viele Jahrhunderte für jeden Bauern von großer Wichtigkeit. Dies änderte sich schlagartig mit dem Umstieg auf die Traktoren. Erfolgreiche Züchter und Halter, die bis dahin von allen geachtet waren, wurden plötzlich bedeutungslos. Jetzt war gefragt, werde etwas von Motoren und Getrieben verstand. Der Pferdebestand ging ab 1948 rasch zurück und der Zucht von Arbeitspferden war kein Geld mehr zu verdienen. Eine lange Ära der Agrartechnik ging damit zu Ende und auch ein Stück Romantik in der Landwirtschaft. Jedenfalls für die Zuschauer, die nicht selber mit Pferden arbeiten mussten.