Altenlingen

Älter als Lingen

Wahrzeichen von Altenlingen ist heute der 1988 errichtete Glockenturm

Bei unserm LWT-Stadtteilrundgang durch Altenlingen in wurde angeregt, doch auf dem Museumsblog einmal über die Geschichte dieses Ortsteils zu berichten. Dem kommen wir gerne nach.

Im Jahre 1975 feierte die Stadt Lingen mit einem großen Festumzug ihr 1000jähriges Jubiläum. Das war eigentlich falsch, denn nicht Lingen, sondern Altenlingen wird im Jahre 975 in einer Urkunde des Kaisers Otto als ‚Liinga‘ erwähnt.

Altenlingen und Lingen auf einer Landkarte von etwa 1850

Erst später wurde der Oberhof Lingen, der mittlerweile den Grafen von Tecklenburg gehörte, an die Stelle der heutigen Innenstadt verlegt. Altenlingen wurde zu einem typischen Bauerndorf an der Uferterrasse der Ems.

Altenlingen um 1850, durchschnitten vom alten Ems-Canal (gebaut ab 1820)

Ab 1820 wurde der alte Ems-Kanal mitten durch das Dorf Altenlingen gebaut. Dadurch änderte sich das Ortsbild durchgreifen. Mitten in Altenlingen lag jetzt nicht mehr der Dorfplatz, sondern der Kanal und die Brücke. Einige der alten Häuser standen direkt am Kanalufer.

Altenlingen, durchschnitten vom Dortmund-Ems-Kanal (um 1900)

Ab 1890 wurde der Ems-Canal zum Dortmund-Ems-Kanal für große Frachtschiffe ausgebaut. Die Scheise für die verbreiterte Wasserstraße führte wiederum mitten durch den Ortskern von Altenlingen. Er trennt die beiden Ortsteile „Altes Dorf“ und „Hohenhoek“. Hohenhoek ist ein plattdeutscher Ortsname und bedeutet: hoch gelegene Ecke. Das alte Dorf liegt einer der Emsterrasse und war damit im Normalfall vor Hochwasser geschützt. Westlich davon fällt das Gelände zur Ems hin deutlich ab. In der Emsniederung entstand im späten Mittelalter das Adelsgut Beversundern.

Ansichtskart von Altenlingen (um 1890)

Links und rechts der Emsbrücke florierten die beiden Gaststätten Pölker (im Alten Dorf) und Thien (im Hohenhoek). Die Dorfschule mit einem Glockenturm steht auf der Hohenhoek-Seite von Altenlingen.

Der Hof Fleming am früheren Standort im Dorf (Aquarell von 1950)

Die alten Bauernhöfe von Altenlingen standen früher alle dicht an dicht im Dorfkern. Sie sind in den letzten Jahrzehnten fast alle an den Ortsrand gezogen oder haben in Richtung Ems ausgesiedelt.

Die alten Höfe lassen sich bis in das Jahr 1555 zurückverfolgen, als die Höfe in der Grafschaft Lingen zum ersten Mal aufgelistet wurden. Viele Hofnamen haben sich im Laufe der Zeit verändert, aber die alten Hofstellen blieben immer die gleichen.

Das alte Bauernhaus Fleming (um 1950)
Bauzeichnung des alten Bauernhauses Fleming (von Gerhard Eitzen, um 1950)

Ein typisches altes Bauernhaus war das Haus Fleming. Es wurde im 18. Jahrhundert als Fachwerkhaus errichtet und erhielt in der Zeit um 1880 einen massiven Backsteingiebel. Nach der Aussiedlung des Hofes wurde die alte Hofstelle abgebrochen. Glücklicherweise existiert hoch eine Bauzeichnung des alten Fachwerkhauses Fleming.

Heuerhaus in Altenlingen (Aufnahme von 1988)
Heuerhaus in Altenlingen, Ecke Hövelstraße, Aufnahme von 1988
Heuerhaus des Bauern Klaas (heute Moss) in Altenlingen, datiert 1888, Aufnahme von 1988

Zwischen den Bauernhäusern standen zahlreiche Heuerhäuser. Sie wurden in den letzten Jahrzehnten fast alle abgebrochen.

An der Stelle der alten Hofstelle und Gaststätte Pölker steht heute ein Hofladen von Bauer Lübbers

Durch die Aussiedlung der Höfe und den Ausbau der Betriebsgebäude der Firma Moss hat sich das Ortsbild des alten Dorfes in den letzten Jahrzehten stark verändert.

Die Kanalbrücke in Altenlingen – im Hintergrund rechts die Schule mit dem Türmchen (um 1900)

Mit dem Bau des Kanals verband eine Brücke die beiden Ortsteile miteinander. Über diese schmale Brücke führte auch die Meppener Straße und die Hauptstraße von Lingen über die Wachendorfer Brücke zu den linksemsischen Dörfern und in die Moorgebiete.

Alte Ansichtskart emit dem Schulhaus

Auf der östlichen Kanalseite entstand im 19. Jahrhundert die Dorfschule. Ein kleines Türmchen auf ihrem Dach enthielt die Schul- und Bauerschaftsglocke.

Ortskern mit Bauernhof und Schule (Zeichnung von 1931)

Vor dem Bau der Brücke war die Schule vom Dorf aus direkt zugänglich. Seit dem Kanalbau mussten die Schulkinder einen Umweg über die Kanalbrücke machen.

Heuerhaus von Timmer direkt am Kanal (Foto: Jan Jans, Almelo, um 1960)

Die alte Zeichnung zeigt links von der Schule ein altes Heuerhaus des Bauern Timmer. Nach dem Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals stand das uralte Fachwerkhaus direkt am Kanalufer. Bei einer Verbreiterung des Kanals musste es schließlich abgebrochen werden.

In einer Nische in der Außenwand des Schulgebäudes war seit alters her ein Sandsteinrelief mit einer Muttergottes im Strahlenkranz eingemauert. Das wertvolle Kunstwerk stammt aus dem 17. Jahrhundert. Niemand weiß, wie dieses Bild nach Altenlingen gekommen ist. Heute ist es im Inneren der neuen Schule eingemauert.