Die Elisabethstraße

Von der schmalen Gasse zur Rathausstraße

Innenhof des früheren Hauses Raberg – heute steht hier das Neue Rathaus

Woher der Name Elisabethstraße stammt, kann heute keiner mehr sagen. Bis zum Bau des neuen Rathauses war sie nur eine schmale Gasse entlang der früheren Stadtbefestigung. In Folge 123 der Serie „Achtung, Aufnahme!“ stellen wir diese historische Straße am Rande der Lingener Altstadt vor.

Ecke Elisabethstraße/Neue Straße; links gehet es zum Andreasplatz

Die Elisabethstraße beginnt am Andreasplatz. Auf dem ersten Abschnitt bis zur Bauerntanzstraße standen früher nur ein paar kleine Wohnhäuser und die Betriebsgebäude der Brennerei Deeters, deren Hauptsitz sich im heutigen „Kochlöffel“-Gebäude befand.

Die alte Elisabethstraße (um 1939) – im Vordergrund steht heute das Neue Rathaus

An der Stelle des 1966 eröffneten Neuen Rathauses stand früher eine ganze Häuserzeile.

Leichenwagen vor dem Haus Raberg (heute Rathausvorplatz) (um 1890)
Die Gaststätte Raberg vor dem Wirbelstsurm 1927
Die Gaststätte Raberg nach dem Umbau 1927

Das Eckgrundstück war Standort eines großen alten Bürgerhauses aus dem 17. Jahrhundert. Hier und in einem rechtsseitig angefügten Flügelbau befand sich früher die Gaststätte Raberg.

Hof des Hauses Raberg mit Pferdegöpel und Scheune (um 1910)

Den geräumigen Innenhof umrahmten Scheunen und weitere Nebengebäude. Welche Funktion dieses stattliche Anwesen ursprünglich hatte, ist leider nicht bekannt.

Blick vom Hof bei Raberg auf die Tischlerei Beinkämpen nach dem Wirbelsturm 1927

Auf dem heutigen Rathausvorplatz stand ein kleines Wohnhaus und dann folgte das große Geschäftshaus der Tischlerei Beinkämpen.

Anzeige der Tischlerei Beinkämpen von 1928

Die Werkstatt, in der die Tischlerei Möbel und Innenausstattungen anfertigte, befand sich rückwärtig auf dem Hof.

Porzellanverschluss einer Mineralwasserflasche von Heldermann (vormals Bach)

Dann kam das Wohnhaus des Schlachters Heinig, an das sich die Mineralwasserfabrik Heldermann, vormals Bach, anschloss, die hier unter Zusatz von Kohlensäure Mineralwasser in Flaschen abfüllte.

Anzeige der Firma Heldermann von 1925

Liköre und Branntweine waren hier ebenfalls erhältlich. An dieser Stelle befindet sich heute der Sitzungssaal des Neuen Rathauses.

Die alten kleinen Häuser gegenüber dem Neuen Rathaus (um 1965)
Die Häuserzeile gegenüber dem Neuen Rathaus (um 1965)

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen bis etwa 1970 mehrere schmale Giebelhäuser aus Fachwerk, die einst als Wohnungen für Handwerkerfamilien dienten.

Die Elisabethstraße gegenüber dem Neuen Rathaus (um 1975)
Die Elisabethstraße gegenüber dem Neuen Rathaus (2022)

Hieran schlossen sich das Betriebsgebäude der Landmaschinenfirma van Lengerich und das Wohnhaus der Kaufmanns Johannigmann an.

Die Sturmstraße und die Rückseite der ‚Alten Apotheke‘ (um 1930)

An der Stelle des derzeit leerstehenden Nebengebäudes des Rathauses befanden sich einst das Wohnhaus des Schmiedes Rentmeister und ein großes altes Bürgerhaus, in dem zuletzt der Arzt Dr. Bergmann wohnte. Laut der Jahreszahl auf den Mauerankern wurde dieses große Backsteingebäude 1686 errichtet. In Lingen nannte man es früher die ‚Alte Apotheke‘, die hier ihren Standort hatte, bevor sie im 19. Jahrhundert an die Ecke vom Markt zur Burgstraße verlegt wurde. Beim Wirbelsturm 1927 erlitt das Haus schwere Schäden, wurde aber wieder hergerichtet. Bei den Straßenkämpfen Anfang April 1945 wurde das historische Anwesen leider vollständig zerstört.

Die ‚Alte Apothek‘ (links) und das Haus von Malermeister Taubken (1927)

Rechts daneben stand das kleine Haus des Anstreichers Taubken. Es wurde nach der Wirbelsturmkatastrophe abgerissen, um Platz für die damals neu angelegte Sturmstraße zu schaffen.

Die frühere Stellmacherwerkstatt Becker (um 1970)

Gegenüber entstand damals ein kleiner Platz, an dessen Ecke der Stellmacher Becker seine Werkstatt hatte. Das große Einfahrtstor ist noch vorhanden. Heute hat dort das Planungsbüro ‚Unform‘ seine Räume. Hieran schlossen sich früher mehrere Hintergebäude von Häusern an der Schlachterstraße an. Sie waren teilweise an Arbeiter des Eisenbahnwerkes vermietet.

Die hintere Elisabethstraße (um 1930), Blick Richtung Kivelingstraße

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnten die Familien Geers, van Kampen und Vantroyen. Die Häuser und Werkstattgebäude in diesem Bereich stammten teilweise noch aus dem 17. Jahrhundert und standen mit ihren Grundmauern auf den Fundamenten der früheren Stadtbefestigung, die hier ihren Verlauf hatte.

Die Gaststätte Spiegeler, später Voges, am hinteren Ende der Elisabethstraße (um 1900)

Es folgt das Wohnhaus des Bauunternehmers Mecklenburg und ganz am Ende links stand die Gaststätte Spiegeler, später Voges. Dort befindet sich jetzt ein Parkplatz.

Die Elisabethstraße war früher sehr schmal. Daher wurden hier in den letzten Jahrzehnten zahlreiche alte Gebäude abgebrochen und die Neubauten in größerem Abstand zur Straße errichtet.