Von der Auswandererfamilie aus Holthausen zum Bürgermeister von St. Louis

Familie Poelker aus Missouri besuchte die alte Heimat

Tom (l) und Liz (3.v.l.) Poelker aus den USA besuchten die Heimat ihrer Vorfahren

Das Ehepaar Tom und Liz Poelker aus den USA besuchte jetzt die Heimat ihrer Vorfahren im Emsland, die im 19. Jahrhundert von Altenlingen, Holthausen und Darme aus in die US-Staaten Illinois und Missouri auswanderten.

Die alte Gaststätte Pölker in Altenlingen (Ansichtkarte, um 1900)

Seit dem 17. Jahrhundert ist in Altenlingen die Familie Pölker nachweisbar, die dort einen Bauernhof und später auch eine Gastwirtschaft betrieb.

Bauernhof und Gaststätte Pölker am Kanal in Altenlingen (um 1900)

Mehrere Mitglieder dieser Familie zog es im 19. Jahrhundert in die USA. Einer ihrer Nachfahren, Tom Poelker und seine Frau Lis, besuchten jetzt die alte Heimat ihrer Vorfahren im Emsland.

Das alte Bauernhaus Pölker in Altenlingen (um 1930)

Schon 1845 wanderte Johann Bernhard Pölker aus Altenlingen (*1819) in die USA aus. Es ist nicht bekannt, wo er sich dort niederließ.

Die Neusiedlerstelle Pölker in Holthausen (Foto 2006)
Der Inschriftbalken an der Neubauerei Pölker in Holthausen (Foto 2006)

Sein älterer Bruder Johann Gerhard Pölker (1812-1880) gründete in der Zeit um 1850 eine Neusiedlerstelle im Venn bei Holthausen. Er war verheiratet mit Euphemia Maria Strieker, die von einem Bauernhof in Darme stammte (heute Schroer, Zwischen den Brücken). Die Namen dieser Eheleute standen auf dem Balken des alten Hauses, das vor einigen Jahren abgebrochen wurde: „J.G. Pölker und E.F.M. Striker   Eleute den 3ten August 1858   MH BBR“.

Die Neubauerei Pölker in Holthausen vor dem Umbau
Die Neubauerei Pölker in Holthausen vor dem Umbau

In den Jahren 1867 und 1868 wanderten Zwei Söhne der Familie Pölker in Holthausen ebenfalls nach Amerika aus. Johann Heinrich Pölker (*1840) zog 1867 nach Illinois, und zwar in den Ort Aviston, wo sich damals mehrere Einwanderer aus dem Raum Lingen niederließen. Sein jüngerer Bruder Clemens August Pölker (* 1849) zog ihm im Jahr darauf ebenfalls nach Aviston. 1871 folgte ihnen ihre Schwester Theresia (*1846). Und im gleichen zog es auch noch ihren Vetter Johann Bernhard Pölker aus Altenlingen (*1852) in die USA.

Theresia Pölker heiratete in Aviston den ebenfalls aus Deutschland stammenden Friedrich Althoff. Ein Sohn dieser Eheleute, Henry Althoff, wurde Geistlicher und später zum Bischof der Diözese Belleville ernannt. Dieses Bistum umfasste den südlichen Teil von Illinois und war bis zum Ersten Weltkrieg stark von deutschen Einwanderern geprägt.

Clemens Pölker zog von Aviston weiter in die nahegelegene Großstadt St. Louis im Staate Missouri. Er heiratete in den USA eine Maria Gels, die ihre Wurzeln sicherlich ebenfalls im Emsland hatte. Zwei Enkel dieses Ehepaares wurden katholische Geistliche: Monsignore Gerard Leo Poelker (1917-2009) und Monsignore Charles Poelker (1910-1984). Charles Poelker soll in Österreiche Theologie studiert haben und feierte seine Primiz im Heimatort seiner Vorfahren in der damals neuerbauten Kirche in Holthausen-Biene. Ein großes Ereignis für die dortigen Verwandten.

Ein weiterer Enkel von ClemensPoelker, John Henry Poelker (1913-1990), schlug zunächst eine kaufmännische Laufbahn im DuPont-Konzern ein und wechselte dann in den kommunalen Finanzdienst der Stadt St. Louis. 1973 kandidierte er für das Bürgermeisteramt und wurde mit deutlicher Mehrheit zum Stadtoberhaupt gewählt. Seine Amtszeit dauerte vier Jahre, 1977 trat er nicht zur Wiederwahl an. Er hinterließ eine Stadtkasse mit einem Überschuss von 6,5 Millionen Dollar. Nach seinem Ausscheiden wurde er Finanzmanager bei einem großen Bauunternehmen und starb 1990.

Sein Sohn Tom Poelker, ein Urenkel des Auswanderers Clemens Pölker, war in verschiedenen Berufen tätig und wurde schließlich Liturgiewissenschaftler. 2011 trat er in den Ruhestand. Mit seiner Frau Liz besuchte er jetzt die Heimat seiner Vorfahren im Emsland.

Der kleine Bauernhof seiner Vorfahren in Holthausen wurde vor einigen Jahren wegen der unmittelbaren Nähe zur Raffinerie vom BP-Konzern erworben und abgebrochen. In Holthausen lebt noch ein entfernter Verwandter der Auswandererfamilie, Clemens Pölker, bei dem das Ehepaar aus den USA freundlich empfangen wurde.

Heinz Pölker überreichte Tom Poelker ein paar Fotos vom alten Haus Pölker in Altenlingen

Einen Nachfahren vom Stammhof Pölker in Altenlingen und damit ebenfalls einen entfernten Verwandten fanden die Amerikaner in Heinz Pölker, der heute in Darme wohnt. Dort besuchte das Ehepaar Pölker aus den USA auch das Elternhaus der Urgroßmutter Maria Strieker, in dem ebenfalls noch Verwandte, die Familie Schroer, leben.

Besucht wurde neben den Heimatorten und Häusern der Vorfahren auch das Heimathaus in Darme und das Emslandmuseum in Lingen, denn Museumsleiter Dr. Andreas Eiynck hat mütterlicherseits ebenfalls verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie Pölker.

Werner Janning präsentiert die Königskette von Altenlingen
Ansgar Krummen präsentiert die Plakette des Schützenkönigs Pölker

Ansgar Krummen und Werner Janning vom Schützenverein Altenlingen präsentierten dort die historischen Königsketten des über 400 Jahre alten Schützenvereins St. Sebastian, an der sich auch mehrere Könige aus der Familie Pölker verewigt haben.

Tom und Liz Poelker mit der Königskette des Schützenvereins Altenlingen

Es war ein besonderes Erlebnis für Tom Poelker und seine Frau Liz, als sie diese Ketten einmal umlegen durften, denn diese Ehre wird in Altenlingen sonst nur amtierenden Königspaar zuteil.

Ein Modell des Gateway Arch in St. Louis für das Emslandmuseum
Plakette mit der Unterschrift von Bürgermeister John Poelker

Tom Poelker übergab dem Museum ein wertvolles Geschenk: Ein Modell des „Gateway Arch“ in St. Louis. Dieser in den 1960er-Jahren errichtete 162 Meter hohe Bogen symbolisiert als Nationaldenkmal die Funktion von St. Louis als „Tor zum Westen“, denn hier begann einst die Expansion der USA über den Mississippi hinaus nach Westen.

Der 162 Meter hohe Gateway Arch in St. Louis

Das Modell ist mit der Flagge von St. Louis geschmückt und zeigt eine Plakette mit der Unterschrift von Bürgermeister Mayor John Henry Poelker. Für das Emslandmuseum ist dies ein wertvolles Exponat, denn es symbolisiert den Weg einer Auswandererfamilie von den Nachfahren eines Kleinbauern im Emsland zu hohen Amtsträgern in den USA.

Ein weiters interessantes Gastgeschenk für das Emslandmuseum ist ein hölzerner Bierhumpen, der an die berühmte Weltausstellung in St. Louis im Jahre 1904 erinnert. Mit dieser Ausstellung betrat der mittlere Westen der Vereinigten Staaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Weltbühne und die USA präsentierten sich als neue Wirtschaftsmacht des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Alte Urkunde vom Hof Pölker in Altenlingen

Organisiert wurden der Aufenthalt und das Programm in Lingen von den „Lingener Familienforschern“ des Heimatvereins unter der Leitung von Joachim Schulz und Ansgar Benedixen.