Corona und die Gottesmutter
Alles war schon vorbereitet für das große Doppeljubiläum in Wietmarschen: die Kirche neu gestrichen, die Außenanlagen neu gestaltet, alles tippi toppi in Schuss. Denn
dieses Jahr hat das Muttergottesbild in Wietmarschen einen runden Geburtstag – es wird 800 Jahre alt. Jedenfalls ungefähr. Und weil Jubiläen so schön sind, darf im nächsten Jahr gleich weitergefeiert werden, denn dann ist es genau 100 Jahre her, dass die neuzeitliche Wallfahrt nach Wietmarschen durch Dechant Rosemann und Bischof Wilhelm Berning neu begründet wurde.
Große Feiern wird es nun wegen Corona in diesem Jahr in Wietmarschen leider nicht geben. Aber es gibt ein paar Dinge, an denen man sich doch erfreuen darf. Da ist zunächst das Marienbild selber, denn die Marienkapelle und die Kirche sind auch zu Corona-Zeiten jeden Tag geöffnet und laden Einzelpilger zum Besuch ein. Und wer abends spät noch kommt und vor verschlossenen Türen steht, kann das Marienbild durch das große Fenster betrachten. Bei Dunkelheit vor dem blauen Hintergrund beleuchtet schwebt es scheinbar im Raum.
Dann sollte man sich auch die kunstvoll mit einem Jubiläumsmotiv gestaltete Osterkerze 2020/2021 anschauen, die in der Osternacht von Dechant Gerd Voshage einsam im Rahmen der Osterliturgie geweiht und entzündet wurde.
Ein kleiner Rundgang durch den Stiftsbezirk ist erlaubt und auch ein Spaziergang durch den Stiftsbusch mit den beiden Waldkapellen ist um diese Jahreszeit wunderschön. Und statt Orgelmusik gibt es dort in diesen Tagen ein Vogelkonzert.
Ein besonderes Highlight ist in diesem Jahr eine Schaufensterausstellung zum Thema 800 Jahre Marienbild – 100 Jahre Wallfahrt. Sie ist rund um die Uhr geöffnet, denn alle Stationen sind vom öffentlichen Straßenraum aus gut zu sehen.
Der Glaubensweg von Lohne nach Wietmarschen mit 9 Darstellung aus den Seligpreisungen des Neuen Testamentes kann ebenfalls uneingeschränkt genutzt werden. Er beginnt am Heimathaus in Lohne und führt von dort in schnurgerader Richtung bis Wietmarschen. Verlaufen kann man sich nicht.
Für viele ist dieser Glaubensweg in diesen Tagen ein Weg der Hoffnung, denn:
Es ist nicht alles abgesagt!
Sonne ist nicht abgesagt
Frühling ist nicht abgesagt
Beziehungen sind nicht abgesagt
Liebe ist nicht abgesagt
Lesen ist nicht abgesagt
Spielen ist nicht abgesagt
Musik ist nicht abgesagt
Phantasie ist nicht abgesagt
Gespräche sind nicht abgesagt
Hoffnung ist nicht abgesagt
Vertrauen zu haben ist nicht abgesagt
Dankbar zu sein, für alles Gute, ist nicht abgesagt
Das Leben und die freie Zeit zu genießen, ist nicht abgesagt
Und beten ist auch nicht abgesagt
Und als kleine Erinnerung für alle, die bis hierher gelesen haben, gibt es hier noch ein paar Foto aus Wietmarschen aus der Zeit um 1950. Sie zeigen u.a. das Innere der Kirche, noch mit dem hölzernen Notgewölbe nach der Kriegszerstörung durch eine Luftmine 1944, und das Muttergottesbild in der alten Marienkapelle.
Aufgenommen hat diese Bilder damals der Fotograf Ernst Korte aus Lingen, ein Bruder des bekannten Landschaftsfotografen Clemens Korte. Der fotografische Nachlass Ernst Kortes mit vielen Aufnahmen aus Lingen und der Umgebung ist vor einigen Monaten in das Emslandmuseum gelangt und wird demnächst auf diesem Blog in einer Serie präsentiert.