Dorfgasthöfe und Bauerschaftskneipen rings um Freren
In den Dörfern und Bauerschaften rings um Freren musste früher niemand verdursten, denn die Wohnortnahe Versorgung mit Schluck und Bier war überall gesichert. An den Ausfallstraßen markierten traditionsreiche
Gaststätten den Eintritt bzw. die Rückkehr in das Frerener Gebiet. Immer ein Grund, hier einmal anzuhalten und gleich das Neueste zur erfahren. Michael Merscher, Otto Teipen und Andreas Eiynck vom Emslandmuseum haben sich vor Ort erkundigt.
An der Straße nach Schale bzw. Schapen stand die Gaststätte „Zum Wilhelmshaven“, damals Inbegriff der Kaiserlichen Kriegsmarine. Der Name war jedoch vom Vornamen des Wirtes Wilhelm Löckner abgeleitet, bei dem die Gäste in einen sicheren Hafen einlaufen sollten. Löckner betrieb auch einen Bierverlag für die damals sehr bekannte Adler-Brauerei in Greven. Später war dieses Lokal als Gasthof Wöste bekannt. Dort fanden unter anderem die legendären „Hektarbälle“ der Schule auf Gut Hange statt.
An der Straße nach Lengerich stand dicht an der Gemeindegrenze mitten in der früheren Heide die „Kaninchenherberge“, eine Schankwirtschaft der Heuerlingsfamilie Hüdepohl. Dort kehrten nicht nur die Hollandgänger auf ihrer beschwerlichen Wanderung ein, sondern auch die Fuhrleute aus Lengerich bei ihren Touren zum Bahnhof Freren. Auf den Hinweg konnte man hier schon mal „einen nehmen“ und auf dem Rückweg auch mehrere, denn ab hier kannten die Pferde den Weg. Dieses Gasthaus war auch Schauplatz eines bekannten Döhnkens, bei dem ein reisender Händler der gutgläubigen Wirtin Wasser als Lampenöl für die Petroleumlampe verkauft hatte. Nach einer anderen Version haben zwei spitzbübische Bauern aus Lengerich der Wirtin weisgemacht, sie könne das Petroleum mit Wasser verlängern. Als sie den Schwindel bemerkte, war es zu spät und an diesem Abend ging das Licht in der Kaninchenherberge bei Zeiten aus.
Die Kaninchenherberge befand sich auf dem Gebiet der Gemeinde Andervenne. An der Hauptstraße nach Fürstenau in einem Bauernhaus war früher die Gaststätte Schockmann. Dort saßen die Bauern am Herdfeuer und erzählten. 1906 übernahm Clemens Rolfes das Lokal. Er hatte zuvor bei den Truppen in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika gedient und berichtete den Gästen immer wieder von seinen Erlebnissen im Kampf gegen die Herero und Hottentotten in der Schlacht am Waterberg. Mit dem Bau der Andervenner Kirche entstand dann im neuen Dorfkern die Gaststätte Schmees, die verbunden war mit einer Bäckerei, einer Kolonialwaren- und Manufakturwarenhandlung.
Etwa auf halber Stecke zwischen Freren und Thuine lag im Ortsteil Kunkenbecke bis zu einem Brand 1952 das Gasthaus „Zu den Linden“ der Familie Lindwehr. An der anderen Seite von Thuine besteht seit alter Zeit der Gasthof Bruns, bei dem Reisende auf der Hauptstraße von Lingen nach Freren einkehren und ihre Pferde unterstellen konnten. Alte Dokumente hierzu liegen noch vor.
Im Dorf selber entstanden im 19. Jahrhundert zwei Gaststätten, die mit dem Ausbau des Klosters auch Fremdenzimmer anboten (Männer durften im Kloster nicht übernachten!) und sich daher „Hotel“ nannten. Zum einen war dies die Gaststätte Beimesche mit den späteren Wirten Dreesmann und Seeger. Das schöne Wirtshaus aus Fachwerk wurde 2014 von der neuen Besitzerfamilie Niemann fachkundig restauriert. Das Gasthaus Schürhaus, früher Korte, trug den Namen „Zu den Hünensteinen“ und war mit einer Bäckerei sowie einer Kolonialwarenhandlung verbunden.
Machte man sich auf den Weg von Freren nach Beesten, so konnte man bereits in Lohe in die Gaststätte Surmann einkehren. Etwas weiter lockte der Gasthof Keeve-Overhoff und an der Kirche in Suttrup entstand der Gasthof Weck, ebenfalls mit Saalbetrieb. Da konnte die Reise von oder nach Beesten schon mal etwas länger dauern.
Ein uralter Gasthof in Beesten befand sich im geräumigen Bauernhaus des Vogtes Hamann schräg gegenüber der Kirche. Dort wurde eigenes Bier gebraut. Schon im 17. Jahrhundert wird dieser Gasthof erwähnt und auch die damaligen Bierpreise sind überliefert. So kostete 1683 eine Tonne (=Fass) Bier „zwei matte Daler“ und 1695 zahlte man für 15 Kannen Bier 3 Stüber. Die Braupfanne konnte man zum privaten Brauen eigenen Bieres ausleihen, musste dann aber bei Hamann den Hopfen kaufen.
In der Gaststätte waren Bier und Branntwein im Ausschank. Eine große Rolle spielte der außer-Haus-Verkauf von Bier, etwa für dörfliche Versammlungen, bei Besuch auf dem adeligen Haus Beesten, beim Setzen des Maibaumes, bei Beerdigungen und Richtfesten, die damals ohne Bier undenkbar waren. „Kindelbier“ für die Feier bei Kindtaufen lieferte Hamann ebenso wie „Erntebier“ zur Getreideernte.
Seit dem 18. Jahrhundert bestanden in Beesten außerdem der Gasthof Hackmann. Diese Gaststätte ist schon um 1760 belegt und bestand bis 1919. Ein altes Wirthausschild wird dort noch aufbewahrt.
Die heute weithin bekannte Gaststätte Pelle an der Abzweigung nach Spelle hat eine lange Geschichte. Von Bernard Tabe aus Schapen um 1870 gegründet ging sie durch Einheirat an die Wirte Theling, Stemmerich und Schlichter über. Danach kaufte Pelle das Lokal und baute es zu einem großen Saalbetrieb aus.
An der Hauptstraße in Beesten entstand mit dem Bahnbau die Gaststätte Rohlinger, später Heuer, dann Burrichter. Hier befindet sich heute ein asiatisches Lokal.
Direkt an der Kirche eröffnete Bernhard Beckmann 1884 eine Gastwirtschaft mit Bäckerei und Kolonialwarenhandlung. Beckmann kam aus Halverde, hatte eine reiche Witwe geheiratet und sich in Beesten niedergelassen. Tanken konnte man bei Beckmann aber nicht nur Alkohol, sondern auch Benzin, denn dort war an der damaligen Hauptstraße von Lingen nach Osnabrück auch die erste Beestener Tankstelle.
Bis heute legendär ist ein Überfall durch sechs bewaffnete Räuber auf die Gaststätte, die aber bei der Flucht vor einen Baum fuhren und von den aufgebotenen Männern des Dorfes gestellt wurden. 1968 verlegte Beckmann die Gaststätte an die gegenüberliegende Straßenseite, verbunden mit einem Saalbetrieb für über 500 Personen. Hier tagten nicht nur Politik und Verbände, Landfrauen und Landjugend, sondern in den 80er-Jahren heizte hier die Band „airforce“ den Jugendlichen richtig ein. Dieses Lokal besteht heute noch als Gasthaus Giesbrecht.
Gegenüber vom Bahnhof hatte der Wirt Heßling eine Gaststätte eingerichtet, die verbunden war mit einem Landhandel für Getreide, Kunstdünger und Kohlen. Diese Gaststätte war ein beliebter Treffpunkt für Fuhrleute und Bauern aus dem ländlichen Umland, die Güter zum Bahnhof Beesten brachten oder dort abholten.
Einen solchen Handel betrieb ebenfalls der Gastwirt Meese an der Straße von Beesten nach Schapen. Dies ist einer der wenigen Gasthöfe, die im Zuge des allgemeinen Kneipensterbens zunächst geschlossen haben, dann aber wiedereröffnet wurden. Davon kann sich jeder Leser demnächst sicherlich wieder selber überzeugen.
An der Straße nach Messingen lag in der Bauerschaft Talge-Wilsten schließlich noch die Gaststätte Wilbers, später Beerboom. Es war ursprünglich ein kleines Bauernhaus mit einem Schankraum in der Küche. Die Gaststätte wurde neben der eigenen Landwirtschaft betrieben.
In Messingen selber markierten zwei Gasthöfe den Ortmittelpunkt. Direkt gegenüber stand der Gasthof Meyer, vormals Kohne. 1937 kaufe der Bäckermeister Wilhelm Thünemann das Anwesen und baute es zu einem bis heute vielbesuchten Dorfgasthof aus, der mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft kombiniert ist. Etwas weiter an der Straßenkreuzung steht der alte Gasthof Diek-Lögers, früher Bäckerei und Kolonialwarenhandlung Blome.
Eine dritte Gaststätte in Messingen war die Schankwirtschaft „Zur Linde“. Sie nutzte die gute Lage vor dem Eingang des Dorfes an der Straße nach Lingen. Die Inhaber wechselten mehrfach (Kohne, Herbers, Pieper), bis 1959 die Familie des Tischlers Jacobs das Lokal erwarb und noch 25 Jahre lang betrieb.
Eine gastronomische Rundreise durch die Samtgemeinde Freren wäre unvollständig ohne einen Abstecher zum Drügen Pütt in Brümsel. Doch diesen Gemeintipp wird man im Internet vergeblich suchen. Sonst wär’s ja auch kein Geheimtipp.