Eisenbahnausbesserungswerk Lingen 1912

Foto der Woche

Zur Erinnerung die Lehrzeit 1912 Kgl. Haupt-Werkstätte Lingen

Beim Aufräumen fand der „Speller Torfstecher“ Johannes Stratmann dieses Bild von der Lehrwerkstatt im Eisenbahnausbesserungswerk Lingen und stellte es dem Emslandmuseum zur Verfügung. Es stammt aus dem Nachlass der Lingener Eisenbahnerfamilie Buschmeyer und zeigt Lehrlinge und Ausbilder im Jahre 1912 vor der „Halle IV“. Herzlichen Dank an Herrn Stratmann für dieses „Foto der Woche“.

Mitte des 19. Jahrhunderts planten die Königreiche Hannover und Preußen den Bau einer „Westbahn“, die Hannover mit den Niederlanden und das Ruhrgebiet mit dem Seehafen Emden verbinden sollte. Hannover favourisitierte Lingen als Kreuzungspunkt, doch Preußen setzte Rheine als Knotenpunkt der 1856 eröffneten „Hannoverschen Westbahn“ durch.

Dafür erhielt Lingen im gleichen Jahr die „Königlichen Bahnhofswerkstätten“ zur Überprüfung und Instandsetzung der Loks und Waggons. Diese Werkstatt entwickelte sich bald zum größten Industriebetrieb des Emslandes mit bis zu 2287 Beschäftigten (1919). Neben den Wartungs- und Reparaturhallen gabe es verschiedene Spezialwerkstätten: Schmiede, Dreherei, Gießerei, Holzbearbeitung, Malerwerkstatt usw. Ab 1908 kam neben der Dampfkraft auch Elektrizität aus einem eigenen Kraftwerk zum Einsatz.

Das Eisenbahnwerk war ein Zentrum der Arbeiterbewegung. 1894 gründeten Beschäftigte des Werkes die erste emsländische Gewerkschaft.

Nach dem Ersten Weltkrieg führten Rationalisierung und sinkender Reparaturbedarf zu einem erheblichen Personalabbau (1932: 776 Mitarbeiter). Nach einem wirtschaftlichen Aufschwung ab 1933 und erneutem Kriegseinsatz ab 1939 wurde das Werk 1944 durch Luftangriffe schwer beschädigt.

Seit Mitte der 1950er-Jahre führten Technisierung und Rationalisierung zu einem dauerhaften Personalabbau. Dennoch blieb das Ausbesserungswerk noch lange ein wichtiger Arbeitgeber der Stadt. Heute befinden sich auf dem früheren Werksgelände in historischen Gebäudes des Eisenbahnwerkes die Halle IV und der Hochschulstandort Campus Lingen.

In der Dauerausstellung des Emslandmuseums gibt es eine eigene Abteilung zur Geschichte des Eisenausbesserungswerkes Lingen mit vielen Erinnerungsstücken an 150 Jahre Werksgeschichte. Dort ist auch das Foto der Lehrwerkstatt von 1912 zu sehen,.