Eine Teedose aus Ostfriesland

7. Dezember 2020

Eine Teedose für Ostfriesentee im Emslandmuseum

Der Advent ist genau die richtige Jahreszeit, um ab dem frühen Nachmittag schon am Kamin zu sitzen, die Ruhe zu genießen und dabei einen heißen Ostfriesentee

Ostfriesische Teezeremonie in alt-ostfriescher Küche auf dem Deckel der Dose

gegen Kälte, Wind und Dunkelheit zu trinken. Weitere Getränkespezialität können untergemischt werden – man hat ja heute nichts mehr vor.

Ostfriesentee gibt es heute im Teebeutel (wirklich!) und vielen anderen Darreichungsformen, die den Ostfriesen mitunter schaudern lassen. Früher gab es den Tee grundsätzlich aus der Teedose. Und die war im Idealfall Verpackung und Behälter zugleich.

Das Emslandmuseum besitzt eine ganze Sammlung von lackierten Blechdosen, wie sie früher zum Bild jeder Küche und jedes Tante-Emma-Ladens gehörten. Das war Verpackung in jedem Falle langlebig, vielseitig nutzbar und am Ende auch noch recycelbar.

Die lackierten Dosen transferierten in einer Zeit ohne Fernseher und Internet jedoch auch eine bunt schillernde Bilderwelt in viele Haushalte, in denen sonst wenig glitzerte. Das zeigt auch eine Teedose der Firma Onno Behrends in Norden in Ostfriesland.

Der Deckel, sozusagen die eigentliche Bildfläche, präsentiert einen Blick in eine alt-ostfriesische Wohnstube mit allem was dazugehört: rustikales Mobiliar, Börde mit Chinaporzellan und Seefahrerandenken, Alkoven mit gemütlich drapierten Vorhängen und natürlich ein Kamin mit einem offenen Herdfeuer. In der Mitte sitzt ein ostfriesisches Paar beim Teetrinken.

Ostasiatische Landschaft auf der Rückseite – „Land der aufgehenden Sonne“

Die vier Seiten der Dose zeigen die weitere Reise des Tees. Sie beginnt auf der Rückseite in einer ostasiatischen Berglandschaft im Land der aufgehenden Sonne. Große Segelschiffe bringen den Tee in die Ostfriesischen Nordseehäfen und von dort kommt er mit kleinen Schiffen, man ist halt eine Seefahrernation, bis nach Norden in Ostfriesland.

Auf der Vorderseite der Dose erscheint eine breite ostfriesische Landschaft mit Windmühlen und Kühen. Der weite Himmel bietet Platz für die Werbeaufschrift: „Wade-Kisan-Tee  Echte ostfriesische Mischung“. Wadi Kisan, unter diesem klangvollen exotischen Namen vertrieb das Teehaus Onno Behrends seit 1896 Tee und Teelikör.

So diente der Teegenuss nicht nur als kleine Pause gegen Kälte und Durst, sondern bildete auch ein Stück Fernweh, einen Traum von der großen weiten Welt, jenseits des Ozeans, irgendwo im Land der aufgehenden Sonne. Kurzum: genau das richtige für Corona-Zeiten. Gönnen wir uns doch heute alle mal einen echten Ostfriesentee und denken wir uns irgendetwas schönes zu „Wadi Kisan“.