Autopannen und Verkehrsunfälle
Eine Autopanne ist heute fast schon eine Seltenheit – und meistens ist es dann die Elektronik, die streikt. Das war vor hundert Jahren noch ganz anders.
Die Technik der Automobile war noch nicht sehr zuverlässig, dafür aber auch noch einfach und ein geschickter Fahrer konnte kleinere Schäden an Motor, Lenkung oder Bremsen in leichten Fällen selber reparieren. Reifenpannen waren an der Tagesordnung und größere Fahrzeuge wurden vorsorglich mit zwei Reserverädern ausgerüstet.
Schwerwiegend waren die Folgen von Verkehrsunfällen, denn Knautschzonen und Sicherheitsgurte kann man noch nicht. Dafür waren die Fahrgeschwindigkeiten aber auch deutlich geringer als heute. Als gefährlich erwiesen sich vor allem Fahrten bei Dunkelheit, denn die Straßen waren eng und beidseitig von Baumreihen eingerahmt. Radwege und Mehrzweckstreifen gab es nirgendwo, nur die unbefestigten „Sommerwege“ neben den Chausseen, auf denen sich die langsam fahrenden Fuhrwerke bewegten.
Häufig erfassen Autos im Vorbeifahren unbeleuchtete Pferdewagen, Radfahrer und Fußgänger – mit schlimmen Folgen für die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Kam ein Auto von der Fahrbahn ab und sauste in den Chausseegraben oder vor einen Baum, dann gab es hoffentlich nur den sprichwörtlichen Blechschaden, der zur Not in der nächsten Dorfschmiede ausgebeult werden konnte. Für den Feinschliff sorgten die Karosseriebauer.
Ein Thema für sich war der Pannendienst. Handys gab es noch nicht und so blieb auf dem Lande nur der Gang zum nächsten Bauern, der mit Pferd oder Trecker das Unfallfahrzeug aus dem Graben zog oder das Pannenfahrzeug zur nächsten Dorfschmiede schleppte. Hatte man Glück, dann kannte sich der Schmied nicht nur mit Hufeisen, sondern auch mit Zahnrädern aus. Sonst blieb dem Fahrer nur der Weg zum nächsten Dorfgasthof, um telefonisch eine Pannenhilfe zu organisieren. Mancher Autofahrer hat dann gleich dort übernachtet, bis irgendwann am nächsten Morgen der Abschleppwagen oder Ersatzteile eintrafen.
Eine besondere Erfahrung mit dem Pannendienst machte 1937 der Unternehmer Bernard Krone aus Spelle. Er fuhr damals einen „Wanderer“ von Auto-Union, den er beim Händler Rosemeyer in Lingen erworben hatte. Eines Samstagsabends blieb der Wagen zwischen Herzlake und Bippen liegen. Bernard Krone lief zur nächsten Gaststätte in Aselage und rief von dort bei Rosemeyer an, um den Pannendienst zu bestellten. Rosemeyer sagte: „Du hast Glück, Bernd ist gerade da, er kann dich abholen.“
Krone trank noch ein Schnäpschen in Aselage, doch schneller als erwartet rauschte Bernd Rosemeyer mit seinem berühmten Horch-Achtzylinder-Cabrio „Manuela“ über die Dorfstraße. Der berühmte Rennfahrer schleppte mit seinem Cabrio den Wanderer in einem Wahnsinnstempo in die elterliche Werkstatt in Lingen. Bernard Krone erzählte später gerne, sein Wanderer sei noch nie so schnell gelaufen wie im Schlepptau von Rosemeyers Horch. So ist die Geschichte jedenfalls in der Krone-Chronik überliefert.