Der Lingener Ernst Korte fotografierte Vorlagen für Ansichtskarten
Viele Lingener erinnern sich noch an der Fotografen Clemens Korte aus der Lookenstraße, der 2002 im Alter von hundert Jahren verstarb. Weithin in Vergessenheit geriet hingegen
sein jüngerer Bruder Ernst Korte. Beide absolvierten eine Schneiderlehre im elterlichen Geschäft in der Lookenstraße und beide waren in ihrer Jugend sehr erfolgreiche Sportler. Ernst Korte lebte in der 20er-Jahren zeitweise in Brasilien und wurde nach seiner Rückkehr Fußballer beim Schalke 04 in der Oberliga-Mannschaft, damals die höchste deutsche Fußballklasse. Später erhielt er eine Anstellung beim Eisenbahnwerk in Lingen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich Ernst Korte als Fotograf in Lingen selbständig und wurde 1965 Werksfotograf bei der Erdölraffinerie in Holthausen. Auch im Ruhestand blieb Ernst Korte sportlich aktiv und wurde in der Altersklasse der Senioren zweimal Weltmeister im Kugelstoßen und einmal Europameister im Diskuswerfen. 1986 starb er im Alter von 82 Jahren auf dem Wege zu einem Wettkampf, an dem er selber teilnehmen wollte.
In der 50er-Jahren arbeitete Ernst Korte als Auftragsfotograf für einen großen Ansichtskartenverlag und hielt in Lingen wie im weiteren Umkreis Ortsansichten und Ausflugsziele im Bild fest. In der Grafschaft Bentheim dokumentierte er damals die Stadtlandschaften in Nordhorn und Schüttorf mit ihren typischen Strukturen als Industriestädte am Wasser. Romantische Szenerien an der aufgestauten Vechte geben diesen Stadtansichten einen besonderen Reiz. Auch das Rathaus in Nordhorn mit seiner malerischen Giebelarchitektur hat Korte wirkungsvoll in Szene gesetzt. Nordhorn war damals mit seinen großen Textilfabriken noch das industrielle Zentrum der Region. In Kortes Stadtansicht zeigen dies die rauchenden Fabrikschornsteine im Hintergrund der Altstadt.
Schon damals war Nordhorn mit den verschiedenen Armen der Vechte eine Stadt am Wasser. Wegen der dichten Bebauung, zum Teil mit Industrieanlagen, war die Anlage der Stadt auf mehreren Inseln in der Vechte kaum wahrnehmbar. Heute nennt sich Nordhorn stolz „die Wasserstadt“.
Dass die Burg und die auf einem Bergrücken gelegene Stadt Bentheim auch Ernst Korte ein beliebtes Fotomotiv bildeten, kann niemanden verwundern. Seine Schrägaufnahme auf die Freilichtbühne in einem früheren Steinbruch spiegelt die Faszination des Flachlandfotografen für Berglandschaften.
Die Wassermühle in Lage vermitteln ein Bild von der Urtümlichkeit der alten Grafschaft Bentheim. Das dortige Mühlencafé ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel.
Aufnahmen der Wallfahrtskirche und der damals neu errichteten Lourdesgrotte auf dem alten Friedhof in Wietmarschen erweisen Ernst Korte als versierten Architekturfotografen.