Von Aulken und Hünen

Rätselhafte Vorgeschichte

Typisch Emsland: Das Hünengrab in der Heide

Die Archäologie hatte im Emsland schon immer einen hohen Stellenwert, denn urgeschichtliche Denkmäler wie Großsteingräber, Grabhügel und Wallanlagen sind hier unübersehbar und gaben auch in früheren Zeiten schon Rätsel auf.

Die Hünengräber waren immer schon beliebte Ausflugsziele

Als die Bauern noch mit Pferd und Holzpflug über den Acker zogen, bemerkten sie hin und wieder ein eigenartiges Kratzen an der Pflugschar. Dann hatten sie wieder eine Urne von einem Gräberfeld entdeckt, denn die Äcker von heute liegen über den verborgenen Gräbern und Dörfern der Ahnen aus der Vorzeit.

Wer konnte diese Gefäße, in denen sich eindeutig verbrannte Menschenknochen befanden, wohl hier vergraben haben? Es mussten die sagenhaften Aulken gewesen sein: Zwerge, die unter der Erde lebten und die den Menschen nicht wohlgesonnen waren. Und manch einer glaubte sogar, ihnen zu nächtlicher Stunde schon begegnet zu sein.

Rätselhaft waren auch die Großsteingräber, aufgebaut in der Steinzeit aus mächtigen Findlingen. Wer konnte so schwere Steine bewegt haben, wo man doch noch keine Bagger, Raupen oder Kräne kannte? Es mussten Riesen gewesen sein, die sogenannten Hünen, weshalb man diese Anlagen auch Hünengräber nannte. Und so entstanden um den Bau der Großsteingräber viele Sagen und Überlieferungen.

Vorgeschichtliche Wallanlagen mit tiefen Gräben und hohen Wällen, das war klar, mussten aus der Zeit der Ritter stammen. Und so vermutete die Phantasie der archäologisch interessierten in jedem Erdwall in einer Emsschleife oder auf jedem auffälligen Hügel einen sagenhaften Rittersitz. In den großen Wallanlagen, etwa der Hünenborg bei Emsbüren oder der Wekenborg bei Bokeloh, fanden schon vor Jahrzehnten systematische Ausgrabungen statt, doch die genaue Entstehungszeit dieser Wallburgen ist bis heute ungeklärt.

Besondere Freude bereitete den alten Emsländern das Bergen von Urnen aus vorgeschichtlichen Grabhügeln. Rasch hatte man erkannt, dass diese meistens unter der Mitte des Hügels lagen. So wurde mit Eisenstangen sondiert und dann durch einen Schacht die Urne geborgen. Noch reicher war die Ausbeute auf den Gräberfeldern, doch dort waren die Tongefäße meistens beschädigt.

Eine kleine Privatsammlung aus ein paar Urnen und Steinbeilen vom eigenen Acker sah man früher auf vielen Bauernhöfen und bei örtlichen Privatsammlern. Steinbeile wurden besonders bei der Kartoffelernte in großer Zahl gefunden und auch weitere Feuersteingeräte wie Klingen oder Pfeilspitzen gehören zum typischen Fundgut im Emsland.

Am spektakulärsten waren und sind die Münz- und Schatzfunde, im Emsland zum Beispiel der 1847 entdeckte Goldfund von Lengerich mit mehreren Kilo Goldmünzen und Goldschmuck aus der Spätantike, von dem einige Stücke heute im Landesmuseum in Hannover zu bewundern sind. Meistens zufällig entdeckt standen die Schatzfunde sprichwörtlich für den unverhofften Reichtum der glücklichen Finder, die die Münzen meistens heimlich verscherbelten. Wurde ein Münzschatz wissenschaftlich untersucht, dann ließen sich Alter und Herkunft der Geldstücke leicht bestimmen. Doch unbeantwortet blieb in den meisten Fällen die Frage, wer sie vergraben hatte und vor allen Dingen warum der Besitzer den Schatz zu Lebzeiten nicht wieder geborgen hatte.

So bleibt die Archäologie bis heute eine rätselhafte und spannende Wissenschaft – auch im Emsland.