Das Lingener Rathaus im Wandel der Zeit

Seit Jahrhunderten das Zentrum der Stadt

Das eingehüllte Rathaus bei der Renovierung 2006

Kein Gebäude in Lingen symbolisiert die Geschichte der Stadt so unverwechselbar wie das historische Rathaus mit seinem Treppengiebel von 1663. Es steht im Mittelpunkt der 126. Folge der heutigen Bilderserie.

Ältestes Foto des Rathauses (um 1860)

Schon in Mittelalter stand an der Stirnseite des Marktplatzes das Lingener Rathaus. Beim großen Stadtbrand von 1548 wurde es bis auf die Grundmauern vernichtet. Die ältesten erhaltenen Stadtrechnungen berichten für die Jahre 1555 bis 1558 vom Wiederaufbau des Gebäudes. Erwähnt werden darin neben den Baumaßnahmen auch die Ausgaben für die Einrichtung und das Mobiliar, darunter eine Kiste zur Aufbewahrung wichtiger Dokumente sowie ein Uhrwerk für die Rathausuhr.

Das Rathaus beim Bau der Tiefgarage 1978

Im Erdgeschoss befand sich eine zum Marktplatz hin offene Gerichtslaube mit drei Sandsteinbögen über massiven Pfeilern, die von der Innenseite des Gebäudes heute noch sichtbar sind. Hier tagte das Lingener Gericht. Dahinter befand sich eine Wachtstube für die Stadtwache, die auch über eine Arrestzelle verfügte. In der oberen Etage lagen die Schreibstube und der Ratssaal. Der Saal konnte auch für Festlichkeiten genutzt werden und die Kivelinge hielten hier ihre Feste ab. Das Dachgeschoss erhielt einen aufwendigen Dachstuhl. Dieser stabilisierte die Balkendecke über dem Saal und stützte auch das kleine Türmchen auf dem Dach des Gebäudes.

Das geschmückte Rathaus beim Bezirks-Kriegerfest 1884

Unter der Herrschaft der Oranier im 17. Jahrhundert wurde das Rathaus zum ersten Mal umgebaut. Damals entstand der steile Treppengiebel in holländischer Bauart. Die Maueranker mit der Jahreszahl 1663 datieren diesen Umbau.

Herzogin Viktoria-Luise von Braunschweig-Lüneburg, Tochter des letzten deutschen Kaisers, mit Bürgermeister Robert Koop, Stadtdirektor Pelz und Wilderich Graf von Galen 1953 vor dem Alten Rathaus

Eine weitere Umgestaltung erfolgte im 18. Jahrhundert. Die offenen Bögen der Gerichtslaube verschwanden 1772 hinter einer barocken Freitreppe. In der Wachtstube entstanden mehrere Diensträume und der Ratssaal erhielt eine neue Ausstattung. Hierzu gehörten auch die drei dort jetzt noch vorhandenen Gemälde mit historischen Ansichten der Stadt Lingen zur Festungszeit.

Das Rathaus nach dem Wirbelsturm 1927

Seit dem 19. Jahrhundert existieren Fotografien des Rathauses, häufig in Verbindung mit Panoramaansichten des Marktplatzes. Dabei bildet der markante Rathausgiebel zumeist den Fixpunkt der Aufnahmen. Die Vielzahl der Fotos dokumentiert selbst kleinste Veränderungen an dem Gebäude quasi lückenlos.

Der verwüstete Sitzungssaal nach dem Wirbelsturm 1927

Der Wirbelsturm 1927 zog mit einer Schneise der Verwüstung über das Stadtzentrum und setzte auch dem Rathaus stark zu. Der gesamte Dachstuhl wurde vom Sog der Windhose ein Stück angehoben und krachte dann auf das Bauwerk nieder. Die Dachziegel wirbelten durch die Luft. Der Ratssaal wurde durch herabfallende Gebäudeteile schwer verwüstet.

Der Marktplatz und das Rathaus nach dem Wirbelsturm 1927

Weil damals die Mittel für eine umfassende Sanierung fehlten, wurden die Schäden zunächst nur mehr oder weniger provisorisch beseitigt. Anschließend erhielt das Rathaus die im Wesentlichen bis heute erhaltene Ausstattung mit dunklen Türen und Vertäfelungen. Auch die ersten farbigen Glasscheiben mit Motiven aus der Lingener Geschichte wurden damals eingebaut, namentlich das Oberlicht über der Haustür.

Bundespräsident Walter Scheel beim Stadtjubliäum 1975

Zum Stadtjubiläum 1975 erfolgte eine weitere Renovierung, bei der die Wachstube im Erdgeschoss in alter Form wiederhergestellt wurde. 2006 war eine umfassende Sanierung des gesamten Gebäudes notwendig, bei der auch die statischen Schäden vom Wirbelsturm 1927 endgültig beseitigt wurden.

Helmut Kohl im Wahlkampf 1976

Seit langer Zeit bildet das Rathaus die Kulisse für viele politische und gesellschaftliche Ereignisse in der Stadt. Parteiredner und Umweltschützer, Kivelingskönige und Anti-Atom-Aktivisten, Geistliche und Brautpaar, Sportler und Künstler nutzten und nutzen die Rathaustreppe als Bühne für besondere Ereignisse.

Nuntius Dr. Muensch, Bürgermeistger Koope und Erzbischof Berning 1952 im Alten Rathaus
Theo Lingen trägt sich 1968 in das Goldene Buch der Stadt Lingen ein