Stadt des Erdöls und der Großviehmärkte

Lingen in den 60er-Jahren

Das Hallenbad am Nordring ging 1966 in Betrieb

In den 60er-Jahren wandelte sich Lingen von der Eisenbahnerstadt zur modernen Industriestadt mit einer vielfältigen Wirtschaftsstruktur. Die Einwohnerzahl wuchs stetig. 1969 traten Laxten und Darme der Stadt Lingen bei, die damit weit über ihre Grenzen hinauswuchs.

Der Lingener Markplatz in den 60er-Jahren

Die Erdölförderung im Emsland erreichte um 1960 ihren Höhepunkt und ging dann langsam zurück. Gleichzeitig stieg der Bedarf an Ölprodukten und daher wurde die Raffinerie um eine zweite Anlage für Importöle erweitert.

Das Atomkraftwerk Lingen ging 1968 in Betrieb

Als neuer Energieträger kam damals in Deutschland die Atomenergie in Gebrauch und der Elektrizitätsversorger VEW errichtete in Darme eines der ersten deutschen Atomkraftwerke, das 1968 in Betrieb ging. Das ganze Emsland jubelte über diese moderne Technik, denn an die Gefahren der Atomkraft dachte damals noch niemand.

1966 wurde das Neue Rathaus bezogen

In der südlichen Altstadt begann die Stadtsanierung mit dem Neubau des Rathauses an der Elisabethstraße. Dafür musste eine ganze Häuserzeile abgebrochen werden. Der mehrgeschossige Verwaltungsbau im funktionalistischen Baustil mit einer Verkleidung aus grauen Waschbetonplatten galt damals als Inbegriff moderner Architektur.

Das alte Stadthaus auf dem Baublock ‚Marktplatz Süd‘ (1965)

Der „Baublock Süd“ am Marktplatz wurde schrittweise freigeräumt und am Ende verschwand dort sogar das „alte Stadthaus“, ein historisches Verwaltungsgebäude aus dem 17. Jahrhundert. Hier entstanden zunächst eine kleine Grünanlage und ein zentraler Busbahnhof. Später wurde an dieser Stelle der Neubau der Sparkasse errichtet.

Das Hallenbad am Nordring

Für Aufsehen sorgte seinerzeit das Hallenbad am Nordring. Nach der Verlegung des Sportplatzes auf ein weitläufiges Sportgelände mit Stadion und Freibad im Stadtteil Reuschberge war an der Wilhelmshöhe Platz für ein Hallenbad, das damals als Inbegriff von Sport- und Freizeitkultur galt.

Alle staunten über die futuristische Architektur des Hallenbades, das mit seinen großen Glasfronten wie ein Raumschiff aus dem Baubestand der Wilhelmshöhe aufstieg.

Sonntags nachmittags zogen die Lingener in die Ausflugsgasthöfe und die Lingener Jugend strömte mit der „Pölkerwanderung“ zu den Tanzveranstaltungen im Saal der Gaststätte Pölker in Altenlingen. Es ging noch gesittet zu – die jungen Damen tanzten im Kleid und die Herren mit Jackett und Krawatte! In den 60er-Jahren traten hier die ersten Lingener Beat-Bands auf.

In der ‚Kellerbar‘ im Hotel Nave

Ganz anders war die Atmosphäre in der „Kellerbar“ des Hotels Nave. Dort konnte man auch Damen im schulterfreien Kleid mit hochtoupierten Haaren und Zigarette treffen.

Theo Lingen bei Aufnahmen im alten Postamt Lingen

Der Schauspieler Theo Lingen, dessen Vater aus Lingen stammte, drehte 1968 in Lingen einen Werbespot für die Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“. Gefilmt wurde unter dem Motto „Lingen in Lingen“ im alten Postamt an der Marienstraße und auf dem Lingener Marktplatz.

Das ‚Häuschen im Grünen‘ war der Traum vieler Lingener in den 60er-Jahren

Viele Familien zogen damals aus der eng bebauten Innenstadt in ein Einfamilienhaus mit Garten im Grünen am Stadtrand. Die Handwerkbetrieb verlagerten ihre Werkstätten in die neuen Gewerbegebiete, um sauf größeren Flächen zu expandieren.

Ende der 60er-Jahre war das Lingener Stadtgebiet in alle Richtungen bis in die Grenzen zu den Nachbargemeinden vollständig bebaut und ein weiteres Wachstum war in den engen Stadtgrenzen nicht mehr möglich.

Bundespräsident Heinrich Lübke bei einem Besuch in Lingen

Damals wurden wichtige Weichen in der Kommunalpolitik gestellt. Die Landesregierung plante zunächst eine Gemeinde- und anschließend eine Kreisreform. Größere Verwaltungseinheiten sollten gebildet werden.

Das Clubhaus des Lingener Tennisvereins 1968

1969 schlossen sich die Gemeinden Darme und Laxten-Brockhausen auf freiwilliger Basis mit der Stadt Lingen zusammen. Damit war die Kommunalreform eingeleitet, auch wenn sich einige Nachbargemeinden zunächst weiter um den Erhalt ihrer Selbständigkeit bemühten.