Bleiplomben erleichterten früher den Warenverkehr
Sie sind nur etwa so groß wie ein Hosenknopf materiell nur von geringem Wert. Aber im Warenverkehr früherer Zeiten waren Bleiplomben zum Versiegeln von Säcken, Kisten und Transportbehältern unerlässlich.
Beim Suchen mit Metallsonden werden solche Bleiplomben auf Ackerflächen häufig gefunden. Die meisten stammen von Säcken mit Saatgut oder Kunstdünger, die auf dem Transport zum Schutz gegen unerlaubte „Entnahme“ mit Bleiplomben gesichert wurden. Andere dieser Fundstücke sind vielleicht mit Abfällen auf den Misthaufen und dann auf den Acker gelangt. Im Einzelnen lassen sich die Wege solcher Kleinfunde in der Regel nicht rekonstruieren.
Plomben wurden aber auch verwendet, um vom Zoll oder anderen Kontrollen geprüfte Waren und Behälter zu versiegeln, damit sie auf ihrem Weg zum Bestimmungsort nicht ständig geöffnet und durchsucht werden mussten. Dieses Verfahren ist im heutigen Güterverkehr noch immer üblich, wobei heute häufig ganze LKW versiegelt werden. Auch Gas- und Wasseruhren werden mancherorts noch mit Bleiplomben gegen Manipulation gesichert.
1992 erhielt das Emslandmuseum von einem niederländischen Sondengänger eine Bleiplombe mit der deutlich lesbaren Aufschrift „op Lingen“ – die anderen Worte sind nicht mehr leserlich. An den genauen Fundort konnte sich der Hobbyarchäologe aus Assen leider nicht mehr erinnern, aber die Inschrift verwies eindeutig auf die Stadt Lingen. Vermutlich diente die Plombe zum Versiegeln einer Postsendung nach Lingen, denn im 17. und 18. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiger Knotenpunkt im deutsch-niederländischen Postroutennetz.
1996 übergab ein Sondengänger aus Lingen dem Museum eine Plombe mit dem Wappen der früheren Grafschaft Lingen: im geviertelten Wappenschild oben links und unten rechts drei Seerosenblätter, das Wappen der alten Grafschaft Tecklenburg, in den anderen Feldern ein Anker, das Wappen der selbständigen Grafschaft Lingen. Dieses Wappen wurde nach der Abtrennung des Lingener Gebietes von den tecklenburgischen Stammlanden im späten 15. Jahrhundert für die nunmehr selbständige Grafschaft Lingen eingeführt. Da beide Grafschaften aber durch die komplizierten Erbgänge der Tecklenburger mehrfach wieder verein waren, wurde häufig das kombinierte Wappen mit Seerosenblättern und Ankern geführt.
Im 18. Jahrhundert gelangten sowohl Lingen als auch Tecklenburg unter preußische Herrschaft und wurden von Lingen aus gemeinsam verwaltet. Daher wurde auch im 18. Jahrhundert das kombiniete Wappen weitergeführt.
Die Plombe mit dem Lingen-Tecklenburger Wappen stammt von einer Ackerfläche bei Lingen. Was damit einst verschlossen wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.
Aus dem Nachlass der Lingener Archäologen Heinz-Werner Meyersieck und Hartmut Oosthuys besitzt das Museum eine große Anzahl von Bleiplomben, die im Lingener Raum gefunden wurden. Aber nur die hier gezeigten beiden Stücke weisen einen direkten Bezug zu Lingen auf.