Standortausbau und Protest
Die 80er-Jahre waren geprägt vom Ausbau Lingens zur Wirtschafts- und Kulturmetropole des Emslandes. Im Industriepark Süd entstand das Kernkraftwerk Lingen und 1987 war Lingen Schauplatz des Tages der Niedersachsen. An diese bewegten Jahre erinnert die 143 Folge der Serie „Achtung, Aufnahme“.
Mit einer großen „Kellerfete“ ging im Frühjahr 1980 die Tiefgarage unter dem Marktplatz in Betrieb. Der Fabeltierbrunnen wurde installiert und der Wochenmarkt wieder auf den Marktplatz verlegt. Die Gaststätte Alte Posthalterei in einem restaurierten Fachwerkhaus öffnete ihre Türen.
Im Juni 1980 veranstalteten Atomkraftgegner eine erste Großdemonstration gegen den geplanten Bau des Kernkraftwerks Emsland und im Herbst folgte eine weiter Kundgebung am projektierten Bauplatz im Industriepark Süd. In der Lingener Bevölkerung fand der Protest wenig Unterstützung.
Die Stadtsanierung schritt mit der Eröffnung von C&A an der Marienstraße und dem Bau der Südbrücke weiter voran. 1982 begann der Neubau der Sparkasse auf der Südseite des Marktplatzes.
Der Bau des Kraftwerks startete und gleichzeitig auch die Erdarbeiten für das Speicherbecken im Norden der Stadt.
Im Jahr darauf rollte der Autoverkehr erstmals über den Konrad-Adenauer-Ring. Die Bauerntanzstraße wurde zur Fußgängerzone ausgebaut und der historische Spinola-Markt fand erstmals wieder statt.
Nach mehrjähriger Renovierung wurde 1985 das Professorenhaus als Kulturzentrum eröffnet. Das theaterpädagogische Zentrum bezog dort seine Räumlichkeiten.
Mitte der 80er-Jahre begann mit dem Abriss des früheren Wagenwerkes an der Stelle der heutigen Emslandhallen die Sanierung und neue Nutzung der Industriebrachen des Eisenbahn-Ausbesserungswerkes Lingen, die sich dann über mehrere Jahrzehnte hinzogen. 1986 bezogen die Stadtbücherei und das Stadtarchiv in einem modernen Neubau an der Baccumer Straße ihre Räumlichkeiten. In der Nähe des Standortes der 1938 zerstörten Synagoge wurde neben dem Gedenkstein ein weiterer Stein mit den Namen aller früheren jüdischen Familien in Lingen aufgestellt.
Im folgenden Jahr wurde gegenüber dem Bahnhof das Parkhotel im renovierten Hotel Nave eröffnet.
Der Wasserturm an der Kaiserstraße wurde restauriert und die frühere Hüttenplatzschule an der Kokenmühle als Computerzentrum der Volkshochschule Lingen in Betrieb genommen.
Zum ersten Jahrestag der Atomkatastrophe in Tschernobyl gab es im April 1987 eine große Demonstration gegen den Weiterbau des Kernkraftwerks.
Ein großes Ereignis weit über Lingen hinaus war 1987 der „Tag der Niedersachsen“, der zehntausende Besucher nach Lingen lockte.
Beim Besuch von Ministerpräsident Ernst Albrecht auf dem „Tag der Niedersachsen“ mischten sich heimlich Atomkraftgegner und das Publikum und enthüllten während Albrechts Rede ein Protestplakat.
Als dann auch noch die verstrahlte Molke in Lingen entsorgt werden sollte, bildete sich eine breite Bürgerbewegung gegen die Molkeaufbereitung in Lingen.
Gleichwohl ging das Atomkraftwerk Anfang 1989 in Betrieb und die Molke wurde in Lingen dekontaminiert.
1988 übernahm die Stadt die Patenschaft für die ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ und konnte sich damit bundesweit präsentieren. Ende der 80er-Jahre eröffnete die Berufsakademie Emsland ihren Ausbildungsbetrieb. Damit war ein wichtiger Grundstein für den späteren Hochschulstandort Lingen gelegt.